In seinen jungen Jahren hat Tom (Justice Smith) schon so einiges erlebt. Vieles davon war nicht unbedingt sehr angenehm gewesen. Inzwischen ist aber Ruhe eingekehrt, er führt ein zurückgezogenes Leben in einem kleinen Buchladen. Das soll sich ändern, als er der Studentin Sandra (Briana Middleton) begegnet, die eines Tages in den Laden kommt. Tom ist sofort hin und weg, auch sie ist von ihm angetan, endlich scheint alles mal gutzugehen. Bei Max (Sebastian Stan) sieht es hingegen recht düster aus. In seiner Vergangenheit ist nicht minder schiefgegangen. In der Gegenwart sieht es nicht besser aus. Das macht gerade auch seiner Mutter Madeline (Julianne Moore) zu schaffen, die inzwischen mit dem Milliardär Richard (John Lithgow) verheiratet ist …
Hoch gehandelte Enttäuschung
Während sich Apple TV+ im Serienbereich als eine der besten Adressen etabliert hat, sowohl im Hinblick auf die Qualität wie auch den Abwechslungsreichtum, ist das mit den Filmen so eine Sache. Zwar gelang dem Streamingdienst der Coup, für CODA einen Oscar als bester Film des Jahres abzustauben. Die meisten anderen Filme gehen aber ziemlich unter. Und das trotz oft erstklassiger Besetzung: Ob nun Emancipation mit Will Smith, Spirited mit Ryan Reynolds und Will Ferrell oder auch Raymond & Ray mit Ethan Hawke und Ewan McGregor, das ist alles bestenfalls solide. Wirkliche Höhepunkte sin rar gesät, die Aufmerksamkeit hielt sich in Grenzen. Mit Sharper startet nun der nächste Versuch. Und erneut ist das Ergebnis enttäuschend.
Am Cast liegt das nicht. Der ist mal wieder mit einigen großen Namen versehen, hinzu kommen vielversprechende Nachwuchstalente. Aber schauspielerisches Talent ist keine Allzweckwaffe, die allein einen guten Film garantiert. Die Darsteller und Darstellerin brauchen schon auch das passende Material. Brian Gatewood und Alessandro Tanaka, die gemeinsam das Drehbuch geschrieben haben, interessieren sich aber nicht sonderlich für die Figuren. Die sind in Sharper nur ein Mittel zum Zweck. Wobei das irgendwie dann doch auch passend ist für einen Film, bei dem alles und jeder nur ein Mittel zum Zweck ist. Und dieser Zweck ist – so wird relativ früh klargemacht – die persönliche Bereicherung. Erlaubt ist alles, auch und vor allem Lügen und Betrügen, solange am Ende das große Geld winkt.
Wendungen nach Schema F
Die Frage ist dann nur: Wie schaffe ich das? In mehreren Kapiteln erzählt Sharper, wie die fünf Hauptfiguren auf unterschiedlichen Wegen um das Vermögen ringen. Dabei ist natürlich vieles nicht so, wie es anfangs wirkt. Das betrifft nicht nur die Protagonisten und Protagonistinnen, die ihre Geheimnisse haben und sich gegenseitig anlügen, wann immer sie den Mund aufmachen. Es betrifft auch die Szenen. Da sind immer wieder welche dabei, bei denen erst im weiteren Verlauf wirklich klar wird, worum es geht und was genau dahintersteckt, indem konstant die Perspektive gewechselt wird. Dadurch ist schnell ersichtlich: Trauen kann man hier niemandem. Das einzige Verlässliche ist, dass jeder jeden auf die eine oder andere Weise bescheißen will.
Sowas macht grundsätzlich schon Spaß. Das Problem bei Sharper ist jedoch, dass man hier eben sehr früh weiß, wie das funktioniert. Ist man einigermaßen genreerfahren, fehlen die Überraschungen – eben weil dauernd Wendungen bemüht werden. Hinzu kommt, dass diese gerade später sehr umständlich konstruiert ist. Da hielt man das Drehbuch, das 2020 auf der Black List der beliebtesten bislang unverfilmten Drehbücher stand, ganz offensichtlich für cleverer, als es ist. Zum Teil wird das durch die besagte schauspielerische Klasse aufgefangen. Außerdem hat die dänische Kamerafrau Charlotte Bruus Christensen (Der Anruf, Girl on the Train) schicke Bilder zusammengestellt, der Thriller ist schon über weite Strecken ein Hinkucker. Nur eben einer, der einfach nicht so gut wird, wie er es angesichts der einzelnen Bestandteile sein sollte.
OT: „Sharper“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Benjamin Caron
Drehbuch: Brian Gatewood, Alessandro Tanaka
Musik: Clint Mansell
Kamera: Charlotte Bruus Christensen
Besetzung: Julianne Moore, Sebastian Stan, Justice Smith, Briana Middleton, John Lithgow
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