Eigentlich war es ja ein schöner Anlass, der die jungen Frauen zusammengeführt hat: Zum 10-jährigen Jubiläum ihres Schulabschlusses haben sie sich in der alten Schule getroffen, um dort noch einmal gemeinsam zu feiern. Bis Zoe (Emily Browning) in die Veranstaltung platzt und etwas von einer Katastrophe faselt. Tatsächlich steigt der Meeresspiegel rasant, ehe es sich die Feierwütigen versehen, ist aus dem Schulgelände eine Insel geworden. Das bedeutet nicht nur, dass sie lernen müssen, sich auf einmal selbst zu versorgen. Sie müssen sich zudem auch mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. So trifft Zoe auf ihre ehemals beste Freundin Amelia (Megan Smart), zu der sie seit Ewigkeiten keinen Kontakt mehr hat. Genevieve (Claire Lovering) muss sich mit der früheren Mobbing-Queen Saskia (Caitlin Stasey) arrangieren. Und auch andere haben ihre Vorgeschichten, die sie nach all den Jahren wieder ausgraben …
Der heitere Weltuntergang
In Filmen und Serien ist die Welt schon so oft untergangen, dass man sich zuweilen fragen darf, wie die Menschen überhaupt noch auf eine Zukunft hoffen können. Vor allem im Science-Fiction-Bereich wimmelt es von Beispielen, die um die düsterste Vision wetteifern. Das heißt aber nicht, dass man mit diesem Thema nicht auch seinen Spaß haben könnte. In How It Ends folgen wir einer jungen Frau und ihrem jüngeren Ich, die auf dem Weg zur letzten Party sind, bevor die Erde von einem Meteoriten getroffen wird. In Save Yourselves! wird die Menschheit von Aliens angegriffen, was aber ein Paar nicht mitbekommt, da es sich in eine einsame Hütte zurückgezogen hat, um mal ein bisschen Zeit für sich zu haben. Und auch bei Class of ’07 nimmt man die Sache mit dem Weltuntergang nicht ganz so ernst.
Was genau passiert ist, lässt die australische Amazon Prime Video Serie offen. Die Welt wird überflutet, mehr soll und muss man wohl nicht wissen. Das Szenario wirkt auch mehr wie ein Vorwand, um die ehemaligen Mitschülerinnen wieder zusammenkommen zu lassen und auf engstem Raum zusammenzusperren. Tatsächlich hat Class of ’07 mehr Ähnlichkeiten mit anderen Ehemaligen-Geschichten wie etwa 10 Jahre – Zauber eines Wiedersehens. Da werden alte Konflikte wiederbelebt, die Figuren müssen sich mit geplatzten Träumen und unverarbeiteten Traumata auseinandersetzen. Die Begegnung mit den Leuten von früher bedeutet auch eine Begegnung mit sich selbst und der Art und Weise, wie das eigene Leben seither weitergegangen ist. Dass da vieles nicht so gelaufen ist wie seinerzeit erhofft, ist klar. Das ist immer so.
Geheimtipp aus bekannten Elementen
Class of ’07 kombiniert auf diese Weise das Alltägliche mit einer Ausnahmesituation. Serienschöpferin Kacie Anning kombiniert auch verschiedene Genres miteinander. Insgesamt überwiegt zwar das Humorvolle. Zwischendurch ist aber immer mal wieder Platz, um den ernsten Themen Platz zu machen. Da geht es um Einsamkeit, Mobbing, mangelnde Anerkennung oder auch Schicksalsschläge. Dieser Dramapart wiederum trifft auf typische Szenen solcher Survival-Thriller, bei denen eine Gruppe von Leuten plötzlich mit begrenzten Ressourcen kämpfen muss – und miteinander. Der Herr der Fliegen ist das wohl bekannteste Beispiel hierfür. Immer mal wieder erinnert das Ehemaligentreffe an den Klassiker bzw. die zahlreichen davon inspirierten Geschichten, ohne jedoch dabei die humoristische Ausrichtung aus dem Blick zu verlieren.
Das Ergebnis ist durchaus sehenswert. Auch wenn vieles hier ein bisschen zusammengeklaubt wirkt und die Serie es nicht so ganz schafft, eine eigene Identität aufzubauen, die Umsetzung des Mixes ist nach ein paar Anlaufschwierigkeiten gelungen. So macht es Spaß, der Chaostruppe bei ihren Kleinkriegen, Nabelschauen und klärenden Gesprächen zuzuschauen. Das ist gerade auch dem spielfreudigen Ensemble zu verdanken, das sich ganz den gern mal etwas überzeichneten Figuren hingibt. Auch das Setting hat einen ganz eigenen Charme, wenn Schulgelände und Insel miteinander verknüpft werden. Das gleichzeitig auf Prime Video veröffentlichte Bienenschwarm mag mehr Aufmerksamkeit bekommen haben, nicht zuletzt wegen der deutlich seltsameren Geschichte. Aber auch diese Serie hier ist ein schöner Geheimtipp des Streamingdienstes.
OT: „Class of ’07“
Land: Australien
Jahr: 2023
Regie: Kacie Anning
Drehbuch: Romina Accurso, Kacie Anning, Gretel Vella
Idee: Kacie Anning
Musik: Bryony Marks
Kamera: Bruce Young
Besetzung: Emily Browning, Megan Smart, Caitlin Stasey, Claire Lovering, Steph Tisdell, Sana’a Shaik, Rose Flanagan, Chi Nguyen, Bernie Van Tiel, Sarah Krndija, Debra Lawrance
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