In seiner langen Karriere beim FBI hat Special Agent Anthony Hubbard (Denzel Washington) schon vieles gesehen, doch der Kampf gegen den internationalen Terrorismus fordert ihm und seine Kollegen bei der Bundesbehörde alles ab. Nachdem sich eine Bombe in einem Linienbus als eine Farbbombe herausstellt, sind sich er und Special Agent Frank Haddad (Tony Shalhoub) sicher, dies sei nur ein Vorgeschmack ist. Während ihrer Ermittlungen machen sie Bekanntschaft mit der CIA-Agentin Elise Kraft (Annette Bening), die eine Verbindung zu den Ereignissen zu haben scheint, aber den Fragen der Agenten ausweicht. Schließlich kommt es dann zu weiteren Anschlägen in New York City, die viele Menschenleben fordern und die Stadt in Angst und Schrecken versetzen. Das Auftreten von General William Deveraux (Bruce Willis) zeigt Hubbard, wie ernst die Lage ist, denn es droht die Ausrufung des militärischen Ausnahmezustand.
Letztlich wird das Undenkbare Realität, als schweres Kriegsgerät, Panzer und Truppentransporter nach New York kommen und Soldaten mit Sturmgewehren auf Befehl Deveraux’ hin tausende von Muslimen festnehmen. Hubbard bleibt nicht mehr viel Zeit, um den Fall aufzuklären, was noch erschwert wird durch die konstante Beschattung durch die Soldaten. Als es dann noch innerhalb der Bevölkerung zum Widerstand kommt, sieht Hubbard ein, dass er eine noch viel schlimmere Katastrophe verhindern muss, denn der Protest ist wahrlich ein gutes Ziel für die Terroristen.
Der Krieg gegen den Terrorismus
An der Kinokasse konnte Edward Zwicks Actionthriller Ausnahmezustand, trotz der hochkarätigen Besetzung, nicht überzeugen und sein Budget nicht wieder einfahren. Interessant ist dabei, dass dem Film wenige Jahre später, nämlich nach den Anschlägen des 11. September 2001, eine erschreckende Aktualität widerfuhr, da auf einmal sich die USA in einem Krieg gegen den Terror befanden. Der Regisseur, der sich durch Arbeiten wie beispielsweise Glory über den US-Bürgerkrieg, einen Ruf als als Experte für Schlachtszenen und Epen in Hollywood gemacht hatte, entwirft in Ausnahmezustand das Szenario eines Krieges, der mitten in der westlichen Zivilisation spielt und binnen weniger Stunden jegliche Freiheiten auflöst, die wir für sicher halten.
Die Idee eines Kriegszustands in New York City dient jedoch in erster Linie als Vehikel für einen Actionthriller, der sich sehr an den Konventionen des Genres orientiert. Denzel Washington spielt in der für ihn gewohnten Professionalität einen Ermittler, der aus seiner Routine herausgerissen wird, als er erkennt, dass er es in diesem Falle mit einem gnadenlosen Feind zu tun hat. Hubbard, wie viele Figuren des Schauspieler, ist jemand, der es gewohnt ist, sich hinter einer Maske zu verbergen, die es ihm ermöglicht, seinen Beruf auszuführen, welche jedoch zerbricht, als er das Ausmaß der Zerstörung, der emotionalen wie auch der physischen, registriert. Abermals wird der Schauspieler (oder vielmehr eine seiner Figuren) zu einem Spiegel der Emotionen des Zuschauers, der zwischen Fassungslosigkeit und Erschrecken changiert, aber dem es zugleich um jene Werte geht, die sein Leben ausmachen und welche es zu erhalten gilt. An Hubbard, wie auch viele andere Figuren dieses Films, erkennt man, wie sehr das Kino eines Edward Zwick in erster Linie auf die Schauspieler setzt, welche letztlich die recht konventionelle Handlung vergessen machen.
Sicherheiten und wie sie aufgehoben werden
Die Kulisse sowie der zeitgeschichtliche Kontext spielen bei der Wirkung eines Filmes wie Ausnahmezustand sicherlich eine große Rolle. Auch wenn ein historischer Kontext wie in Glory, oder später in Blood Diamond, Last Samurai oder Unbeugsam – Defiance Zwicks Inszenierung besser steht, nimmt selbst hier das Szenario einen besonderen Stellenwert ein oder vielmehr die Atmosphäre, die vermittelt werden soll. Der Ausnahmezustand, der wenige Jahre später eine erschreckende Realität für die Bürger New York werden sollte, ist der Verlust der Sicherheit, welcher einhergeht mit einem Verlust der Grundwerte. In der zweiten Hälfte, wenn die Armee dann das Kommando übernommen hat, gewinnen die Bilder von Kameramann Roger Deakins eine Drastik und wollen anscheinend Parallelen zu anderen Krisenherden oder historischen Kontexten provozieren, wenn beispielsweise die muslimischen Mitbürger gefangen genommen werden oder es in einem Fall zu einem Verhör mit Folter kommt. Dennoch bleibt es bei diesen Eindrücken, diesen kurzen Momenten des Schreckens, während der Fokus der Handlung immer wieder zu der bereits beschriebenen Hatz auf den oder die Bombenleger zurückkehrt.
OT: „The Siege“
Land: USA
Jahr: 1998
Regie: Edward Zwick
Drehbuch: Lawrence Wright, Menno Meyjes, Edward Zwick
Musik: Graeme Revell
Kamera: Roger Deakins
Besetzung: Denzel Washington, Annette Bening, Bruce Willis, Tony Shalhoub, Sami Boualjila, David Porval, Lance Reddick
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