Für die erfolgreiche Autorin Rachel Carlson (Demi Moore) bricht eine Welt zusammen, als ihr fünfjähriger Sohn Thomas (Beans El-Balawi) auf tragische Weise ertrinkt. Seither befindet sie sich in einem Tief: Die Ehe mit Brian (Henry Ian Cusick) ist gescheitert, sie bringt auch keine Zeile mehr aufs Papier. Um sich auf andere Gedanken zu bringen, mietet sie ein kleines Haus an der Küste von Schottland. Dort hofft sie, zur Ruhe zu kommen und ihren letzten Roman vollenden zu können, an dem sie schon länger sitzt. Doch auch dort fühlt sie sich von Thomas verfolgt, für dessen Tod sie sich selbst die Schuld gibt. Immer wieder kommt es zu eigenartigen Vorkommnissen. Bildet sie sich diese nur ein oder ist tatsächlich der Geist ihres Jungen da? Erst als sie den Leuchtturmwärter Angus McCulloch (Hans Matheson) kennenlernt, scheint sich das Blatt endlich zum Besseren zu wenden …
Der Schrecken abgelegener Orte
Es gehört fest zum Grundstock des Horrorgenres dazu: Menschen, die einen Neuanfang suchen und sich deshalb an einen abgelegenen Ort zurückziehen. Das klappt dann natürlich nie so, wie sie sich das vorher ausgemalt haben. Sonst gäbe es schließlich keine Geschichte zu erzählen. Das mag dann nicht übermäßig originell sein, kann in fähigen Händen aber Spaß machen. Ob nun Shepherd – Fluch der Vergangenheit oder Ogre, da gab es zuletzt einige Titel, die das bekannte Szenario für sich zu nutzen wussten und atmosphärische Genrevertreter auf die Beine stellten. Ein Selbstläufer sind solche Szenarien aber nicht, wie das etwas ältere Beispiel Half Light – Gefangen zwischen Licht und Schatten zeigt. Denn auch wenn man sich für die Handlung einen stimmigen Ort gesucht hat: Drumherum stimmt fast gar nichts.
Schon der Einstieg ist nicht so wirklich gelungen. Die Geschichte um den Sohn, der in dem Kanal ertrinkt, ist natürlich sehr tragisch. Umso mehr, da der Tod leicht hätte verhindert werden können. Regisseur und Drehbuchautor Craig Rosenberg (After the Sunset) inszeniert diese Stelle aber als kitschiges Melodram mit richtig aufbrausender Musik. Auch später meint man bei Half Light – Gefangen zwischen Licht und Schatten, dass man versehentlich einen Film nach Rosamunde Pilcher eingelegt hat, weniger einen tatsächlichen Genrebeitrag, der das Publikum zum Fürchten bringen will. Wobei es schon irgendwo gruselig ist, wie hier basierend auf einem Trauma eine solche Schmierenromanze aufgebaut wird.
Wenig Horror, noch weniger Sinn
Die Horrorelemente spielen dabei eine überraschend geringe Rolle, die Momente mit dem wiederkehrenden Thomas sind nicht sonderlich zahlreich. Sie sind auch nicht besonders gut. Zum einen werden dabei nur irgendwelche Standardsituationen abgespult. Es fehlt auch an der notwendigen Finesse, um diese 08/15-Momente wenigstens irgendwie interessant in Szene zu setzen. Spannend ist Half Light – Gefangen zwischen Licht und Schatten an diesen Stellen nicht, weder inhaltlich noch im Hinblick auf die Umsetzung. Wie schon The Dark, das ebenfalls ein Küstensetting nutzt, um Schrecken, Trauma und auseinanderbrechende Familien zu verbildlichen, scheitert der Film an seiner Aufgabe, aus dieser Ausgangssituation etwas Sehenswertes zu machen.
Tatsächlich erwähnenswert ist der Film lediglich im letzten Drittel, wenn er auf einmal eine völlig andere Richtung einschlägt. Wer eine Vorliebe für Wendungen hat, könnte dann auf seine Kosten kommen. Rosenbergs Geschichte sorgt zumindest für eine Überraschung. Nur ist es keine besonders gute: Half Light – Gefangen zwischen Licht und Schatten verkommt dann endgültig zum filmischen Äquivalent eines Groschenromans. Sinn ergibt das Ganze nur bedingt, Glaubwürdigkeit sollte man nicht erwarten. Klar, das ist in diesem Bereich keine dringende Voraussetzung. Wenn aber fehlender Sinn und fehlende Spannung Hand in Hand gehen, mangelt es an überzeugenden Argumenten, warum man sich das hier anschauen sollte. So viel gibt die Landschaft dann doch nicht her, um die ganzen anderen Mängel übersehen zu können.
OT: „Half Light“
Land: UK, Deutschland
Jahr: 2006
Regie: Craig Rosenberg
Drehbuch: Craig Rosenberg
Musik: Brett Rosenberg
Kamera: Ashley Rowe
Besetzung: Demi Moore, Hans Matheson, Henry Ian Cusick, Beans El-Balawi, Kate Isitt
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