Es ist ein schwieriger Auftrag, den Sofia (Kristine Kujath Thorp) und ihr Kollege Arthur (Rolf-Kristian Larsen) da zu erfüllen haben: Nach einem Unglück auf einer Bohrinsel soll der von ihnen geführte Roboter nach Überlebenden suchen. Nach einigen grausigen Entdeckungen finden sie tatsächlich jemanden. Doch noch bevor sie ihn retten können, kommt es zu einer Gasexplosion. Da eine Katastrophe droht, beschließt William Lie (Bjørn Floberg), dessen Unternehmen SAGA vor der Küste Norwegens Öl und Gas fördert, alle Bohrlöcher zu schließen und die jeweiligen Crews zu evakuieren. Zu diesen gehört auch Sofias Freund Stian (Hendrik Bjelland). Aber ausgerechnet ihm gelingt es nicht, rechtzeitig die Bohrinsel zu verlassen, und ist dadurch von den eindringenden Wassermassen gefangen …
Katastrophen am laufenden Band
Irgendwie scheint man in Norwegen nicht sonderlich optimistisch in die Zukunft zu schauen. Zumindest ist es auffällig, wie viele Katastrophenfilme das skandinavische Land in den letzten Jahren produziert hat. So wurde dieses von einem gigantischen Tsunami (The Wave – Die Todeswelle, 2015) sowie einem Erdbeben heimgesucht (The Quake – Das große Beben, 2018) heimgesucht. Und dann wäre da noch The Tunnel – Die Todesfalle (2019), in dem eine Reihe von Menschen in einem Tunnel feststecken, nachdem ein Tanklaster verunglückt ist. Wem das alles noch nicht reicht, für den gibt es mit The North Sea Nachschub, ein weiterer Katastrophenfilm aus dem hohen Norden, der wie die oben genannten Titel auf bewährte Zutaten vertraut. So bewährt, dass man hier zuweilen das Gefühl hat, jemand habe mithilfe eines Baukastens den Film zusammengestellt.
Beispielsweise wird mal wieder eine persönliche Bindung aufgebaut, wenn es an die Rettungsmission geht. Das Publikum, so der Gedanke dahinter, zittert besonders mit, wenn es um die eigene Familie geht. Zu dem Zweck wird dann auch noch Stians Sohn Odin (Nils Elias Olsen) eingeführt. Für die Handlung ist dieser völlig unerheblich, man hätte ihn problemlos streichen können. The North Sea, im ZDF unter dem Titel Todesfalle Nordsee ausgestrahlt, nutzt den Jungen ausschließlich, um die Zuschauer und Zuschauerinnen weiter zu manipulieren. Der potenzielle Tod eines Menschen reicht dem Drehbuchteam nicht. Da muss noch ein Kind rein, zum Zweck der emotionalen Erpressung. Da dürfen dann ruhig andere sterben, Hauptsache Odin behält seinen Papa. Viel zynischer geht es wohl nicht.
Inhaltlich mau, spannend in Szene gesetzt
Aber inhaltlich sollte man eh keine besonders hohen Ansprüche an den Film haben. The North Sea – Todesfalle Nordsee hat nichts Relevantes zu den Figuren zu sagen, hält sich auch beim Ablauf der Handlung nur an das, was unzählige Hollywood-Filme bereits vorgemacht hat. Selbst die Kritik an dem wirtschaftlich motivierten Öko-Raubbau, der irgendwann eingebaut wird, ist nicht gerade Ausdruck großer Kreativität. Das findet man inzwischen in fast allen Katastrophenfilmen. Immerhin: Man verzichtete darauf, den Wirtschaftsboss als einseitigen Antagonisten aufzubauen. Zwar ist auch er natürlich an dem Wohl seiner Firma interessiert. Er geht dafür aber nicht über Leichen, sondern versucht, gemeinsam mit Politik und Wissenschaft eine Lösung für das aktuelle Problem zu finden.
Des Inhalts wegen schaut man solche Filme aber normalerweise ohnehin nicht. Und zumindest bei der Umsetzung gab man sich keine Blöße. Regisseur John Andreas Andersen verstand es, sowohl das Setting wie auch die Actionsequenzen in Szene zu setzen. Auch wenn man zu keiner Zeit einen Zweifel daran hat, wie die Geschichte weitergehen wird, ist der Anblick spannend genug, um bis zum Schluss dranzubleiben. Dafür sorgt auch der klaustrophobische Schauplatz. Wer möchte schon tief unter dem Wasser eingesperrt sein? Sofern man keine höheren Ansprüche hat, kommt man bei The North Sea – Todesfalle Nordsee also durchaus auf seine Kosten und kann für rund 100 Minuten abschalten.
OT: „Nordsjøen“
Land: Norwegen
Jahr: 2021
Regie: John Andreas Andersen
Drehbuch: Harald Rosenløw-Eeg, Lars Gudmestad
Musik: Johannes Ringen, Johan Söderqvist
Kamera: Pål Ulvik Rokseth
Besetzung: Kristine Kujath Thorp, Rolf-Kristian Larsen, Henrik Bjelland, Anders Baasmo, Bjørn Floberg, Bjørn Floberg, Nils Elias Olsen, Anneke von der Lippe, Cengiz Al, Christoffer Staib, Mariann Rostøl
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