Faraway Netflix
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Faraway

Faraway Netflix
„Faraway“ // Deutschland-Start: 8. März 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Im Leben von Zeynep Altin (Naomi Krauss) geht es gerade drunter und drüber. So kriselt ihre Ehe mit Ilyas (Adnan Maral). Er schafft es ja nicht einmal zur Beerdigung ihrer Mutter! Als Zeynep dabei erfährt, dass diese heimlich ein Haus auf einer kroatischen Insel gekauft und ihr vererbt hat, nutzt sie die Gelegenheit, um alles einmal hinter sich zu lassen. Die Ankunft gestaltet sich dabei gleich doppelt ernüchternd. Nicht nur, dass das Gebäude nicht viel hermacht und kaum Komfort bietet – zum Vermieten ist das schlecht. Es wohnt auch noch Josip Cega (Goran Bogdan) darin, der Vorbesitzer, dem seine Mutter ein Bleiberecht eingeräumt hat. Für Zeynep bedeutet das, dass sie nicht nur darüber nachdenken muss, was mit dem Häuschen geschehen soll, sondern auch, was sie mit ihrem eigenen Leben anfangen möchte …

Liebe vor Traumkulissen

Irgendwie ist das eine verkehrte Welt. Gerade erst hat das ZDF angekündigt, nicht mehr so viele Filme aus der Rosamunde Pilcher Reihe produzieren zu wollen und sich lieber um ein etwas jüngeres Publikum kümmern zu wollen. Und was macht Netflix, das ja eigentlich eben ein solches Publikum bedient? Produziert mit Faraway einen Film, der ohne Probleme im Rahmen des Herzkinos ausgestrahlt werden könnte. Da geht es um Liebe, geht es um eine weibliche Hauptfigur, die sich noch einmal neu finden muss, geht es um Missverständnisse und Meinungsverschiedenheiten, die behoben werden müssen. Und das alles findet vor einer malerischen Kulisse statt, die bei dem Publikum für schönstes Urlaubsgefühl sorgen soll.

Tatsächlich hätte man den Film problemlos im Rahmen der Reihe Ein Sommer in … platzieren können, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre. Das Einzige, was etwas hervorsticht, ist das Alter der Protagonistin. Mit Ende 40 ist Zeynep ein Stück älter, als es üblich ist. Aber auch in der Hinsicht ist man beim Herzkino gern mal aktiv, eines der wenigen positiven Merkmale, die man diesen Filmen zugutehalten muss. Insofern reicht das als Alleinstellungsmerkmal nicht aus. Etwas stärker fällt ins Gewicht, dass Zeynep gleich zwei potenzielle Love Interests hat, von denen eines sogar deutlich jünger ist. Nur: Einfach mal was Schönes hat das kürzlich deutlich charmanter und auch konsequenter gezeigt. Hier läuft das nur auf einen dümmlichen Witz hinaus, in dem der Jüngere als Macron beschimpft wird. An anderer Stelle wird es sogar richtig fragwürdig, wenn auf Kosten von Dicken ein Witz gebracht wird.

Das Scheitern der Komik

Nicht dass die übrigen Witze besser wären. Zwar ist Drehbuchautorin Jane Ainscough immer mal wieder bemüht, sich irgendwelche komischen Szenen auszudenken. Aber dabei scheitert sie ebenso wie die zahlreichen Kollegen und Kolleginnen, die für das öffentlich-rechtliche Fernsehen schreiben. Immerhin: Bei Faraway merkt man zumindest, dass es sich um eine Komödie handelt, während das bei anderen Filmen nur durch die Beschreibung der jeweiligen Sender klar wird. Aber nur weil man weiß, dass etwas komisch sein soll, ist es das nicht automatisch. Etwas besser sieht es im Hinblick auf das Thema Selbstverwirklichung aus, wenn Zeynep die Auszeit nutzt, um auch mal an sich selbst zu denken. Dass eine Frau mit Ende 40 noch sexuelle Bedürfnisse haben darf, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Ist es in Filmen aber nur selten.

Der eigentliche Grund, warum man sich den Film aber anschauen wird, ist das Setting. Regisseurin Vanessa Jopp (Gut gegen Nordwind) kann sich da ganz auf die Kulisse verlassen: Nicht nur dass die Aussicht von dem geerbten Häuschen aus wunderbar ist und bei den meisten das Bedürfnis wecken dürfte, selbst mal wieder die Koffer zu packen und wegzufahren. Auch die handgeschaffenen Kulissen sind sehr hübsch. Wem das reicht – bei Millionen dürfte das der Fall sein –, darf bei Faraway einschalten und ein bisschen träumen. Der Rest darf sich darüber ärgern, dass Netflix bei dem Versuch, neue Zielgruppen zu erreichen, noch mehr schwache Filme herausbringt, als es ohnehin schon der Fall ist. Die Liebeskomödie ist über weite Strecken so streng nach Formel gebastelt, dass man sich das Ganze auch sparen kann.

Credits

OT: „Faraway“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Vanessa Jopp
Drehbuch: Jane Ainscough
Musik: Annette Focks
Kamera: Katharina Bühler
Besetzung: Naomi Krauss, Goran Bogdan, Artjom Gilz, Adnan Maral, Bahar Balci

Bilder

Trailer

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Faraway
fazit
Wenn Netflix auf Herzkino macht: Wie das offensichtliche Vorbild liefert „Faraway“ eine Mischung aus traumhaften Kulissen und amourösen Verwicklungen. Qualitativ ist das ebenfalls auf einem ähnlichen Niveau. Zwar ist es grundsätzlich sympathisch, wenn eine Frau Ende 40 im Mittelpunkt steht und ihre Bedürfnisse verwirklichen darf. Wenn das Ganze aber so streng nach Formel läuft wie hier, kann man sich das auch sparen.
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