Im Norden Texas genießen nur wenige Farmer ein ähnliches Ansehen wie die Zacharys. Nach dem Tod des Familienoberhauptes im Kampf gegen die Indianer obliegt es dem ältesten Sohn Ben (Burt Lancaster) seinen Clan zu führen. Während er und seine beiden jüngeren Brüder in Wichita, Kansas ein größeres Geschäft um eine Viehherde vorbereiten, kümmert sich seine Mutter Mattilda (Lilian Gish) um Rachel (Audrey Hepburn), die kurz nach ihrer Geburt von Bens Vater adoptiert wurde. Obwohl Rachels ganze Liebe in erster Linie Ben gehört, hat sie sich damit abgefunden, wohl eines Tages den Sohn von Farmer Zeb Rawlins (Charles Bickford) zu heiraten, mit dem die Zacharys gute Geschäfte machen.
Ihre Freude über die Rückkehr ihrer Brüder wird ihr jedoch verleidet durch die Ankunft eines Fremden (Joseph Wiseman), dessen Erscheinen vor allem Ben und Mattilda in große Unruhe versetzt. Als es gelingt, den Fremden in die Flucht zu schlagen, hören die seltsamen Ereignisse aber nicht auf, denn schon wenige Tage später erscheinen Abgesandte des Kiowa-Stammes auf der Farm. Ein Gefecht mit diesen erwartend begrüßt Ben sie zögernd, reagiert aber verblüfft, als diese ihm ein Gastgeschenk anbieten im Austausch für Rachel, die eigentlich zu ihrem Stamm gehört und von den Weißen verschleppt wurde. Ben schickt die Kiowa weg und droht ihnen Konsequenzen an, sollten sie noch einmal wiederkehren. Dennoch haben die Worte der Kiowa große Folgen für die Familie, denn während Rachel zutiefst verstört reagiert, sind sich Mattilda und Ben sicher, dies war nur ein erster Vorgeschmack auf weitere Kämpfe mit den Kiowa.
Geschichten von der American Frontier
Mit seiner Verfilmung des Romans The Unforgiven des US-amerikanischen Autors Alan Le May, der unter anderem auch die Romanvorlage zu John Fords Der schwarze Falke schrieb, kehrte Regisseur John Huston zum Western zurück. Die Geschichte, die unter anderem die Behandlung der Ureinwohner durch die Siedler in den Fokus nahm, provozierte einige Diskussionen über dieses Thema im Western generell und nimmt bis heute sehr viel Raum ein bei den Besprechungen des Filmes. Darüber hinaus jedoch scheint es Huston um den Begriff der Identität zu gehen und inwiefern überhaupt ein Zusammenleben zwischen zwei Kulturen, der der Siedler und der First People, möglich ist.
Zunächst einmal ist das Bild der Familie in Denen man nicht vergibt interessant. Die Zacharys sind, wie viele ihrer Nachbarn, Profiteure von den Verhandlungen (so man dieses Wort überhaupt benutzen will) mit den Ureinwohnern, was ihnen beachtliche Vorteile verschaffte und den Grundstein für ihren Wohlstand legte. Das Drehbuch Ben Maddows sowie wie Kameraarbeit Franz Planers entwerfen das ur-amerikanische Bild der heilen Familie, die den wirtschaftlichen Aufstieg geschafft hat. Dies schlägt sich in ihrem Besitz sowie der Kultur nieder, was symbolisch mit dem Kauf eines Klaviers etabliert wird. Die American Frontier scheint erobert zu sein, doch zugleich setzt Hustons Inszenierung die Zeichen der Unruhe oder zeigt Risse in diesem Bild der Familie, was mit dem Erscheinen des Fremden zu tun hat, aber ebenso dem angespannten Verhältnis zu den Kiowa. Huston arbeitet in Denen man nicht vergibt mit dem Bild der Familie, etabliert und zerstört dieses, um letztlich über die Folgen der langen Auseinandersetzungen zu sprechen, auch wenn der Vollständigkeit halber angemerkt sein sollte, dass die Sicht der Ureinwohner eine untergeordnete Rolle spielt.
Vermischte Biografien
Viele Rezensenten bemerken, dass Denen man nicht vergibt jene Lässigkeit fehlt, die viele andere Werke Hustons ausmacht. Dies wundert nicht, wenn man bedenkt, welche Themen und Figuren im Fokus stehen. Burt Lancaster und Audrey Hepburn spielen Figuren, die einer neuen Generation angehören und die einen ersten Vorgeschmack bekommen, welche Konsequenzen die Konflikte mit den Ureinwohnern haben. In einer emotionalen, immer am Rande des Melodrama angesiedelten Darstellung zeigt Hepburn den Identitätskonflikt Rachels, der die junge Frau zu zerreißen scheint, während Ben in einem ganz anderen Zwiespalt zwischen Loyalität und Gerechtigkeit steckt. Die Familie ist eine Lüge oder vielmehr eine Fassade, besonders jetzt, da die Geschichten zweier Kulturen miteinander verschmolzen sind und man sich ein Land teilen muss. Das ist eine spannende Ausgangssituation, die besonders das Finale in einem wenig schmeichelhaften Licht für die Figuren erscheinen lässt.
OT: „The Unforgiven“
Land: USA
Jahr: 1960
Regie: John Huston
Drehbuch: Ben Maddow
Vorlage: Alan Le May
Musik: Dimitri Tiomkin
Kamera: Franz Planer
Besetzung: Burt Lancaster, Audrey Hepburn, Audie Murphy, John Saxon, Charles Bickford, Lillian Gish, Albert Salmi, Joseph Wiseman
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