Die Jury A Time to Kill
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Die Jury

Die Jury A Time to Kill
„Die Jury“ // Deutschland-Start: 7. November 1996 (Kino) // 12. Februar 2009 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Als zwei betrunkene weiße Männer im tiefen Süden ein zehnjähriges schwarzes Mädchen brutal vergewaltigen und umzubringen versuchen, fordert dessen Vater Carl Lee Hailey (Samuel L. Jackson) Gerechtigkeit. Doch da ihm der Glauben an das Rechtssystem fehlt, nimmt er das Gesetz selbst in die Hand und erschießt die beiden Männer. Für Staatsanwalt Rufus Buckley (Kevin Spacey) ist der Fall klar: Hailey ist ein Mörder und verdient für seine Tat die Todesstrafe. Eben dies will sein Anwalt Jake Tyler Brigance (Matthew McConaughey) verhindern und erhält dabei Hilfe von der engagierten Jura-Studentin Ellen Roark (Sandra Bullock). Währenddessen wendet sich Freddie Lee Cobb (Kiefer Sutherland), der Bruder einer der beiden toten Männer, an den Ku Klux Klan, um diesen Hailey und Brigance aufzustacheln …

Ein Hit nach John Grisham

In den 1990er Jahren war der Name John Grisham quasi allgegenwärtig. Das lag nicht nur an seinen Romanen, die sich weit oben auf den Bestseller-Listen tummelten. Auch die diversen filmischen Adaptionen trugen mächtig zu seinem Ruhm bei. Vor allem Die Firma (1993) wurde zu einem gewaltigen Kassenerfolg, aber auch Die Akte (1993) und Der Klient (1994) spielten jede Menge ein. Mit Die Jury kam 1996 der vierte Hit in Folge heraus, bevor die Popularität der Film schlagartig abnahm. Während viele der späteren Filme trotz prominenter Besetzung in Vergessenheit geraten sind, ist die Geschichte um einen Anwalt, der einen Vater vor Gericht vertritt, der letzte der großen Grisham Filme und immer wieder gern im Fernsehen ausgestrahlt.

Das liegt sicher auch an der erneut sehr illustren Besetzung des Films. So ist Die Jury vollgestopft mit bekannten Leuten, mehr noch als die in der Hinsicht eh schon beeindruckenden vorangegangenen Adaptionen. Das gilt gleichermaßen für die gute wie für die böse Seite. Kurios ist dabei, dass sowohl Schauspiellegende Donald Sutherland wie auch sein Sohn Kiefer Sutherland größere Rollen haben, in dem Film jedoch nicht miteinander verwandt sind. Tatsächlich sind sie auf den gegenüberliegenden Seiten des Rings untergebracht. Während der Papa einen alkoholabhängigen früheren Anwalt spielt, ist der Junior ein aufrechter Rassist, der das Gesetz in die eigenen Hände nimmt. Wer den Feind unterstützt, sei es konkret Hailey oder ganz allgemein Schwarze, der wird zu seiner Zielscheibe. Erlaubt ist so ziemlich alles.

Spannend und geschmacklos

Dass Hailey und Cobb damit Spiegelbilder sind, ist ein interessanter Aspekt des Films, auch wenn dieser das gar nicht thematisiert. Tatsächlich wird bei Die Jury mit einer sehr eigenen, sehr fragwürdigen Auffassung von Gerechtigkeit gearbeitet. Im Grunde wird hier völlig ungeniert Selbstjustiz gefordert, gar glorifiziert und daran festgemacht, wenn es trifft. Wenn Cobb den Mord an seinem Bruder rächen will, ist er böse. Die Rache Haileys für die Vergewaltigung seiner Tochter geht hingegen in Ordnung. Besonders geschmacklos ist, wie das Thema des Rassismus für diese Selbstjustiz missbraucht wird. Da wird argumentiert, dass es Ziel der Bürgerrechtsbewegung sein muss, dass auch Schwarze Weiße töten dürfen, ohne dafür belangt zu werden. Natürlich gibt es sehr viele Filme, die Selbstjustiz propagieren – siehe die ganzen Rachethriller. Vergleichbar dreist und scheinheilig wie hier wird das aber nur selten getan.

Wer diese ganzen problematischen Aspekte sowie das gnadenlos manipulative Ende ausblenden kann – was vielen nicht schwer fällt –, kann sich hiermit aber schon recht gut unterhalten lassen. Der Film nimmt dabei die für Grisham typischen juristischen Elemente, wenn im Mittelpunkt die Gerichtsverhandlung steht, und kombiniert diese mit dem Porträt einer eskalierenden Gesellschaft. So kommt es immer wieder zu gewalttätigen Begegnungen, auch die Hauptfiguren können sich ihrer Haut nie ganz sicher sein. Beides zusammen sorgt zumindest bei der Erstsichtung für Spannung, da man hier wissen möchte, wie das Ganze ausgeht. Trotz einer sehr großzügigen Laufzeit von zweieinhalb Stunden kommt das ohne größere Längen aus, an der schauspielerischen Leistung kann man ebenfalls nicht meckern. Auch wenn die vorangegangenen Adaptionen insgesamt stärker sind, kann man hier durchaus noch reinschauen.

Credits

OT: „A Time to Kill“
Land: USA
Jahr: 1996
Regie: Joel Schumacher
Drehbuch: Akiva Goldsman
Vorlage: John Grisham
Musik: Elliot Goldenthal
Kamera: Peter Menzies Jr.
Besetzung: Matthew McConaughey, Sandra Bullock, Samuel L. Jackson, Kevin Spacey, Oliver Platt, Charles S. Dutton, Brenda Fricker, Donald Sutherland, Kiefer Sutherland, Patrick McGoohan

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Golden Globes 1997 Bester Nebendarsteller Samuel L. Jackson Nominiert
Goldene Himbeere 1997 Schlechtestes Drehbuch bei einem Film, der mehr als 100 Millionen US-Dollar eingespielt hat Akiva Goldsman Nominiert

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Die Jury
fazit
Spannendes Unterhaltungskino oder geschmacklose Selbstjustiz-Glorifizierung? „Die Jury“ ist irgendwie beides. Wenn das Publikum einen Afroamerikaner anfeuern soll, der die Vergewaltiger seiner Tochter ermordet hat, wird es schnell fragwürdig. Die Adaption eines Romans von John Grisham ist dabei aber trotz Überlänge recht kurzweilig und wie immer absurd prominent besetzt.
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