Irmin Schmidt ist das letzte lebende Gründungsmitglied der experimentellen Band Can. In Can and Me begegnen wir nun Irmin Schmidts Gedanken zur Musik und seiner Biografie. Was waren seine musikalischen Einflüsse? Was war seine Geschichte mit der Band Can? Was sind seine Gedanken zu Filmmusik? Bereichert wird die Dokumentation von seiner Gattin Hildegart Schmidt, die den Film unter anderem durch ihre Perspektive als Band-Managerin von Can ergänzt. Regisseur Michael P. Aust interviewte Irmin Schmidt in seiner Wahlheimat in Südfrankreich.
Was ist es?
Schwarz-Weiß-Aufnahmen eines Konzerts. Eine Band spielt und das Publikum lauscht. Es wird so gut wie gar nicht getanzt, aber viele nicken mit, fühlen die Musik. Die Bühnenperformance hat etwas Ekstatisches, ein Kontrast zu dem eher ruhigen Publikum. Hier zeigt sich womöglich bereits ein spannender Aspekt der Band: Der schwer einzuordnende Musikstil – über deren Entstehung wir im Laufe der Handlung noch mehr erfahren werden. Was ist es? Wie soll man sich als Konzertbesucher bewegen? Vielleicht waren das die Fragen einiger Besucher. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen holen die Zuschauer zurück in die Zeit der Band. Der Regisseur holt uns aber gleich wieder aus der Konzertstimmung heraus. Landschaftsaufnahmen. Dann hören wir Irmin Schmidts Gedanken über die Stille. Ein spannender und poetisch anmutender Einstieg, wenn man bedenkt, dass es um einen Musiker geht.
Gleich zu Anfang gibt es auch eine Szene, in welcher der Schnitt und die Musik gut aufeinander abgestimmt sind. Es wirkt wie der Ausschnitt aus einem Musikvideo. Hier zeigt sich, dass der Regisseur wie die Band Can selbst etwas Experimentelles, Unerwartetes einbauen wollte, wodurch die Dokumentation sich nicht nur inhaltlich, sondern auch formal mit dem Thema auseinandersetzt. Kapitel verleihen Can and Me eine Struktur, biografische Chronologie. Mit Blick darauf, dass sich Irwin Schmidt hier auch als formbesessen beschreibt, gewinnt diese Architektur nochmal etwas mehr an Gewicht.
Can and me and Hildegard and films
Neben Irmin sehen wir auch seine Ehefrau und Can-Managerin Hildegard Schmidt. Wenn sie davon erzählt, wie sie und Irmin sich verliebt haben und die Hintergrundmusik einsetzt, verströmt der Moment etwas sehr Nahbares. Da sie die Managerin der Band war, ist es besonders spannend, ihre Perspektive zu hören. Sie geht zwar darauf ein, aber hier wäre es interessant gewesen, vielleicht noch mehr über ihre Arbeit als Managerin zu hören.
Der Film besitzt etwas Meditatives, fast Zeitauflösendes. Immer wieder hören Irmins poetische Gedanken. Etwa über die Musik, über das Leben, über das Glück. Das bringt Ruhe in die Dokumentation, keinesfalls aber Langeweile. Wenn es dann Richtung Filmmusik geht, nimmt der Film eine neue Dynamik an. Unter anderem sehen wir Ausschnitte aus Spielfilmen wie Deadlock und der Fernsehserie Rote Erde 2. Es macht Spaß bei dem Rhythmus der Dokumentation den Gedanken von Irmin zu folgen. Besonders seine Worte zum Thema Glück haben etwas Berührendes. Der Film richtet sich nicht nur an Can-Fans, sondern vor allem an Musik- und Filmschaffende.
OT: „Can and Me“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Michael P. Aust, Tessa Knapp
Drehbuch: Sarah Schygulla
Kamera: Tessa Knapp
Mitwirkende: Irmin Schmidt, Hildegard Schmidt, Roland Klick, Gregor Schwellenbach, Helmut Zerlett,
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