In Tokio lebt die Kellnerin Kyoko (Rin Asuka) ein Leben, in dem sie vor allem nicht auffallen will. Nach einem traumatischen Erlebnis in ihrer Kindheit hält sie sich vor allem von Männern fern, weshalb es schon eine Besonderheit ist, wenn sie mit ihren männlichen Kollegen auf der Arbeit spricht oder ihrem Nachbarn, dem ebenfalls zurückgezogen lebenden Schriftsteller Fuyuki (Keniji Mizuhashi). Ihre Mitbewohner, Haru (Hitomi Nakatani), Naomi (Shoka Oshima) und Yukari (Airi Matsuyama) sehen diese Gespräche und Kontakte gar nicht gern, erst recht Naomi, mit der Kyoko schon länger in einer Liebesbeziehung ist. Die Begegnung mit dem Autoren bringt sie aus dem Gleichgewicht, wie auch die mit ihrer Mutter (Toshie Negishi), welche ihr maßgeblich die Schuld am Tod ihres Mannes gibt. Was außer Kyoko aber keiner ahnt, ist, dass ihre Mitbewohnerinnen nur Facetten ihrer multiplen Persönlichkeit sind.
Das empfindliche Gleichgewicht zwischen Kyoko und ihrer Persönlichkeiten wird nicht nur durch ihre Gefühle für den Schriftsteller gestört. Ein Mordfall in ihrem Umkreis deutet auf eine weitere Person in ihr hin, eine bislang unbekannte Identität, die Kyoko als „Monster“ bezeichnet. Aus Angst, dieser noch mehr Opfer in die Hände zu spielen, will sie sich noch weiter zurückziehen, doch da wollen vor allem Naomi und Yukari nicht mitmachen. Als sich ein vermeintlicher Zeuge für einen der Morde findet, muss Kyoko handeln, wenn sie Gewissheit haben will und Fuyuki nicht das nächste Opfer sein soll.
Horror und Erotik
Der Name von Regisseur Hideo Nakata ist auf ewig verbunden mit dem Label J-Horror, hat er doch mit Ring sowie Dark Water zwei Filme geschaffen, die auch außerhalb dieses Sub-Genres als Meisterwerke bezeichnet werden können. Spätestens mit seinem Beitrag zur Roman Porn-Reihe White Lily scheint Nakata Geschmack gefunden zu haben an der Vermischung von Mystery und Erotik, was auch sein 2019 erschienener Split Desires – Dunkle Triebe belegt, der kürzlich von Busch Media Group in Deutschland fürs Heimkino veröffentlicht wurde.
Basierend auf einer Romanvorlage Kei Oishis erzählt Split Desires eine Geschichte um multiple Identitäten und baut seine Spannung auf der Frage auf, wie sehr die Protagonistin sich selbst trauen kann. Das Szenario erinnert bisweilen an Genrebeiträge wie M. Night Shyamalans Split oder James Mangolds Identität, vor allem, wenn die einzelnen Persönlichkeiten aushandeln, wer in welchem Maße über den Körper Kyokos Kontrolle hat und wie mit der vermeintlich neuen Identität umzugehen sei. Dieser Ansatz ist erzählerisch wie auch ästhetisch dürftig und nicht durchgehend überzeugend, selbst wenn man zugestehen muss, dass die Darstellerinnen solide Arbeit leisten, wenn es darum geht, die Unterschiedlichkeit der einzelnen Persönlichkeiten zu betonen. Wenn aber Rin Asuka von sich aus die Transformation zu einer anderen Facette von Kyokos Identität spielt, ist das wesentlich nachvollziehbarer und auch schauspielerisch ansprechender gelöst.
Das Monster in mir
Wie schon in White Lily geht es Hideo Nakata um Themen wie Kontrolle und Unterwerfung. Die Kombination aus den Thriller- oder Horrorelementen mit den erotischen Szenen spielt wiederholt mit Konzepten wie physischer und psychologischer Folter sowie mit der Vormachtstellung der einzelnen Persönlichkeiten. Verbunden mit dem Schauspiel der Darstellerinnen ist dies auch durchaus solide, wenn auch narrativ banal, da sich der thematische Tiefgang zum einen in Grenzen hält und die visuelle Umsetzung ebenso zu wünschen übrig lässt. Im besten Falle läuft auf die eine Form der Simplifizierung und der Küchenpsychologie hinaus, die nach einer Weile nervt.
OT: „Satsujinki o kau onna“
Land: Japan
Jahr: 2019
Regie: Hideo Nakata
Drehbuch: Kaori Yoshida
Vorlage: Kei Oishi
Musik: Hidekazu Sakamoto
Kamera: Yuta Tsukinaga
Besetzung: Rin Asuka, Shinya Hamada, Airi Matsuyama, Kenji Mizuhashi, Hitomi Nakatani, Toshie Negishi, Mutsuo Yoshioka, Shoka Oshima
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