Als der IT-Unternehmer Dawid Maslowski (Pawel Ciolkosz) in seinem Bungalow ermordet wird, stößt die Kriminaltechnikerin Dr. Viktoria Wex (Claudia Eisinger) auf eine schockierende Spur. Die Dienstwaffe gehört ausgerechnet ihrem Nachbarn und Freund Leon Pawlak (Sebastian Hülk), der als Dorfpolizist sonst für Recht und Ordnung sorgt. Und das ist das nicht das Einzige, was ihn belastet. Während Pawlak seine Unschuld beteuert, kommen noch weitere Indizien hinzu, bis sogar seine Exfrau Kommissarin Zofia Kowalska (Karolina Lodyga) an ihm zu zweifeln beginnt. Doch weshalb hätte der ihn töten sollen? Welche Verbindung gibt es zu dem Toten? Oder liegt die Antwort doch in dem Unternehmen, das sich darauf spezialisiert hat, Schwachstellen anderer Unternehmen aufzudecken?
Von der Legende zum Internet
Das Prinzip ist inzwischen gleichermaßen bekannt wie bewährt: Donnerstagabend gibt es im Ersten vorzugsweise Krimis, die eine klassische Mördersuche mit idyllischen Landschaften verbinden. Da ist Der Masuren-Krimi keine Ausnahme. Wie der Titel verrät, halten wir uns hier in Polen auf und dürfen feststellen, dass selbst in der Provinz, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, fleißig gemeuchelt wird. Business as usual. Wobei versucht wird, innerhalb dieses eher starren Konzepts ein bisschen für Abwechslung zu sorgen. Zumindest bei den zwei aktuellen Fällen kommt es zu einem enormen Kontrast. Gab es letzte Woche in Marzanna, Göttin des Todes noch Bezüge zu Jahrhunderte alten Legenden, wird in Freund oder Feind, der vierte Teil der ARD-Krimireihe, das Internet entdeckt.
Auf der einen Seite ist es natürlich lobenswert, wenn man sich nicht jedes Mal wiederholen möchte. Dass der lokale Aspekt aber völlig aufgegeben wird zugunsten eines denkbar generischen Themas wie der Cyberkriminalität, ist schon schade. Vor allem passt das irgendwie nicht so wirklich zu einer Reihe, deren Verkaufsargument eigentlich das Provinzielle ist. Dass in einem Dorf, in dem gerade noch im Rahmen eines Rituals alte Puppen durch die Gegend getragen wurden, auf einmal eine Reihe von Superhackern unterwegs sein soll, ist schon sehr beliebig. Der Masuren-Krimi: Freund oder Feind hätte da gern etwas mehr Kontinuität beweisen dürfen, anstatt willkürlich mal hier, mal dort etwas zu tun. Lediglich die Figuren erinnern einen daran, dass wir noch in derselben Reihe unterwegs sind.
Als Krimi langweilig
Aber selbst wenn einen diese Willkürlichkeit nicht stört, ist der Film nicht gerade ein Höhepunkt des Genres. Dass Pawlak zum Hauptverdächtigen in dem Fall wird, ist beispielsweise kein besonders gelungener Einfall. Nicht nur dass bereits viel zu viele Krimis so etwas gebracht haben, was dazu beiträgt, dass Der Masuren-Krimi: Freund oder Feind so austauschbar wirkt. Es wird sowieso niemand im Publikum daran glauben, dass er es getan hat. Denn das würde bedeuten, dass die Reihe sich eine neue Hauptfigur suchen muss. Das macht den Film dann sehr vorhersehbar, was bei einem Krimi keine besonders gute Voraussetzung ist. Schließlich leben die Geschichten eigentlich davon, dass man gespannt sein soll, wie diese ausgehen. Hier nicht.
Klar gibt es trotz allem die Frage, wer es denn statt Pawlak gewesen sein könnte. Die Auswahl ist aber überschaubar, weshalb das Publikum nicht viel Gelegenheit zum Grübeln bekommt. Zumal es noch die schon beim letzten Mal angesprochene Nebenhandlung um Wex und ihren toten Ehemann gibt, welche die eine oder andere Minute für sich in Anspruch nimmt. Interessanter ist dieser Part auch nicht geworden. Vielmehr lässt Der Masuren-Krimi: Freund oder Feind auch in der Hinsicht eine eigene Persönlichkeit vermissen. Nicht einmal bei dem IT-Unternehmen gab man sich irgendwelche Mühe, mehr als Klischees zu bieten. Und so bleibt dann nur noch die Optik. Die ist dafür ganz hübsch, zu sehen gibt es bei dem Film schon einiges. Nur reicht das kaum aus, um den langweiligen Rest auszugleichen.
OT: „Der Masuren-Krimi: Freund oder Feind“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Sven Taddicken
Drehbuch: Nadine Schweigardt
Musik: Mark Pinhasov, Christopher Colaço, Philipp Schaeper
Kamera: Fee Strothmann
Besetzung: Claudia Eisinger, Sebastian Hülk, Karolina Lodyga, Paula Kroh, Béla Gabor Lenz, Johannes Kühn, Patryk Brzoza, Katarzyna Maciag, Wieslaw Zanowicz, Natalia Bobyleva, Matilda Jork
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