Es ist ein großer Auftrag für Mikael (Maximilian Klas): Im Auftrag von Pfarrer Carl (Holger Daemgen) soll er die alte Kirchenorgel restaurieren. Das wird sicherlich eine ganze Weile in Anspruch nehmen, bevor es im Anschluss für die nächste Arbeit wieder weitergeht. Aber der Orgelbauer ist es gewohnt, mit seiner Tochter Luna (Sophia Heinzmann) durch die Gegend zu reisen und immer wieder neue Orte kennenzulernen. Schon auf dem Weg zur neuen Zwischenstation lernt er Hanna (Sina Tkotsch) kennen, die Tochter Carls. Auf Anhieb verstehen sich die beiden gut. Umso größer ist die Freude, als sie sich später wiederbegegnen. Nur Carls Frau Bille (Dana Golombek von Senden) ist wenig angetan von dem Neuling und geht von Anfang an auf Abstand …
Charmanter Einstieg
In den letzten Wochen wurden mal wieder die Filme nach Rosamunde Pilcher an den Pranger gestellt und als Synonym für schwülstige Werke minderer Qualität genommen. Dabei wird übersehen, dass im Rahmen der sonntäglichen ZDF-Programmschiene Herzkino noch ganz andere Schmonzetten abgespult werden, die auch nicht besser sind als die Pilcher Sachen. Besonders übel sind in der Hinsicht oft die Adaptionen der Geschichten von Inga Lindström, von denen es jedes Jahr gleich mehrere gibt. Zuletzt waren etwa Jemand liebt dich und Der Autor und ich eine echte Zumutung. Doch wer gedacht hat, damit wäre bereits der Bodensatz der deutschen TV-Unterhaltung erreicht, wird diese Woche eines Besseren belehrt. Irgendwie schafft es Hanna und das gute Leben, noch schlechter zu sein als die direkten Vorgänger.
Dabei ist der Anfang des mittlerweile 98. Films der Reihe noch ganz nett. Genauer ist es das Zusammenspiel von Maximilian Klas und Sophia Heinzmann als Vater-Tochter-Gespann, das doch irgendwie süß ist. An den Stellen erinnert Inga Lindström: Hanna und das gute Leben an die neue Herzkino-Reihe Familie Anders: Willkommen im Nest und Familie Anders: Zwei sind einer zu viel, die sich stärker mit dem familiären Alltag beschäftigen. Aber auch die Szenen. Wenn Hanna und Mikael umeinander herum scharwenzeln, sind gelungen. Die Chemie innerhalb des Ensembles stimmt zumindest, was dann zu den besseren Passagen des Films führt. Auch wenn da keine besondere Geschichte erzählt wird, ist das Ergebnis doch charmant genug, um hier eine Weile zuschauen zu können.
Hanna und die große Seifenoper
Schwierig wird es ab dem Moment, an dem die eigentliche Geschichte beginnt. Dass Bille irgendetwas mit dem jungen Mann verbindet, der plötzlich vor ihr steht, wird früh klar. Eine recht plumpe Flashback-Szene kündigt es bereits an. Bei der Auflösung muss sich das Publikum jedoch eine Weile gedulden. Diese findet – nicht minder plump – in einer Gesprächssituation statt, die nicht mehr ist als eine Zusammenfassung der Vergangenheit. So als würde jemand den Prolog vorlesen, in der Mitte der Geschichte. Dabei ist die erzählerisch wenig ambitionierte Umsetzung noch das geringere Problem. Vielmehr ist es der Inhalt von Inga Lindström: Hanna und das gute Leben, der das Drama zu einem Totalausfall macht.
Das fängt schon damit an, dass ein Anhänger zum Schlüssel der Lösung wird und von allen sofort erkannt wird, nachdem man ihn mehrere Jahrzehnte lang nicht gesehen hat und er damals nur sehr kurz im Besitz war. Und selbst wer das schluckt, wird bei den zahlreichen Wendungen, die in einem späteren Zeitpunkt offenbart werden, aus dem Staunen kaum herauskommen. Ein Wunder sei geschehen, heißt es an einer Stelle. So kann man das natürlich auch nennen, wenn ganz umständlich irgendwelche Zufälle konstruiert werden, die selbst für eine Seifenoper dreist sind. Das muss einen nicht stören. Wer einfach nur schöne Landschaften und schöne Menschen sehen möchte und gern das Gefühl vermittelt bekommt, dass am Ende alles gut wird, der wird in Inga Lindström: Hanna und das gute Leben bedient. Sollte man hingegen Ansprüche an den Inhalt von Filmen haben, der sollte lieber einen großen Bogen hierum machen.
OT: „Inga Lindström: Hanna und das gute Leben“
Land: Deutschland, Schweden
Jahr: 2023
Regie: Marco Serafini
Drehbuch: Christiane Sadlo
Vorlage: Inga Lindström
Musik: Alessandro Molinari
Kamera: Sebastian Wiegärtner
Besetzung: Sina Tkotsch, Maximilian Klas, Dana Golombek von Senden, Holger Daemgen, Sophia Heinzmann, Jochen Horst, Marie Luise Marjan
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
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