Seit ihrer Schulzeit am renommierten Sophianum sind Miriam (Franziska Weisz), Doris (Diana Amft), Inès (Jasmin Gerat) und Christiane (Franziska Hackl) miteinander befreundet, sind über die Jahre durch dick und dünn gegangen. Momentan können sie die gegenseitige Unterstützung gut gebrauchen, machen sie doch alle Krisen durch. So steht Miriams Ehe mit Joachim (Andreas Lust) vor dem Aus. Auch die Ehe von Inès mit Etienne (Wanja Mues) kriselt, was in erster Linie an ihrem schwierigen Sohn Oliver (Etienne Halsdorf) liegt, der ständig Ärger macht. Christiane und ihr Mann Filip (Stefan Pohl) wiederum trauern ihren Sohn, der sich vor vielen Jahren in der Schule aus dem Fenster gestürzt hat. Und dann ist da noch Doris, die immer wieder Ärger mit ihrer herrischen Mutter Berta (Jutta Speidel) hat, was ihr und ihrem Ehemann Sebastian (Rick Kavanian) zusetzt. Doch es gibt noch ein anderes Thema, das die vier beschäftigt: Das Ermittlerduo Elfriede Grünberger (Sissy Höfferer) und Lukas Leodolter (Tobias Resch) untersucht noch einmal den Tod des Schulleiters Paul Paulitz (Harald Krassnitzer). Damals ist man von Selbstmord ausgegangen. Oder hat jemand anderes ihn in den Tod gestürzt?
Drama trifft auf Krimi
Deutsche Serien stehen gern im Ruf, analog zu hiesigen TV-Filmen, ein bisschen bieder und dröge zu sein. In der letzten Zeit wurden jedoch von den öffentlich-rechtlichen Sendern mehrere produziert, die ein bisschen Schwung in die Sache bringen sollen. Die beiden bekanntesten Beispiele dürften dabei Gestern waren wir noch Kinder und die Online-Produktion Asbest sein, die jeweils ein großes Millionenpublikum erreichten. Ähnliche Hoffnungen dürfte man auch bei dem stolz als Eventserie angekündigten Tage, die es nicht gab haben, die über mehrere Wochen hinweg zur besten Prime Time im Ersten ausgestrahlt wird. Hinzu kommen eine Reihe bekannter Gesichter, die gerade bei einem fernsehaffinen Publikum für Wiedererkennungseffekte sorgen dürften.
Auch inhaltlich darf man hier das eine oder andere Déjà-vu-Erlebnis haben. So setzt man bei der deutsch-österreichischen Coproduktion auf eine mittlerweile sehr bewährte Mischung aus abgründigem Familiendrama und Genreelementen, die für Spannung sorgen sollen. Letztere bedeutet in Tage, die es nicht gab, dass herausgefunden werden muss, wer den Schulleiter in die Tiefe gestoßen hat. Dass es Selbstmord war, ist ausgeschlossen. Dafür war der Mann zu selbstverliebt. Das wiederum stellt das Ermittlerduo vor eine schwierige Frage, wer es gewesen ist, an potenziellen Motiven mangelt es schließlich nicht. Tatsächlich ist Paul Paulitz ein derart widerwärtiger Mensch, dass man sich vielmehr fragt, warum er nicht schon viel früher ermordet wurde. Der eigentlich aus dem Tatort bekannte Harald Krassnitzer zeigt hier wie zuletzt bei Ostfriesenmoor, dass er sich darauf versteht, abseits seiner Paraderolle sehr unsympathische Figuren zu verkörpern.
Unterhaltsam, aber nicht sehr sinnvoll
Das Ergebnis ist schon recht spannend, man darf hier acht Folgen lang spekulieren, wer es gewesen ist. Dennoch ist die Serie in der Hinsicht etwas zwiespältig. Auf der einen Seite macht es Spaß, sich am Rätselraten zu beteiligen. Außerdem bringt das Ermittlungsduo immer mal wieder Humor in die düstere Geschichte. Das steht teilweise in einem ziemlichen Kontrast mit den düsteren Strängen, ist aber unterhaltsam. Problematisch ist jedoch das Ende. Bei Tage, die es nicht gab überschlagen sich die Ereignisse und werfen dem Publikum dann auf einmal eine Auflösung vor die Füße, die zu willkürlich ist, als dass sie wirklich befriedigend wäre. Sie wird auch nicht wirklich erarbeitet, sondern ist irgendwann einfach da. Als reiner Krimi ist das hier deshalb weniger zu empfehlen.
Aber der Fall ist eben auch nur ein Teil der gesamten Geschichte. Das erinnert an Neuland, eine weitere aktuelle Serie des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. In beiden Fällen ist ein Kriminalfall – dort eine verschwundene Frau, hier ein getöteter Mann – nur der Anlass, um von einer Clique von Freundinnen zu erzählen, bei denen so ziemlich alles im Argen liegt. In beiden Serien geht es auch um Risse in heilen Fassaden, wobei das hier besonders die Schule betrifft. Alte Elite, die Hälfte der Verfassungsrichter war als Schüler dort, so heißt es in Tage, die es nicht gab. Das ist natürlich mit Klischees verbunden, so wie es an mehrere Stellen an Nuancen fehlt. Wen das nicht stört, findet hier eine kurzweilige Serie, bei der man recht leicht bis zum Ende dranbleibt. Dank Mediathek sind auch bereits alle acht Folgen verfügbar, was zum fröhlichen Bingen einlädt.
OT: „Tage, die es nicht gab“
Land: Deutschland, Österreich
Jahr: 2022
Regie: Anna-Katharina Maier, Mirjam Unger
Drehbuch: Mischa Zickler
Musik: David Reichelt
Kamera: Josef Mittendorfer, Sebastian Thaler
Besetzung: Franziska Weisz, Diana Amft, Jasmin Gerat, Franziska Hack, Sissy Höfferer, Tobias Resch, Harald Krassnitzer, Andreas Lust, Chiara Bauer, Constantin Bauer, Lennard Winkler, Rick Kavanian, Jutta Speidel, Niobe Eckert, Wanja Mues, Etienne Halsdorf, Stefan Pohl
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