München Mord: Damit ihr nachts ruhig schlafen könnt

Eigentlich waren Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen) und Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier) nur im Sportstudio, um Barbara Henkel (Kathrin Anna Stahl) mitzuteilen, dass man ihren Sohn nicht als vermisst melden könne. Denn der wäre jetzt volljährig. Erleichtert, dass sie diese Aufgabe hinter sich haben, werden sie gleich in den nächsten Fall hineingezogen. Ein Schuss fällt, der Täter (Franz Dinda) ist schnell gefasst. Zumindest sieht es danach aus. Doch der beteuert seine Unschuld und setzt alles daran, Flierl davon zu überzeugen. Dabei ist der Fall deutlich komplizierter, als sich herausstellt, dass die Tatwaffe der Bundeswehr entstammt. Als sie die Geschichte weiter untersuchen, überschlagen sich die Ereignisse, was auch zu Konflikten zwischen Ludwig Schaller (Alexander Held) und Robert Müller-Stoll (Andreas Lust) führt …

Spannender, als es der Titel verspricht

Seit 2014 wird mittlerweile München Mord ausgestrahlt und hat sich mit seiner Mischung aus skurrilen Figuren und lokalem Bezug eine größere Fangemeinde erkämpft. Nachdem die Zuschauerzahlen eine Weile stark nach oben gingen, gab es zuletzt bei Schwarze Rosen jedoch einen üblen Einbruch. Das mag daran liegen, dass der Film ganz untypisch im August ausgestrahlt wurde, wenn es meistens nur Wiederholungen im Fernsehen gibt. Außerdem war so mancher der Rekord-Teile zuvor sicher durch die Corona-Pandemie befeuert: Wer nichts draußen unternehmen kann, schaut sich schon mal TV-Krimis an. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Reihe schon länger schwächelt und der letzte Teil sogar ziemlich langweilig war. Da drohte der Titel des neuen Films Damit ihr nachts ruhig schlafen könnt, endgültig Programm zu werden.

Etwas überraschend ist der 16. Teil der ZDF-Krimireihe aber weit davon entfernt, eine bloße Einschlafhilfe zu sein. Tatsächlich ist der den vorangegangenen Filmen deutlich überlegen. Die Spannung wird dabei weniger durch die – Vorsicht kleiner Spoiler – Geiselnahme erzeugt, der eine längere Zeit den Inhalt bestimmt. Schließlich weiß das Publikum hier, dass das alles nicht böse ausgehen kann. Der Film tut auch nicht wirklich so, als wäre das mit einer größeren Gefahr verbunden, selbst wenn es nach außen hin danach aussieht. Wenn München Mord: Damit ihr nachts ruhig schlafen könnt spannend ist, dann weil man sich hier fragen darf, worum es denn überhaupt geht. Genauer vermischen sich hier mehrere Stränge, bei denen zunächst nicht klar ist, wie sie zusammenhängen. Was davon ist Zufall? Ist es überhaupt Zufall? Was ist der eigentliche Fall in dem Krimi?

Zwischen Gut und Böse

Interessant ist dabei vor allem, wie der krimierfahrene Drehbuchautor Thomas O. Walendy (Nord Nord Mord: Sievers und die letzte Beichte), der hiermit seinen Einstand bei der Reihe gibt, das Publikum im Unklaren lässt, wer denn der Böse ist. Klar, in dem Genre ist das fast immer der Fall. Schließlich sollen die Zuschauer und Zuschauerinnen ja raten, wer das Verbrechen begangen hat. Es ist sogar die Ausnahme, wenn von Anfang an verraten wird, wer hinter dem Verbrechen steckt. Aber es gelingt doch bei München Mord: Damit ihr nachts ruhig schlafen könnt ganz gut, hier Zweifel zu sähen. Hinzu kommen ein paar Wendungen, welche für Unterhaltung und Überraschung sorgen.

Leider ist das Ende etwas unbefriedigend, sowohl im Hinblick auf die Geschichte wie auch die Hinführung zum Ergebnis. Außerdem müssen Fans auf das Münchner Lokalkolorit verzichten. Zumindest ist davon dieses Mal nur wenig zu spüren. Platz für Humor ist aber geblieben, etwa beim Running Gag, dass der namenlose Tatverdächtige wie Omar Sharif aussehen soll. Darüber kann man sich dann streiten. Insgesamt ist München Mord: Damit ihr nachts ruhig schlafen könnt aber sicher einer der unterhaltsameren TV-Krimis der letzten Zeit gewesen, weshalb die Zuschauerzahlen nach dem letzten Knick wieder nach oben gehen dürfen.