Von Geburt an hat Christy Brown (Hugh O’Conor) in seinem Leben viel zu kämpfen. Als zehntes von insgesamt 13 Kindern ist er aufgrund einer fast völligen Lähmung seines Körpers ein Pflegefall. Dabei kann er sich auf seine Familie verlassen, zum Teil zumindest: Während sein mürrischer Vater (Ray McAnally) ihn abgeschrieben hat, glaubt seine Mutter Bridget (Brenda Fricker) fest an ihn. Auch seine Geschwister stehen für ihn ein, wenn er ihre Hilfe braucht. Dabei ist er Junge deutlich intelligenter, als zunächst alle glauben. So gelingt es ihm eines Tages, zum Erstaunen seiner Familie, mithilfe seines linken Fußes etwas auf den Boden zu schreiben. Als Erwachsener (jetzt: Daniel Day-Lewis) wird er sogar Bilder malen und zu Ruhm kommen. Doch die körperliche Beeinträchtigung wird ihm sein Leben lang zu schaffen machen – gerade auch bei der Suche nach Liebe …
Die Geschichte eines Triumphs
Sonderlich umfangreich ist die Filmografie von Daniel Day-Lewis nicht gerade. Gerade einmal 20 Werke finden sich darin, gedreht zwischen 1982 (Gandhi) und 2017 (Der seidene Faden). Und doch wird der Engländer, der sowohl für seine anspruchsvolle Rollenauswahl wie auch sein unnachgiebiges Method Action bekannt ist, als einer der besten Schauspieler aller Zeiten gehandelt. Bis heute hält er den alleinigen Rekord, drei Oscars als bester Hauptdarsteller gewonnen zu haben. Den ersten erhielt er dabei bereits 1990 für Mein linker Fuß. Zwar hatte er zuvor schon einige hochgelobte Filme gedreht. Doch es war seine Darstellung des 1981 verstorbenen Malers und Schriftstellers Christy Brown, die ihn einem größeren Publikum bekannt machte und eine wichtige Station in seiner Karriere wurde.
Der Grund dafür ist schnell gefunden. Natürlich, die Geschichte des englischen Künstlers ist gleichermaßen erstaunlich wie inspirierend. Wie kann jemand, der nur mühsam einen Fuß bewegen kann, mit diesem Bilder malen und schreiben? Wobei Mein linker Fuß mit einer ganz anderen alltäglichen Situation beginnt: Brown legt in dieser eine Schallplatte auf. Dabei ist von ihm nicht viel zu sehen, sein Gesicht bleibt verborgen. Der Fokus liegt auf dem Fuß, der mit einer verblüffenden Geschicklichkeit den Plattenspieler bedient. Solche Momente wird es auch im weiteren Verlauf des Films immer mal wieder geben. Eine Schlüsselszene ist, wie Brown vor der versammelten Familie ein Wort auf den Boden schreibt. Der Junge, der zuvor immer gepflegt werden musste, den man waschen und füttern musste, hatte auf einmal eine Stimme gefunden.
Großes Schauspielkino
Diese Suche nach einer eigenen Stimme und der Kampf darum, gehört zu werden, ist ein Hauptthema des Films. Die Tragik im Leben von Brown war nicht allein die körperliche Beeinträchtigung, sondern die Wahrnehmung durch andere, die in ihm immer nur den Krüppel sahen. Selbst als Maler und inzwischen des Sprechens fähig wurde er auf seinen geschickten Fuß reduziert. So manches beabsichtigte Lob wurde dabei zur Demütigung. Doch Mein linker Fuß ist gleichermaßen auch das Porträt seiner Familie und des Milieus, in dem er aufwächst. Nicht alle Familienmitglieder bekommen dabei ein wirkliches Profil. Dafür sind es einfach zu viele, die Laufzeit mit rund 100 Minuten zu kurz. Aber es sind eine Reihe schöner Momente dabei, welche die Browns als Gemeinschaft zeigen, sei es beim Fußballspiel, dem Abendessen oder dem Kohlenklauen. Denn auch das gehört dazu: Die Arbeiterfamilie hat kaum Geld, weiß oft nicht, wie es mit ihr weitergehen soll.
Regisseur und Drehbuchautor Jim Sheridan verzichtet dabei darauf, diese Punkte ausschlachten zu wollen. Vieles geschieht beiläufig, manches auch ohne Worte. Dabei lässt er Raum für Zwischentöne und Nuancen, etwa bei dem schwierigen Verhältnis zwischen dem Familienoberhaupt und seinen Kindern. Auch Christy selbst ist kein reiner Heiliger, sondern hat seine ambivalenten Momente. Das wiederum gibt dem Ensemble die Gelegenheit, den Figuren Leben einzuhauchen. Day-Lewis, der während der Dreharbeiten darauf bestand, auch abseits der Kamera einen Rollstuhl zu verwenden, ist dabei natürlich das Aushängeschild und zeigte dabei sein schauspielerisches Ausnahmetalent. Doch Mein linker Fuß lebt ebenfalls von den Kollegen und Kolleginnen, die sich um ihn scharen und die unverzichtbar sind bei der Beschreibung der familiären Bande. Das gibt dem Film zuweilen leichte Feel-Good-Qualitäten, was nicht ganz zu den nicht mehr im Film gezeigten traurigen letzten Jahren des Künstlers passt – Brown wurde vermutlich von seiner Ehefrau misshandelt und betrogen. Aber es ist großes Schauspielkino, das mehr als drei Jahrzehnte später noch immer bewegt und das einen dazu aufmuntert, sich stärker auf andere Menschen einzulassen.
OT: „My Left Foot“
Land: UK, Irland
Jahr: 1989
Regie: Jim Sheridan
Drehbuch: Shane Connaughton, Jim Sheridan
Vorlage: Christy Brown
Musik: Elmer Bernstein
Kamera: Jack Conroy
Besetzung: Daniel Day-Lewis, Alison Whelan, Brenda Fricker, Ray McAnally, Fiona Shaw, Hugh O’Conor
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 1990 | Bester Film | Nominiert | |
Beste Regie | Jim Sheridan | Nominiert | ||
Bester Hauptdarsteller | Daniel Day-Lewis | Sieg | ||
Beste Nebendarstellerin | Brenda Fricker | Sieg | ||
Bestes adaptiertes Drehbuch | Shane Connaughton, Jim Sheridan | Nominiert | ||
BAFTA | 1990 | Bester Film | Nominiert | |
Bester Hauptdarsteller | Daniel Day-Lewis | Sieg | ||
Bester Nebendarsteller | Ray McAnally | Sieg | ||
Bestes adaptiertes Drehbuch | Shane Connaughton, Jim Sheridan | Nominiert | ||
Bestes Make-up | Ken Jennings | Nominiert | ||
Europäischer Filmpreis | 1989 | Bester Film | Nominiert | |
Beste Regie | Jim Sheridan | Nominiert | ||
Bester Darsteller | Daniel Day-Lewis | Nominiert | ||
Film Independent Spirit Awards | 1990 | Bester ausländischer Film | Nominiert | |
Golden Globes | 1990 | Bester Hauptdarsteller (Drama) | Daniel Day-Lewis | Nominiert |
Beste Nebendarstellerin | Brenda Fricker | Nominiert |
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