Als der Geologie-Professor Oliver Lindenbrook (James Mason) einen seltsamen Lavabrocken erhält, findet er darin eine Nachricht des isländischen Gelehrten Arne Saknussemm. Dieser hatte 300 Jahre zuvor nach einem Weg zum Mittelpunkt der Erde gesucht und war dabei spurlos verschwunden. Zusammen mit dem Studenten Alec McEwen (Pat Boone) begibt sich Lindenbrook daraufhin auf eine Reise und will das Werk von Saknussemm vollenden. Dieser Expedition schließen sich bald Carla Goetaborg (Arlene Dahl), deren Ehemann ein Kollege von Lindenbrook war, sowie Hans Belker (Peter Ronson) an. Unterwegs müssen die vier zahlreiche Gefahren überwinden. Nicht nur, dass die Expedition ins Innere der Erde sie an unwirtliche Orte führt. Sie müssen sich zudem mit Graf Saknussemm (Thayer David) arrangieren, einem Nachfahren des Pioniers, der ihnen unbedingt zuvorkommen möchte und dafür sogar über Leichen geht …
Klassiker der Abenteuergeschichte
Auch bald 120 Jahre nach seinem Tod gilt Jules Verne noch immer als einer der bedeutendste Vertreter des Abenteuerromans. Seine im 19. Jahrhundert geschriebenen Geschichten waren gleichermaßen visionär wie fantasievoll. Die Spezialität des französischen Schriftstellers war es, das Unsichtbare hinter dem Sichtbaren zu suchen, große Abenteuer direkt vor der Haustür beginnen zu lassen. So auch bei dem 1864 veröffentlichten Die Reise zum Mittelpunkt der Erde, das neben 20.000 Meilen unter dem Meer (1869) sowie Reise um die Erde in 80 Tagen (1873) sein bekanntestes Werk ist. Knapp hundert Jahre nach der Veröffentlichung wurde dieses noch einmal einem neuen Publikum schmackhaft gemacht. Die Kino-Adaption wurde dabei zu einem großen Erfolg und war sogar für drei Oscars im Rennen.
Natürlich ist in den anschließenden sechs Jahrzehnten einiges in die Jahre gekommen. Das betrifft schon die zugrundeliegende Geschichte an sich. Während Reise um die Erde in 80 Tagen ein letztendlich zeitloses und noch immer vorstellbares Abenteuer ist, weshalb es in den letzten Jahren mehrere Adaptionen gab, ist bei Die Reise zum Mittelpunkt der Erde klar, dass das alles ziemlicher Quatsch ist. Ob es nun Dinosaurier sind, die hier unbemerkt von den Menschen noch immer leben, oder Verweise auf die sagenhafte untergegangene Zivilisation Atlantis: Verne nahm alles Mögliche zwischen Wissenschaft und Pseudowissenschaft und warf das zusammen. Erlaubt war alles, das irgendwie aufregend und geheimnisvoll war und das Publikum bei Laune hält. Es soll gespannt sein, was als Nächstes geschieht und ob die vier die Gefahren überstehen.
Erst gemächlich, später turbulent
Wobei es erstaunlich lange dauert, bis es tatsächlich mal gefährlich wird. Erst zur Hälfte des Films beginnt die Reise, nachdem die Figuren zuvor mit vielen anderen Themen beschäftigt waren – darunter der Frage, ob eine Frau Teil der Expedition sein sollte. Und auch als es dann mal losgeht, muss sich ein heutiges Publikum gedulden. Zwar wird viel von Gefahren gesprochen, es wird auch eine entsprechende Atmosphäre aufgebaut. Es passiert aber eigentlich gar nicht so viel. Erst später dreht Die Reise zum Mittelpunkt der Erde richtig auf. Dafür kommt das Team ab dem Zeitpunkt aber auch kaum noch zur Ruhe. Und damit auch die Zuschauer und Zuschauerinnen, die bis zum Schluss ein Mini-Abenteuer nach dem anderen erleben.
Dass die technische Umsetzung dabei ebenfalls in die Jahre gekommen ist, versteht sich von selbst. Beispielsweise wurden für die Dinosaurier reale Tiere genommen und optisch aufgemotzt, was heute eher kurios als furchteinflößend aussieht. Manche Orte sehen zudem ein bisschen sehr nach Studioinnenaufnahme aus, weniger nach natürlicher Landschaft. Gleichzeitig verleiht das Die Reise zum Mittelpunkt der Erde einen ganz eigenen Charme. Es macht auch nach wie vor Spaß, zumal man immer mal wieder Humor bewies – eine der Hauptfiguren ist eine Ente –, ohne dass dabei die heutzutage so inflationär eingesetzten Oneliner und markigen Sprüche bemüht werden. Dass die Fantasie eines gegenwärtigen Publikums dadurch ähnlich beflügelt wie damals, ist zwar sehr unwahrscheinlich. Sehenswert ist der Oldie dennoch.
OT: „Journey to the Center of the Earth“
Land: USA
Jahr: 1959
Regie: Henry Levin
Drehbuch: Charles Brackett, Walter Reisch
Vorlage: Jules Verne
Musik: Bernard Herrmann
Kamera: Leo Tover
Besetzung: Pat Boone, James Mason, Arlene Dahl, Thayer David, Peter Ronson
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1960 | Bestes Szenenbild | Lyle R. Wheeler, Franz Bachelin, Herman A. Blumenthal, Walter M. Scott, Joseph Kish | Nominiert |
Bester Ton | Carlton W. Faulkner | Nominiert | ||
Beste Spezialeffekte | L.B. Abbott, James B. Gordon, Carlton W. Faulkner | Nominiert |
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