A Small Fortune Ein kleines Vermögen
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A Small Fortune – Ein kleines Vermögen

A Small Fortune Ein kleines Vermögen
„A Small Fortune – Ein kleines Vermögen“ // Deutschland-Start: 6. April 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Kevin (Stephen Oates) verkauft Moos und Sam (Liane Balaban) pflegt eine ältere Frau. Doch die Einnahmen der beiden sind nicht hoch genug, um sich lange über Wasser halten zu können. Das Paar lebt in einem Fischerdorf. Außerdem erwarten sie bald Nachwuchs. Die Geldsorgen könnten sie bald in den Westen treiben. Fort aus ihrer Heimat. Doch dann findet bei einem seiner morgendlichen Streifzüge an der Küste etwas Seltsames: Eine Tasche voller Geld.

Hölzerner Start

Zunächst werden uns die Hauptfiguren vorstellt. Ihr Hauptproblem scheint das Geld zu sein. Der Anfang des Films ist nicht wirklich schlecht, aber auch nicht so ganz mitreißend. Das liegt zum Teil daran, dass die Figuren ihre Sorgen nicht deutlich genug vermitteln. Als Kevin zu wenig Geld für das Moos bekommt, ist er enttäuscht, aber nicht so am Boden zerstört, dass man als Zuschauer denkt: Okay, wenn jetzt nicht bald etwas passiert, schafft die Familie es doch nicht durch den Winter! Auch Sam scheint von der Frau, die sie pflegt noch auf Geld gewartet zu haben. Das bekommt sie dann auch direkt. Hier fehlt eine gewisse Prise an Brisanz. Ein möglicher Ausweg, wie uns Sam wissen lässt, ist ihr Bruder, der im Westen erfolgreich ist. Dort sind alle hin, die drohten pleite zu werden. Sind die Gründe, warum Kevin nicht mit der Familie in den Westen ziehen will, nachvollziehbar, so wirkt der Ärger über den Bruder etwas zu gestellt.

Nach der Einführung einer weiteren Figur (Joel Thomas Hynes), die potenziell der Gegenspieler sein wird, kehren wir zu Kevin und Sam zurück. Beim Establishing Shot geht ein Licht im oberen Fenster des Hauses an. Doch in der nächsten Einstellung ist Kevin fast vollständig aus dieser Helligkeit in den dunklen Flur getreten. Hier entsteht das vage Gefühl, dass eine Einstellung übersprungen wurde. Dann tritt er in einen dunklen Raum, nimmt einen Teddybären auf und seine Frau umarmt ihn von hinten. Sie sagt, er solle wieder ins Bett kommen. Durch den Satz verblasst die Brisanz der Geldsorgen etwas, will Kevin doch schließlich früh raus, um Geld zu verdienen. Gleichzeitig hören wir, was Kevin sich wünscht: Das Haus reparieren, ein guter Vater sein, etc. und will nun doch den Bruder anrufen, wenn er zurück ist, vielleicht doch in den Westen ziehen.

Das scheint aber nicht ganz zu der Figur zu passen. Sind ihm das Haus und der Wohnort nun so wichtig? Warum will er das Haus reparieren, aber dann doch vielleicht wegziehen? Warum ruft er den Bruder nicht direkt an? Vielleicht hätte eine Szene hier noch gut getan, die Kevins Sicht auf die Dinge beziehungsweise sein Umdenken nachvollziehbarer visualisiert. Das Heben des Teddybären – sein Wunsch ein guter Vater sein zu wollen – zeigt natürlich eine starke Motivation, aber die hatte er davor ja auch schon. Zwar könnte man sagen, Kevin habe sich nach seiner letzten Szene abgeregt, gleichzeitig ist damit aber auch der Zeiger auf der Brisanz-Skala ein wenig zurückgegangen.

No Country for Young Man

Jemand findet Geld. Das Geld gehört einem Killer. Die Idee ist zwar unter anderem bekannt aus Filmen wie No Country For Old Men oder der Serie Fargo, das Spin-off zum gleichnamigen Spielfilm, bietet aber immer noch Stoff für einen soliden Thriller. Nachdem Kevin das Geld gefunden hat, entwickelt der Regisseur eine ganz spannende Parallelmontage zwischen Kevin, Sam und dem Killer. Hier nimmt der Film Fahrt auf.

Im Mittelteil gewinnt die Dynamik der Hauptfiguren an Glaubwürdigkeit. Außerdem kommen neue Figuren hinzu, die den Raum der Geschichte allmählich mit Leben füllen. Nach der ersten Viertelstunde, die noch ein wenig hölzern war, findet der Film jetzt mehr seine Stimme. Positiv hervorheben kann man auch das Schauspiel der Polizistin (Andrea Bang), die hier fast ein Scene Stealer ist. Obgleich ihre Rolle als ambitionierte Polizistin ein wenig klischeehaft wirkt, transportiert sie diese ganz charismatisch.

Sobald sich der Killer in den Laden begibt und mit der Kassiererin spricht, blitzt vor dem geistigen Auge natürlich kurz die legendäre Szene aus No Country for Old Men auf. Man könnte vorsichtig fast von einer Referenz sprechen. Die Frau fragt, was ihn an diesen Ort verschlagen habe, der Fremde antwortet, er wolle hier angeln. Was angeln? Fische. Die Situation wirkt leider ein wenig unmotiviert inszeniert.

Das Fischerdorf, der Horrortraum und das Ende

Das Fischerdorf als Kulisse ist ganz interessant. Die Kamera findet hier atmosphärische Eindrücke. Besonders zum Ende hin, wenn es geschneit hat. Hier denkt man sich glatt: Hätte die Haupthandlung im Winter gespielt, hätte ein vages „Das Dorf ist abgeschnitten“-Gefühl entstehen können, was der Spannung vielleicht zuträglich gewesen wäre. Man gewinnt insgesamt aber ein gutes Gefühl für die Abgeschiedenheit des Dorfes. Trotz der Weite, die manche Landschaftsaufnahmen zeigen.

Relativ am Anfang des Films gibt es eine Traumsequenz. Ein kurzes Abdriften ins Horrorgenre. Es hätte dem Thriller womöglich eine interessante und individuellere Note verliehen, hätte man diesen Ansatz weiter verfolgt. Indem der Traum erneut auftaucht oder die Figur noch anderes darauf reagieren kann als bloß schockiert zu sein. Der Film findet dann einen ganz guten Abschluss. Am Ende bleiben zwar noch ein paar Fragen zur Geschichte offen, diese sind allerdings nicht so gravierend, dass man deswegen nicht schlafen könnte.

Credits

OT: „A Small Fortune“
Land: Kanada
Jahr: 2021
Regie: Adam Perry
Drehbuch: Adam Perry
Musik: Andrew Staniland
Kamera: Jeff Wheaton
Besetzung: Stephen Oates, Liane Balaban, Joel Thomas Hynes, Andrea Bang, Matt Cooke

Bilder

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A Small Fortune – Ein kleines Vermögen
fazit
Der Thriller „A Small Fortune“ fügt dem Genre zwar wenig Neues hinzu, funktioniert insgesamt aber ganz gut. Die Dialoge wirken hier und da hölzern, die Handlung ist teilweise recht vorhersehbar, doch der Regisseur entwickelt auch unerwartete und spannende Momente. Das Fischerdorf als Kulisse ist ganz charmant und wer Lust auf eine Light-Version von „No Country for Old Men“ hat, der kann sich den Film gut ansehen.
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