War Sailor Krigsseileren
© Stian Servoss, Roxana Reiss, Mark Cassar, Mer Film, DCM
„War Sailor“ // Deutschland-Start: 9. Februar 2023 (Kino) // 2. April 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Norwegen, 1939: Da in ihrer Heimatstadt Arbeit rar geworden ist, beschließen die beide Freunde Alfred Garnes (Kristoffer Joner) und Sigbjørn Kvalen (Pål Sverre Hagen), auf einem Handelsschiff anzuheuern. Zwar ist die Welt da draußen mit vielen Gefahren verbunden, weswegen Alfreds Frau Cecilia (Ine Marie Wilmann) wenig begeistert ist von den Plänen ihres Mannes. Doch das neutrale Norwegen wähnt sich in Sicherheit, zumal die Familie nicht weiß, wie sie sich sonst über Wasser halten soll. Schweren Herzens und entgegen dem Protest der drei gemeinsamen Kinder lässt sie ihn daher ziehen. Dabei ahnen sie nicht, dass auch ihr Heimatland bald in den Weltkrieg hineingezogen wird, womit das Handelsschiff eine neue Bedeutung erhält. Aus einer Fahrt, die nur mehrere Monate dauern sollte, wird eine mehrjährige Odyssee …

Düsteres Kriegsdrama aus Norwegen

Wenn es norwegische Filme zu uns schaffen, dann muss sich das Publikum meistens auf düstere Geschichten gefasst machen. Früher waren es vor allem schwere Dramen, die ihren Weg aus dem skandinavischen Land zu uns fanden. In den letzten Jahren gesellten sich auffällig viele Horror- und Katastrophenfilme dazu. Ganz aktuell ist auch der Krieg angesagt. So veröffentlichte kürzlich Netflix Narvik, das von der Zeit kurz vor der großen Schlacht 1940 im gleichnamigen Küstenort erzählte. Mit War Sailor ist nun auch auf der großen Leinwand ein solcher Film zu sehen, der ebenfalls in den Anfangstagen des Zweiten Weltkriegs spielt. Wobei die beiden Werke zwar Herkunft und das zeitliche Setting teilen. Sie gehen dabei jedoch teilweise in deutlich unterschiedliche Richtungen, weshalb sie einander trotz der erwartbaren Gemeinsamkeiten gut ergänzen.

Gemeinsam ist ihnen, dass sie die Auswirkungen auf die reguläre Bevölkerung zeigen. Während in Narvik beispielsweise die Geschichte einer Hotelangestellten erzählt wurde, die sich um in Nazis kümmern muss, werden in War Sailor zwei Freunde sowie eine dazugehörige Familie in den Krieg hineingezogen. Dabei arbeitet Regisseur und Drehbuchautor Gunnar Vikene mit zwei Parallelsträngen, wenn er einerseits das Schicksal der Männer auf hoher See beleuchtet und gleichzeitig zeigt, wie es mit der Familie in Norwegen weitergeht. Bemerkenswert ist dabei der große zeitliche Rahmen, den der Filmemacher dabei abdeckt. Wo der obige Kollege nur einen kurzen Zeitpunkt herauspickt, da deckt dieser Filme mehrere Jahrzehnte ab, bis weit über das Kriegsende hinaus.

Langfristige Auswirkungen auf die Menschen

Damit einher geht ein anderer Schwerpunkt, als man es bei Kriegsfilmen oft findet. So geht es weniger um den Krieg an sich als vielmehr, was dieser mit den Menschen macht. Das kann Tod und körperliche Verstümmelung bedeuten. War Sailor geht damit offen um, auch wenn der Film darauf verzichtet, die entsprechenden Szenen zu voyeuristisch ausschlachten zu wollen. Vor allem aber zeigt er, wie die Protagonisten und Protagonistinnen ihr Leben lang von all dem gezeichnet sind, was im Grunde nur ein kurzer Abschnitt in ihrer Biografie war. Es gibt sie zwar noch, die Momente des Glücks. Aber sie hat oft etwas Ambivalentes an sich. Vikene nimmt weder das kitschige Wohlfühlende noch zimmert er aus dem Stoff ein reines Elendsdrama, das die Zuschauer und Zuschauerinnen maximal mitnehmen möchte.

Das wird vermutlich dazu führen, dass einige im Publikum gar nicht genau wissen, was sie mit dem Film anfangen sollen. Hinzu kommt, dass er mit zweieinhalb Stunden Laufzeit nicht gerade kurz ist, wodurch die episodenhafte Erzählung zu einem Geduldsspiel werden kann. Aber es ist eines, welches immer wieder mit starken Momenten belohnt, schauspielerisch wie inszenatorisch. War Sailor nutzt dabei auch das für eine europäische Produktion recht hohe Budget, um eindrucksvolle Bilder zu erschaffen, von denen einen so manche bis über den Abspann hinaus verfolgen. Überhaupt ist das Drama sehenswert, indem es die menschliche Komponente des Krieges thematisiert und dabei Alltag und brutalen Schrecken im Wechselspiel aufzeigt. Der Film ist übrigens auch als Miniserie auf Netflix verfügbar.

Credits

OT: „Krigsseileren“
Land: Norwegen, Deutschland, Malta
Jahr: 2021
Regie: Gunnar Vikene
Drehbuch: Gunnar Vikene
Musik: Volker Bertelmann
Kamera: Sturla Brandth Grøvlen
Besetzung: Kristoffer Joner, Pål Sverre Hagen, Ine Marie Wilmann, Henrikke Lund Olsen, Armand Hannestad, Noah Nygård, Florian Schmidtke, Eliah Nygård

Bilder

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War Sailor
fazit
„War Sailor“ erzählt von zwei befreundeten Norwegern, die plötzlich in den Zweiten Weltkrieg hineingezogen werden. Der Film erzählt von den eigentlichen Kriegsschrecken, aber auch den langfristigen Auswirkungen auf die Menschen. Das ist in mehrfacher Hinsicht sehenswert, auch wenn das Drama zuweilen zu einem Geduldsspiel wird.
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