Nächste Ausfahrt Glück: Katharinas Entscheidung

Nach langem hin und her hat sich Katharina (Valerie Niehaus) endlich entschieden: Sie möchte dauerhaft mit ihrer Jugendliebe Juri Hoffmann (Dirk Borchardt) zusammen sein, mit dem sie schon seit Längerem wieder eine Affäre hat. Als sie ihrem Mann Georg (Max Hopp) davon beichtet, zieht der auch schnell die Konsequenz und trennt sich von Katharina. Nur Sybille Stadler (Susanna Simon), mit dem Juri offiziell zusammen ist, ahnt nichts von der Situation und rechnet fest mit einer Hochzeit. Währenddessen hat Katharinas Sohn Paul (Sebastian Schneider) ganz andere Sorgen. So kommt es immer wieder zu Streit mit seiner hochschwangeren Frau Aya (Ruby Commey), da sie sowohl für die Geburt wie auch die Zeit danach ganz andere Vorstellungen hat als er …

Hauptsache Problem

So richtig ernstnehmen kann man den Titel der ZDF-Reihe Nächste Ausfahrt Glück nicht. Zumindest ist es auffällig, dass bei den Dramen, die am Sonntagabend im Rahmen der Herzkino-Programmschiene ausgestrahlt werden, kaum jemand je glücklich ist. Oder um den Titel wörtlich zu nehmen: Die Figuren haben ein unheimliches Talent dafür, konsequent an der glücksversprechenden nächsten Ausfahrt vorbeizufahren. Sofern sie überhaupt auf der richtigen Straße unterwegs sind. Letzte Woche machten sich bei Familienbesuch die Leute gegenseitig das Leben zu Hölle, wodurch die intime Hochzeit von Paul und Aya zum Desaster zu werden drohte. Jetzt wo das aus der Welt ist, macht das Brautpaar eben weiter. Irgendjemand muss ja dafür sorgen, dass irgendwas nicht funktioniert.

Leider führt Drehbuchautor Georg Weber an dieser Stelle die Klischees fort, die schon beim letzten Mal zum Einsatz kamen. Die Afrikanerin Aya interessiert sich nicht für Schulmedizin, vertraut lieber einer Esoterik-Hebamme, will eine Hausgeburt und das Kind im Zweifelsfall auf den Supermarktboden legen, anstatt einen Kinderwagen zu verwenden. Paul wiederum ist der typische Besserwisser-Deutsche, der seiner Ehefrau alles vorschreibt. Nächste Ausfahrt Glück: Katharinas Entscheidung schlägt sich dabei im weiteren Verlauf recht eindeutig auf die Seite von Aya. Im Grunde zeigen aber beide, dass sie nicht so wirklich für eine Partnerschaft auf Augenhöhe gemacht sind. Sie beharren jeweils auf ihre Standpunkte, ohne sich mit den Bedürfnissen des Gegenübers auseinanderzusetzen. So etwas kann natürlich auch bei den besten Paaren geschehen. Hier wirkt es aber schon sehr konstruiert, da vergleichbare Konflikte vorher nicht sichtbar waren.

Umständlich konstruiert

Aber Glaubwürdigkeit war ohnehin nie ein größeres Anliegen bei diesen Filmen. Das zeigt sich auch bei dem zweiten Handlungsstrang, der Nächste Ausfahrt Glück: Katharinas Entscheidung bestimmt. So war die Reihe von Anfang an etwas umständlich konstruiert, wenn die Protagonistin zwischen ihrer Jugendliebe und ihrem Ehemann steckt und diverse Geheimnisse ausgebuddelt werden – inklusive der Vaterschaft. Und gerade wenn man denkt, es wäre alles geklärt, wird wieder verkompliziert. Wenn Katharina, die mit Georg verheiratet ist, wieder mit Juri etwas anfängt, der aber mit Katharinas bester Freundin und Kollegin Sybille zusammen ist: Das hätte man in Seifenopern nicht verschwurbelter hinbekommen. Diese Problemkonstrukte haben schon was von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.

Wen das bislang nicht gestört hat – etwa vier Millionen Menschen schalten derzeit bei den Filmen ein –, dürfte das auch dieses Mal nicht so tragisch finden. Zumal Nächste Ausfahrt Glück: Katharinas Entscheidung im Vergleich zu einigen vorangegangenen Teilen sogar fast schon alltäglich ist. Am Ensemble ist sowieso nichts auszusetzen. Doch trotz minimaler Verbesserung, tatsächlich sehenswert ist das Drama, welches vom ZDF als Komödie verkauft wird, nicht. Wer komplexe und zugleich plausible Familiendynamiken sehen möchte, der wird an anderen Stellen besser bedient. The Adults und Geranien zeigen aktuell, wie so etwas deutlich besser aussehen kann.