Es sollte ein Neuanfang für alle Beteiligten sein, als Fredrik (Linus Wahlgren) mit seiner neuen Freundin Shirin (Dilan Gwyn) und seinem 5-jährigen Sohn Lukas (Eddie Eriksson Dominguez) die Doppelhaushälfte bezieht. Noch immer leidet der Junge schwer unter dem Verlust seiner Mutter, Fredriks vor einiger Zeit verstorbenen ersten Frau. Das neue Zuhause soll den drei die Möglichkeit geben, als Familie zusammenzuwachsen und einen gemeinsamen Lebensabschnitt zu beginnen. Ganz so wie geplant klappt das aber nicht, denn kurze Zeit später bekommt Fredrik einen neuen Job, weswegen er nur noch an den Wochenenden zu Hause sein kann. Dafür findet Lukas schnell Anschluss und freundet sich mit dem Jungen von nebenan an. Die Sache hat jedoch einen Haken: Die andere Doppelhaushälfte steht seit Jahren leer …
Kinder und das versteckte Böse
Auch wenn Kinder sicherlich nicht die Zielgruppe für Horrorfilme sind, so gibt es doch Massen an Titeln, bei denen sie im Mittelpunkt stehen. Oft geht es dabei darum, dass sie besonders empfänglich sind für das Böse, das sich auf die eine oder andere Weise versteckt. Kürzlich schloss in M3GAN ein Mädchen Freundschaft mit einer Mörderpuppe. Auch in Slapface – Woher kommen Monster und Come Play finden einsame Kinder neue Freunde, bei denen sich herausstellt, dass sie weder menschlich noch sonderlich freundlich sind. Das Prinzip ist immer dasselbe, wenn traurige Schicksale mit großem Schrecken verbunden werden sollen. Insofern ahnt das Publikum recht schnell bei The Evil Next Door, dass das mit dem angeblichen Jungen nebenan nur eine fiese Falle ist – und das nicht nur, weil der Titel bereits alles vorab verrät, was es zu wissen gilt.
Tord Danielsson und Oskar Mellander, die gemeinsam Regie geführt haben und auch für das Drehbuch verantwortlich sind, wollten bei ihrem Spielfilmdebüt offensichtlich auf Nummer sicher gehen und lieber nichts tun, was sich nicht schon vielfach bewährt hat. Grundsätzlich ist das nachvollziehbar. Es ist auch nicht verwerflich in einem Umfeld, bei dem man schon für die Chance auf einen ersten Film dankbar sein darf. Aber es ist auch schade, wenn der Traum eines eigenen Films darauf hinausläuft, zahlreiche andere nur mehr oder weniger zu kopieren. Der Ablauf der Geschichte ist bei The Evil Next Door frei jeglicher Überraschungen. Auch die Sache mit dem Trauma oder der Isolation in einer neuen Umgebung ist so abgegriffen, dass man schon gar nicht mehr sagen kann, woher man das geklaut hat.
Alles nur 08/15-Horror
Klar, Horrorfilme müssen nicht originell sein. Die wenigsten sind es. Bei einem Genre, das derart oft bedient wird, ist es aber schon von Vorteil, irgendetwas bieten zu können, das eine eigene Handschrift beinhaltet. Bei The Evil Next Door fehlt das völlig. Es fehlt beim Inhalt, bei Geschichte und Figuren. Es fehlt aber auch bei der Inszenierung. Danielsson und Mellander ist wirklich nichts eingefallen, das über 08/15-Jump-Scares oder die üblichen Tricks von Haunted House Horror hinausgeht. Da gibt es knarrende Fußböden oder anderweitige unheimliche Geräusche. Da gibt es eine Optik, die einen glauben lässt, dass in ganz Schweden Farben ausverkauft sind. Zumindest solche, die sich abseits von Blau, Grau oder Schwarz bewegen.
Darüber muss man sich nicht unbedingt ärgern, im Horrorgenre gibt es deutlich schlimmere Werke. Kompetent umgesetzt ist das Ganze schon: Wer empfänglich ist für solche Grusler und kein Problem damit hat, Klischees in Dauerschleife zu sehen, kann hiermit sogar Spaß haben. Ansonsten aber wird The Evil Next Door ziemlich schnell langweilig. Es gibt in dem Film für ein einigermaßen erfahrenes Publikum wirklich nichts, das dazu geeignet wäre, Spannung zu erzeugen und neugierig zu machen. Selbst auf dem Höhepunkt, wenn das sich zuvor nur versteckt haltende Monster doch mal aus der Deckung wagt und zur Jagd ansetzt, entlockt einem das nicht mehr als ein Schulterzucken. So generisch der internationale Titel, so überflüssig ist das, was dahinter auf das Publikum wartet.
OT: „Andra sidan“
Land: Schweden
Jahr: 2020
Regie: Tord Danielsson, Oskar Mellander
Drehbuch: Tord Danielsson, Oskar Mellander
Musik: Jonas Wikstrand
Kamera: Henrik Johansson, Andres Rignell
Besetzung: Dilan Gwyn, Linus Wahlgren, Eddie Eriksson Dominguez
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