Im Jahr 1984 steht die amerikanische Firma Nike kurz davor, die Herstellung von Basketballschuhen wieder aufzugeben. Das Geschäft läuft schlecht, Nike kriegt im Segment Basketball gegenüber den übermächtigen Konkurrenten Converse und Adidas kaum ein Bein auf den Boden. Der Angestellte Sonny Vaccaro (Matt Damon) ist ständig auf der Suche nach jungen Basketball-Talenten, die Nike-Schuhe tragen und populär machen sollen. Aber er weiß, dass Nike jetzt ein richtiges Zugpferd braucht, den künftigen Star der Nationalliga NBA. Ihm schwebt Michael Jordan vor, der Newcomer der Chicago Bulls. Aber dessen Agent David Falk (Chris Messina) winkt ab. Und auch Nikes Marketingmanager Rob Strasser (Jason Bateman) weiß längst, dass Jordan eine regelrechte Abneigung gegen die Marke hegt. Sonny beschließt, auf eigene Faust zu handeln. Er stattet Jordans Eltern (Viola Davis, Julius Tennon) einen unangekündigten Besuch ab. Sein Kalkül ist, dass der Nike-Boss Phil Knight (Ben Affleck) die nötige hohe Geldsumme schon noch lockermachen wird, sobald die Familie Jordan Interesse zeigt.
Ein amerikanischer Traum
Das amerikanische Kino liebt die Geschichten über geschäftlichen Erfolg. Wie wird ein neuer revolutionärer Trend aufgespürt, wie lässt sich die Konkurrenz aus dem Feld schlagen? Der Kapitalismus darf dabei auch seine Schattenseite zeigen. Somit bleiben Filme wie The Founder über die Gründer der Schnellrestaurantkette McDonald’s oder Le Mans 66 – Gegen jede Chance über den Einstieg des Autoherstellers Ford in den Rennsport nahe an der Realität. Solche Filme erzählen auch ein Stück amerikanischer Geschichte. Das trifft erst recht auf dieses Drama zu, mit dem Regisseur Ben Affleck (Argo, Gone Baby Gone) sein bevorzugtes Genre der Krimis und Thriller verlässt. Denn die bereits mehrfach in Dokumentarfilmen gewürdigte Entstehung der überaus erfolgreichen Nike-Schuhmarke „Air Jordan“ gehört auch zur Biografie einer lebenden amerikanischen Sportlegende, Michael Jordan. Er spielte seit 1984 fast zwei Jahrzehnte in der Basketball-Profiliga NBA, gewann dort sechs Meisterschaften mit den Chicago Bulls und holte mit den amerikanischen Teams zweimal olympisches Gold.
Jordan bekommt man in diesem Film – von Archivaufnahmen abgesehen – allerdings nicht zu Gesicht. Nur der Rücken seines Darstellers kommt mal kurz ins Bild. Es geht auch mehr um den findigen Talentscout Sonny Vaccaro und wie seine Idee entstand, eine Schuhmarke mit dem Namen eines einzelnen Sportlers zu verbinden. Indem sich Vaccaro über die Regeln im Unternehmen hinwegsetzt, nach den Sternen greift, seinen Job riskiert, schreibt er für sich und Nike ein weiteres Kapitel des amerikanischen Traums. Verlierer gibt es dabei keine. Affleck erzählt die Kooperation von Michael Jordan mit der Firma Nike als pure Win-Win-Geschichte.
Belebt von der Musik der 1980er Jahre
Wer die Musik hat und die Coolness, der kann auch aus der einfachsten Geschichte gute Kinounterhaltung machen. Affleck hat die Musik der 1980er Jahre, die seinem Film eine dynamische Retrostimmung verleiht. Zum üppigen Soundtrack zählen Hits wie Time after Time von Cyndi Lauper, Ain’t Nobody von Rufus & Chaka Khan und natürlich Bruce Springsteens Born in the USA. Eine sehr bewegliche Kamera schwebt durch die Büroräume von Nike. Dort gibt es außer Sonny, den Matt Damon als bieder wirkenden Durchschnittsamerikaner verkörpert, markante Charaktere wie Phil Knight oder auch den Schuhdesigner Peter Moore (Matthew Maher). Sie bilden ein Ensemble, das sich verbal die Bälle zuwirft, sich auf die Schippe nimmt und Sinn für Humor beweist. Von diesen kollegialen Buddies scheint kaum jemand ein Privatleben zu haben.
Aber es gibt auch eine starke Frauenrolle. Affleck zufolge hatte sich Michael Jordan gewünscht, dass Viola Davis seine Mutter spielt. Davis stellt sie als geschäftstüchtige, aber sehr geerdete und vernünftige Person dar. Wenn sie am Telefon Sonny ihre Bedingungen erläutert, betonen Nahaufnahmen ihre eindringlichen Worte. In der Aufbruchstimmung dieses Films haben bittere Themen wie Rassismus nichts verloren. Der Film belässt es bei der Erwähnung, dass sich Schwarze und Weiße in verschiedenen kulturellen Milieus bewegen, die wenig Austausch pflegen. Um das Vertrauen der Familie Jordan zu gewinnen, setzt Sonny auch auf schwarze Mittelsmänner. Aber es gilt herauszukehren, dass der amerikanische Traum Menschen aller Hautfarben verbindet. Man reibt sich die Augen nach diesem Kinobesuch, der dem reichlich banalen Filmstoff zum Trotz spaßig und unterhaltsam war.
OT: „Air“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Ben Affleck
Drehbuch: Alex Convery
Musik: Andrea von Foerster
Kamera: Robert Richardson
Besetzung: Matt Damon, Ben Affleck, Jason Bateman, Viola Davis, Chris Messina, Marlon Wayans, Chris Tucker, Barbara Sukowa, Matthew Maher
SXSW 2023
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)