Das bleibt unter uns TV Fernsehen arte ZDF Streaming Mediathek online
© Gordon Muehle/ZDF/ARTE

Das bleibt unter uns

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„Das bleibt unter uns“ // Deutschland-Start: 31. März 2023 (arte)

Inhalt / Kritik

Eine große Feier steht an: Der Unternehmer Alexander (Hanno Koffler) hat Geburtstag und will seine Pläne für eine politische Laufbahn. Und so schickt dessen Frau Jana (Anna Unterberger) noch einmal ihre Haushaltshilfe Natalia (Kristina Yaroshenko) los, damit die Besorgungen erledigen kann. Doch diese kehrt nicht wieder zurück, mehrere Male versucht Jana vergeblich, sie telefonisch zu erreichen. Abends steht die Polizei vor der Tür mit einer schockierenden Nachricht: Natalie hatte einen schweren Unfall und liegt nun im Koma. Das bringt auch das Ehepaar in Schwierigkeiten, arbeitete die illegal in Deutschland lebende Moldawierin doch schwarz für die beiden. Und dann wäre da noch Anna (Anna Cheban), die achtjährige Tochter von Natalia, die plötzlich ohne jemanden dasteht …

Die illegale Haushaltshilfe

In den letzten Jahren hat es eine ganze Reihe von Filmen gegeben, die sich auf die eine oder andere Weise mit prekären Arbeitsverhältnissen auseinandersetze. Die von Menschen handelten, die auf die eine oder andere Weise ausgenutzt wurden. Besonders heftig sind natürlich die Beispiele, bei denen es um Menschenhandel, Zwangsprostitution und Sklaverei geht, mitten in Europa, und damit unser Selbstbild ziemlich ins Wanken bringen. Ganz so weit geht Das bleibt unter uns zwar nicht. Doch auch das deutsche TV-Drama hat einige unangenehme Fragen zu stellen. Das betrifft zwar in erster Linie die Figuren in dem Film, die sich zum Teil auf sehr fragwürdige Weise verhalten. Damit verbunden sind aber auch einige recht grundsätzliche Überlegungen.

Das zentrale Thema dabei ist, dass mehrere Leute eine illegal Eingewanderte als Haushaltshilfe beschäftigen. Schwarz natürlich. Ein Einzelfall ist das nicht, wie sich später herausstellt, als wir einen Abstecher zu der WG von Natalia machen, wo mehrere Frauen unter widrigen Umständen hausen und abgezockt werden. Eine Alternative haben sie aber nicht. Sie brauchen dringend Geld, für sich und die Familie. In ihrer Heimat haben sie keine Perspektive. Daraus lässt sich prinzipiell eine interessante Diskussion ableiten. Wenn Jana und die anderen Frauen sie beschäftigen, nutzen sie damit ihre Not aus oder helfen sie ihr? Leider interessiert sich Das bleibt unter uns aber gar nicht für dieses zugrundeliegende Dilemma. Überhaupt bleiben die Frauen aus dem Ausland auffallend nichtssagende Fremdkörper. Das passt einerseits zu einer Geschichte, die davon handelt, wie Menschen zu einem anonymen Objekt degradiert werden, von denen nicht mal der Nachname bekannt ist. Irritierend ist es aber schon.

Ziemlich viel kosntruiert

Drehbuchautorin Frauke Hunfeld (Lauchhammer – Tod in der Lausitz) baut dabei schon noch eine kleine Hintergrundgeschichte zu Natalia ein. Aber das ist alles recht notdürftig. Stattdessen legt sie den Fokus auf die deutsche Familie, die in dieser Situation in eine richtige Krise gerät und nicht weiß, was die richtige Antwort ist. Vermutlich war die Absicht, dass diese als Identifikationsfläche dient. So ganz funktioniert das aber nicht. Warum Leute, die sich ein schickes Haus, Urlaube in der USA und Privatschulen leisten können, darauf angewiesen sind, eine Putzfrau schwarz zu beschäftigen, leuchtet nicht wirklich ein. Überhaupt ist da einiges schon ziemlich konstruiert. Dazu zählen diverse Konflikte zwischen den Figuren, die nicht ganz nachvollziehbar sind und ohne wirklichen Kontext aufploppen. So wichtig beispielsweise die Geschichte rund um die Rollenverteilung von Mann und Frau ist, mit Natalia hat das nichts zu tun und beschränkt sich zudem auf Stereotape.

Richtig ärgerlich wird der plumpe Versuch, Das bleibt unter uns in die Thrillerrichtung zu bewegen. Im Gegensatz zu Nanny, das letztes Jahr Sozialdrama mit Horror verband, ist das hier ein ziemlicher Fremdkörper. Dabei hätte es genug gegeben, mit dem man einen ganzen Film hätte füllen können. Neben der besagten Diskussion, ob eine solche Beschäftigung nun eine Hilfe oder eine Übervorteilung darstellt, hätte Das bleibt unter uns auch ein Plädoyer dafür sein können, sich mehr mit anderen Menschen auseinanderzusetzen und sie als Individuen wahrzunehmen. Es fehlt dem Drama da dann aber doch an dem nötigen Feingefühl, bleibt zu sehr an der Oberfläche und dem Plakativen. Auch wenn es hier wichtige Anfangsmomente gibt, zielführend ist der Film nicht. Nach einem vielversprechenden Einstieg wird es zu willkürlich und ohne überzeugendes Konzept.

Credits

OT: „Das bleibt unter uns“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Verena S. Freytag
Drehbuch: Frauke Hunfeld
Musik: Can Erdogan, Beat Solèr
Kamera: Holly Fink
Besetzung: Hanno Koffler, Anna Unterberger, Anna Cheban, Britta Hammelstein, Selam Tadese, Kristina Yaroshenko, Irina Fedorova, Ivan Vrgoc

Bilder

Interview

Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Hauptdarsteller Hanno Koffler zu unterhalten. Im Interview zu Das bleibt unter uns sprechen wir über verlorene Ideale und ausbeuterische arbeit.

Hanno Koffler [Interview 2023]

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Das bleibt unter uns
fazit
Ein Paar gerät in die Krise, als eine schwarz beschäftigte Putzfrau im Krankenhaus landet. „Das bleibt unter uns“ spricht dabei wichtige Themen an, verrennt sich dabei aber in zu viele Richtungen. Anstatt einige Punkte zu vertiefen, gibt es unnötige Thriller-Elemente und willkürlich konstruierte Konflikte.
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