Wo ist Anne Frank Where Is Anne Frank
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„Wo ist Anne Frank“ // Deutschland-Start: 23. Februar 2023 (Kino) // 23. Juni 2023 (DVD)

Inhalt / Kritik

2019 ist das Haus, in dem sich einst Anne Frank und deren Familie vor den Nazis versteckten ein Museum, das jeden Tag zahlreiche Besucher und Besucherinnen anzieht. Schmuckstück des Museums ist dabei die Original-Ausgabe des Tagebuchs, in dem das Mädchen seine Erfahrungen in dem Versteck festhielt. Als an einem stürmischen Morgen das Glas der Vitrine zerbricht, in dem das Tagebuch aufbewahrt wird, erwacht Kitty zum Leben, die imaginäre Freundin von Anne, der sie alles erzählte. Die ist völlig verwundert. Warum sieht auf einmal alles so anders aus? Wer sind die Leute, die in dem Haus herumlaufen? Und vor allem: Wo ist Anne? Zusammen mit dem Tagebuch macht sie sich auf die Suche nach ihrer besten Freundin und macht dabei die Bekanntschaft des Jungen Peter, der regelmäßig Touristen und Touristinnen in dem Haus bestiehlt …

Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Unter den Millionen Menschen, welche die Nazis seinerzeit töteten, gehört sie sicherlich zu den bekanntesten: Anne Frank. Grundsätzlich mag ihre Geschichte nicht wirklich außergewöhnlich gewesen sein. Es gab viele, die sich damals versteckten, in der Hoffnung, dem Schrecken zu entkommen – nur um dann doch noch zum Opfer zu werden. Doch das Tagebuch, das sie von 1942 bis 1944 schrieb, bevor sie entdeckt und deportiert wurde, machte sie weltberühmt. Der anonyme Holocaust bekam durch sie einen Namen, sie wurde zu einer Symbolfigur der systematischen Vernichtung. Und so gibt es nicht nur viele Gedenkstätten, die ihren Namen tragen, sondern auch zahlreiche Filme. So eben auch Wo ist Anne Frank, das anderthalb Jahre nach der Premiere in Cannes bei uns in die Kinos kommt.

Ein wenig erinnert der Film dabei an Meine beste Freundin Anne Frank, das vor etwas mehr als einem Jahr bei uns veröffentlicht wurde. In beiden Fällen wird die bekannte Geschichte des jüdischen Mädchens durch die Augen einer Freundin erzählt. Der Clou bei Wo ist Anne Frank: Die Freundin hier ist keine reale, sondern die imaginäre, der Anne ihre Tagebucheinträge gewidmet hat. Dadurch hat der Film von Anfang an eine Fantasy-Ausrichtung, die bei diesem Thema schon überrascht. Dabei handelt es sich jedoch nicht um ein reines Gimmick, um den Unterhaltungsfaktor zu erhöhen. Stattdessen wird dieses Element dafür genutzt, um eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart zu schlagen. Der historische Holocaust soll auf diese Weise einen aktuellen Kontext bekommen und mit diesem in einen Bezug gesetzt werden.

Stoff zum Nachdenken

Ob man nun wirklich den Umgang mit Flüchtlingen mit einem Genozid gleichsetzen sollte, sei mal dahingestellt, selbst wenn Erster zum Teil rassistisch motiviert ist. Und doch gibt einem Regisseur und Drehbuchautor Ari Folman (Waltz with Bashir, The Congress) einigen Stoff mit, der einem zu denken geben kann. Wie kann es sein, dass auf der einen Seite das Schicksal eines einzelnen Menschen noch so viele berührt, gleichzeitig aktuell Notleidende aber mit einem Schulterzucken weggeschickt werden. Durch die Begegnung von Vergangenheit und Gegenwart stellt Wo ist Anne Frank die unangenehme Frage, wie viel von Anne tatsächlich geblieben ist. Haben die Menschen etwas aus ihrer Geschichte mitgenommen oder führt die Anteilnahme mit ihrer Geschichte dazu, sich der eigenen Verantwortung zu entziehen?

Verpackt hat Folman dies wie gewohnt in einen Animationsfilm. Dieser richtet sich aber, im Gegensatz zu seinen früheren Werken, eher an ein junges Publikum und ist deutlich bunter gehalten. Der Holocaust selbst wird hier deshalb nur angedeutet, das traurige Schicksal von Anne nicht gezeigt. Dafür gibt es zahlreiche Szenen, die dem Tagebuch selbst entnommen sind und den Alltag in dem Versteck beschreiben. Wo ist Anne Frank erhält auf diese Weise auch Coming-of-Age-Elemente, wenn die Bedrohlichkeit der Situation mit ganz alltäglichen Dingen kontrastiert wird. Da geht es um Reibereien mit der Schwester, vorsichtige erste Gefühle oder auch die Sehnsucht nach Selbstentfaltung. Diese Szenen werden zwar nicht wirklich in die aktuelle Handlung integriert, der Film wechselt ständig zwischen den Strängen. Aber sie verdeutlichen doch noch einmal, dass es sich bei Anne Frank eben nicht um ein reines Symbol handelte, sondern einen Menschen, der jedoch keiner sein durfte.

Credits

OT: „Where Is Anne Frank“
Land: Belgien, Frankreich, Luxemburg, Niederlande
Jahr: 2021
Regie: Ari Folman
Drehbuch: Ari Folman
Musik: Karen O, Ben Goldwasser

Bilder

Trailer

Interview

Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, ein Interview mit Regisseur Ari Folman zu führen und sprachen mit ihm über die Arbeit an Wo ist Anne Frank.

Ari Folman [Interview]

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Europäischer Filmpreis 2021 Bester Animationsfilm Nominiert

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Wo ist Anne Frank
fazit
„Wo ist Anne Frank“ erzählt die Geschichte des berühmten Nazi-Opfers neu, indem deren fiktive Freundin im Mittelpunkt steht und das historische Schicksal mit aktuellen Ereignissen verbunden wird. Auch wenn die Gleichsetzung von dem Umgang mit Flüchtlingen und dem Holocaust-Genozid gewagt ist, gibt es in dem Animationsfilm doch einige interessante Denkansätze.
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