Während die Mehrheit ihrer Kollegen schon seit Stunden zu Hause bei ihren Familie ist, arbeitet Angela (Rachel Nichols) noch bis spät abends an einem Projekt am Weihnachtsabend. Als Angela dann Feierabend machen will und schon am Steuer ihres Autos in der Tiefgarage ist, springt der Wagen einfach nicht an. Die Türen nach draußen sind vom Nachtwächter schon längst abgeschlossen und lediglich der Sicherheitsbeamte Thomas (Wes Bentley) scheint anwesend zu sein. Schließlich ruft Angela ein Taxi, doch bevor sie auf sich aufmerksam machen kann, wird sie überwältigt und betäubt. Stunden später wacht sie in Thomas’ Büro wieder auf, der sich als der Angreifer zu erkennen gibt und darauf besteht, lediglich mit ihr Weihnachten feiern zu wollen. Angela wird klar, dass sie es mit einem Psychopathen zu tun hat, der von einer Sekunde auf die nächste auch sie attackieren könnte.
Eine universelle Angst
Produzent Alexandre Aja gehört zu den federführenden Filmemachern, die Anfang der 2000er Jahre eine Bewegung im Horrorgenre auslösten, welche sich unter anderem durch ihre explizite Gewaltdarstellung auszeichnet und sich in der Tradition des Horrorkinos der 1960er und 1970er sah. Nach der Fertigstellung von High Tension war ihm und Koautor Grégory Levasseur klar, dass sie das Genre des Survival-Horror in einem weiteren Projekt bedienen wollten, wobei sie als Handlungsort eine Tiefgarage wählten. Die Angst, die die Protagonistin fühlt, sollte weniger abstrakt sein und in der Wirklichkeit verwurzelt sein, denn Tiefgaragen und Parkhäuser gelten für viele als Räume der Angst. Aufgrund vieler anderer Projekte wurde die Regie von P2 – Schreie im Parkhaus dann an Ajas Freund Franck Khalfoun übergeben, der in High Tension eine kleine Rolle als Tankwart bekleidete.
Als P2 ins Kino kam, wurde recht schnell deutlich, dass der Streifen wohl nicht an den Erfolg von Filmen wie High Tension anknüpfen konnte, denn er wurde sowohl vom Publikum gemieden als auch von den Kritikern zerrissen. Hauptkritikpunkt war die mangelnde Originalität der Geschichte, welche außerhalb einiger blutiger Szenen wenig zu bieten hatte, was man nicht schon unzählige Male gesehen hatte. Mit etwas Abstand zu dem Überangebot an uninspirierten Remakes und Sequels, die man in den 2000er Jahre gefühlt jede Woche im Kino zu sehen bekam, ist es vielleicht Zeit, P2 oder insgesamt die Filme eines Franck Khalfoun etwas genauer zu betrachten. Urbane Räume der Angst zeichnen das Kino dieses Regisseurs aus, was er in diesem Film wie auch seiner Neuinterpretation von Maniac unter Beweis stellte, wobei nicht zuletzt die Kameraarbeit von Maxime Alexandre eine wichtige Rolle spielt. Das Dunkle, Graue und Feuchte wirkt bisweilen wie eine Sarg oder eine Falle für die Heldin, was gerade den Verfolgungsszenen eine ungeheure Dynamik und Spannung gibt.
Elvis in der Tiefgarage
Formal muss sich P2 nichts gefallen lassen, denn gerade auf dieses Ebene funktioniert eigentlich sehr viel in Khalfouns Film. Dies kann man jedoch nicht über das Schauspiel sagen, denn Rachel Nichols als „final girl“ hinterlässt kaum Eindruck beim Zuschauer und ihre Verwandlung vom Opfer hin zu einer Person, die sich gegen ihren Angreifer wehrt, verläuft in gewohnten, allzu berechenbaren Bahnen. Der aus American Beauty bekannte Wes Bentley gibt sich sehr viel Mühe als Psychopath zu überzeugen, wobei er zum over-acting neigt und viele Szenen bzw. Dialoge keinen Gefallen tun. Wenn seine Figur, während deren Opfer durch die Gänge der Tiefgarage irrt, einen Weihnachtssong Elvis Presleys zum Besten gibt, ist das immer sehr nahe an der Karikatur, auch wenn ein gewisser Unterhaltungswert da ist.
Wenn man es als Zuschauer schafft, seine Erwartungen nicht zu hoch anzusetzen, kann man sehr viel Spaß mit einem Film wie P2 haben. Im Kontext des Horrorkinos der 80er, in dem das Slasher-Genre Hochkonjunktur feierte und auf welches sich Khlafouns Film bezieht, ist P2 sicherlich ein großes Vergnügen, und zudem technisch und inszenatorisch beachtlich.
OT: „P2“
Land: USA
Jahr: 2007
Regie: Franck Khalfoun
Drehbuch: Alexandre Aja, Franck Khalfoun, Grégory Levasseur
Musik: tomandandy
Kamera: Maxime Alexandre
Besetzung: Rachel Nichols, Wes Bentley, Simon Reynolds, Philip Akin, Stephanie Moore, Miranda Edwards
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