Reminiscence: Die Erinnerung stirbt nie
© Warner Bros.

Reminiscence – Die Erinnerung stirbt nie

Reminiscence DVD
„Reminiscence – Die Erinnerung stirbt nie“ // Deutschland-Start: 26. August 2021 (Kino) // 9. Dezember 2021 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Erinnerungen sind das große Geschäft von Nick Bannister (Hugh Jackman). Gemeinsam mit seiner Freundin Watts Sanders (Thandiwe Newton) führt er einen gut laufenden Laden, der sich darauf spezialisiert hat, im Gedächtnis verborgene Situationen wieder sichtbar zu machen. Manche nutzen dies, um vergangene Situationen noch einmal neu erleben zu dürfen oder auch verstorbene Menschen wiedersehen zu können. Mae (Rebecca Ferguson), die eines Tages kurz nach Ladenschluss auftaucht, hat ein deutlich pragmatischeres Anliegen: Sie sucht verzweifelt ihren Schlüssel. Durch die Maschine will sie die vergangenen Stunden rekonstruieren, in der Hoffnung, ihn wiederzufinden. Nick lässt sich darauf ein und wird tatsächlich nach einer Weile fündig. Was jedoch als reine Geschäftsbeziehung startet, wird kurze Zeit später zu einer leidenschaftlichen Affäre – bis Mae plötzlich verschwindet …

Gefangen in Erinnerungen

Erinnerungen sind unerlässlich für das menschliche Überleben, helfen sie uns doch, bewährte Verhaltensweisen einzustudieren und Fehler nicht zu wiederholen. Sie können aber auch zu einem Gefängnis werden, das es verhindert, im Leben weiterzukommen. Gesicht der Erinnerung erzählte kürzlich von einem solchen Fall, wenn eine Frau auch 20 Jahre später nicht über den Tod ihres Partners hinwegkommt und sie diesen überall zu sehen glaubt. In Reminiscence – Die Erinnerung stirbt nie hat das Erinnern von Anfang an eine gewisse Ambivalenz. So lernen wir zu Beginn mehrere Menschen kennen, die mit technologischer Unterstützung ihre Vergangenheit neu erleben dürfen, mit den unterschiedlichsten Motiven. Doch da schwingt immer die Frage mit, ob das für die Gedächtnisreisenden wirklich gesund ist. Nick selbst rät sogar eigentlich davor ab, weil wiederholtes Erinnern mit Gefahren verbunden ist.

Auch beim Setting mag es Regisseurin und Drehbuchautorin Lisa Joy offensichtlich etwas ambivalenter. Die US-Amerikanerin, die zuvor unter anderem an den Serien Westworld und Pushing Daisies mitgearbeitet hat und hiermit ihr Spielfilmdebüt gibt, entwirft eine Welt, in der mal wieder die Klimakatastrophe alles auf den Kopf gestellt hat. Der Standard im Science-Fiction-Genre also. Doch während bei den Kollegen und Kolleginnen daraus düstere Dystopien werden, da ist Reminiscence – Die Erinnerung stirbt nie deutlich hübscher. Wenn Miami unter Wasser steht und nur die Reichen auf dem Trockenen leben, klingt das eigentlich katastrophal. Joy wandelt dies jedoch in eine Postkartenidylle um, die nicht so wirklich zu dem angestrebten Noir-Ambiente passt. Auf die Geschichte hat das Setting ohnehin praktisch keinen Einfluss, es ist nicht mehr als ein Hintergrund, vor dem sich alles abspielt.

Wenig spannend

Allgemein will sich nie so wirklich ein Gefühl der Bedrohung einstellen. Obwohl Reminiscence – Die Erinnerung stirbt nie immer mal wieder als Thriller bezeichnet wird, fehlt dafür doch ein wichtiger Bestandteil: die Spannung. Tatsächlich zieht sich der Film im Mittelteil sogar ziemlich, wenn die Suche nach der verschwundenen Mae nicht wirklich vorankommt. Dabei war der Einstieg noch ziemlich vielversprechend, wenn Rebecca Ferguson (Doctor Sleeps Erwachen) ihre Version einer klassischen Femme Fatale zeigt und dabei auch ihr gesangliches Talent unter Beweis stellt. Im weiteren Verlauf geht aber auch das wieder verloren. Joy bewegt sich im letzten Drittel weg von der ursprünglichen Genreausrichtung und mag es dann lieber kitschiger. Wer auf der Suche nach einem tatsächlich düsteren Film ist, der ist hier deshalb ziemlich verkehrt.

Schlecht ist der Film deswegen nicht. So ist das Setting ja durchaus schön anzusehen. Die Idee der Erinnerungsmaschine ist prinzipiell auch gut und wohl der Grund, weshalb das Drehbuch 2013 auf der sogenannten Black List stand, eine Liste mit den beliebtesten bislang unverfilmten Drehbüchern. Zwar wird die Idee nicht so ganz konsequent durchgezogen, die Geschichte ergibt teilweise auch keinen Sinn. Aber es ist schon eine reizvolle Alternative zur klassischen Detektivarbeit, wenn Befragungen und Spurensuche durch eine Visualisierung des Gedächtnisses ersetzt werden. Nur reicht das alles nicht aus. Reminiscence – Die Erinnerung stirbt nie ist ein letztendlich durchschnittliches Debüt, das die eigenen Stärken nicht genug zu nutzen weiß und damit weit unter den Möglichkeiten bleibt.

Credits

OT: „Reminiscence“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Lisa Joy
Drehbuch: Lisa Joy
Musik: Ramin Djawadi
Kamera: Paul Cameron
Besetzung: Hugh Jackman, Rebecca Ferguson, Thandiwe Newton, Cliff Curtis

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Reminiscence – Die Erinnerung stirbt nie
fazit
Eigentlich klang „Reminiscence – Die Erinnerung stirbt nie“ sehr vielversprechend, wenn in einem überfluteten Miami mithilfe einer Erinnerungsmaschine eine verschwundene Frau gesucht. Es wird nur zu wenig draus gemacht. Obwohl eigentlich ein futuristischer Noir-Thriller wird es nie so wirklich düster, es entsteht auch kein Gefühl der Bedrohung. Trotz ansprechender Ideen kommt das nicht über Durchschnitt hinaus und versinkt zum Schluss auch noch in Kitsch.
Leserwertung0 Bewertungen
0
5
von 10