Miss Merkel – Ein Uckermark-Krimi

16 Jahre an der Spitze des Staates sind genug. Und so zieht die Altkanzlerin Angela Merkel (Katharina Thalbach) gemeinsam mit Ehemann Joachim Sauer (Thorsten Merten) und Mops Helmut in einen kleinen Ort in der Uckermark, wo sie in Zukunft ihren Ruhestand genießen wollen. Mit der Ruhe ist es aber bald vorbei. So wird Freiherr Philip von Baugenwitz (Thomas Heinze) vergiftet in einem von innen verriegelten Schlossverlies gefunden. Ein Selbstmord, klarer Fall. Oder etwa doch nicht? Merkel, der das mit der dauernden Ruhe dann doch nicht so richtig schmeckt, ist zumindest davon überzeugt, dass hinter der Sache mehr steckt. Also begibt sich der Krimi-Fan auf Spurensuche, fest entschlossen, das Rätsel um den vermeintlichen Selbstmord zu lösen. Damit treibt sie nicht nur die lokale Polizei in den Wahnsinn, sondern auch ihren Personenschützer Mike (Tim Kalkhof) …

Ex-Mutti auf Mörderjagd

Bei RTL scheint man fest entschlossen zu sein, den Dienstagabend zu einem Pflichttermin für Krimifans zu machen. Zumindest ist es auffällig, dass in auf diesem Programmplatz seit Wochen selbst produzierte Filme aus dem Krimi- bzw. Thrillerbereich liefen. Da gab es jeweils zwei Teile von Sonderlage – Ein Hamburg-Krimi, Auris und Dünentod – Ein Nordseekrimi. Hinzu kam Einsatz in den Alpen: Der Armbrustkiller, bei dem zumindest einmal angedacht war, daraus ebenfalls eine Reihe zu machen. Wer nach all den Morden, Entführungen und sonstigen Verbrechen noch nicht genug hat, für den gibt es jetzt mit Miss Merkel – Ein Uckermark-Krimi Nachschub. Wobei der neueste Zuwachs der zuletzt so stark gewachsenen Krimifamilie in mehrfacher Hinsicht aus der Masse solcher Werke hervorsticht.

Der offensichtlichste wird bereits im Titel verraten: In Miss Merkel: Ein Uckermark-Krimi gehen keine Polizisten oder sonstige Leute auf Spurensuche, deren Beruf die Verbrecherjagd ist. Stattdessen darf Angela Merkel, Ex-Kanzlerin und Ex-Mutti, dem Land zeigen, dass sie nicht immer nur auf Lösungen wartet, sondern manchen diese auch selbst sucht. Dass eine Politikerin sich als Hobby-Detektivin versucht, ist natürlich eine absurde Vorstellung. Dessen war man sich hier aber auch bewusst: Die Adaption eines Roman-Bestsellers von David Safier (Happy Family, Jesus liebt mich) nimmt diese sonderbare Situation und geht diese mit viel Humor an. Der kann mal in Bezügen auf die reale Merkel bzw. den Politbetrieb bestehen. Aber auch Verweise auf das Krimigenre finden sich einige, darunter der obligatorische auf Miss Marple, quasi die Blaupause für Teilzeit-Schnüfflerinnen.

Leider nur Durchschnitt

Prinzipiell kann so etwas immer ganz nett sein. Die alten Filme mit Margaret Rutherford erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit. Hinzu kommen mehrere deutsche TV-Krimis, die mit Humor ihr Publikum gefunden haben, seien es Friesland, Marie Brand oder Nord Nord Mord. Beispiele, dass so etwas erfolgreich sein kann, gibt es also genug. Und doch darf man Zweifel haben, dass daraus eine ganze Reihe wird, auch wenn es durchaus das Potenzial für eine solche gibt. Dafür ist der Auftakt einfach nicht gut genug. Zwar darf Katharina Thalbach richtig aufdrehen und erneut unter Beweis stellen, warum sie auch mit bald 70 Jahren noch so sehr für komödiantische Rollen gefragt ist. Spielfreude allein reicht aber nicht aus, um das uninteressante Drehbuch auszugleichen. Gleiches gilt für den Kontrast zwischen der schrulligen Alten und dem steifen Personenschützer, der regelmäßig an ihr verzweifelt.

Die mangelnde Abwechslung ist dabei eines der Probleme, mit denen der Film zu kämpfen hat. Das andere ist der Kriminalfall. Sicher darf man bei der humorvollen Interpretation des Genres ein wenig die Ansprüche herunterschrauben. Solange der Unterhaltungsfaktor stimmt, ist es nicht ganz so wichtig, wenn weniger komplexe Rätsel angeboten werden. Kommt aber ein wenig spannender Fall und ein schlichter Humor zusammen, ist das Ergebnis fast zwangsläufig wenig berauschend. Schlecht ist Miss Merkel: Ein Uckermark-Krimi sicher nicht. Wer diese Art Krimikomödien mag, wird zumindest ordentlich bedient. Ein Highlight des deutschen Fernsehens ist das aber ebenso wenig. Das an und für sich nette Konzept wurde an einen letztendlich wenig bemerkenswerten Film verschenkt.