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Polizeiruf 110: Ronny

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„Polizeiruf 110: Ronny“ // Deutschland-Start: 19. März 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Die Sorge ist groß, als der in einem Kinderheim lebende 10-jährige Ronny Hartwig (Johann Barnstorf) nach seiner Geburtstagsfeier spurlos verschwindet. Dabei rückt seine Mutter Sabine (Ceci Chuh), die schon seit Längerem darum kämpft, den Jungen zurückzubekommen, und deren neuer Lebensgefährte Rene Maier (Oskar Bökelmann) in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Aber auch der Erzieher Matthias Precht (Thomas Schubert) gerät in den Verdacht, da er sich zu Beginn in Widersprüche verheddert. Für Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) wird dies zu einem Fall, der sie an ihre Grenzen führt. Schließlich ist der Druck groß, den Jungen sobald wie möglich wiederzufinden. Dabei kann niemand mit Bestimmtheit sagen, dass er überhaupt noch am Leben ist …

Düster und trostlos

Klar, das Krimigenre ist eher weniger dazu geeignet, beim Publikum für gute Laune zu sorgen. Zuletzt mochte man es bei Polizeiruf 110 aber schon sehr betont düster und dramatisch. Erst ging es in Der Gott des Bankrotts um mehrere Menschen, die vor dem Aus stehen und sich dadurch zu Verzweiflungstaten hinreißen lassen. Im Anschluss erzählte Daniel A. die Geschichte eines Transmannes, der wichtiger Zeuge bei einem Mord wird, aber zu große Angst vor Reaktionen hat. Mit Ronny geht es nun weiter in diese abgründig-deprimierende Richtung. Dieses Mal wird das Schicksal eines verschwundenen Jungens zum Anlass, damit die Zuschauer und Zuschauerinnen so richtig an der Menschheit verzweifeln dürfen. Hoffnung gibt es hier kaum, weder für die Titelfigur noch für all die Leute, die mit ihm zu tun haben.

Grundsätzlich sind solche Geschichten um vermisste Kinder prädestiniert für Hochspannungsthriller. Schließlich wird die Suche nach diesen zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Da muss man nicht einmal selbst Kinder haben, um mit den Angehörigen mitzufiebern und die Daumen zu drücken, dass das alles noch irgendwie gut ausgeht. Bei Polizeiruf 110: Ronny geht das jedoch in eine etwas andere Richtung. Natürlich spielt auch der 404. Teil der ARD-Krimireihe mit der Ungewissheit, ob der Junge noch gerettet werden kann. Zwischendurch gibt es auch eine Szene, in der die Mutter weinend zusammenbricht, was noch einmal die Dringlichkeit der Suche betont. Dies steht jedoch nicht im Mittelpunkt. Statt konstanten Nervenkitzels ist der Film vielmehr von dem Gefühl der Sinnlosigkeit und der Leere geprägt, von Trauer und einer bleiernen Machtlosigkeit.

Auf der Suche nach Antworten

Ein Crowdpleaser ist das nicht gerade. Der Film wird auch Leuten eher wenige liegen, die für alles eine fein säuberliche aufgelistete Erklärung brauchen. Das soll nicht heißen, dass Polizeiruf 110: Ronny einer dieser unsinnigen Krimis ist, bei denen sich niemand Gedanken darum gemacht hat, ob das plausibel ist. Stattdessen wird hier die Unerklärlichkeit des menschlichen Bösen aufgezeigt. Zwar bekommen die Zuschauer und Zuschauerinnen zum Schluss eine Auflösung, wenn klar wird, was mit dem Jungen geschehen wird. Diese werden aber im Hinblick auf das „warum“ eher allein gelassen. Das Verbrechen geschieht nicht, weil es einen zwingenden Grund dafür gegeben hat. Es muss als Begründung reichen, dass dieses Verbrechen möglich war, damit es geschehen ist.

Atmosphärisch ist das gut von Regisseurin Barbara Ott (Kids Run) gelöst. Die blässlichen Bilder, bei denen selbst die Farben nur grau wirken, tragen dazu bei, dass man sich in der Trostlosigkeit verloren fühlt. Im Gegenzug muss man jedoch bei den Dialogen Abstriche machen. Da wird es zuweilen recht plakativ, wenn nach Worten gesucht wird, für die es keine Worte zu geben scheint. Auch die Ausführungen rund um Heime und die Sorge um Kinder wird nie so weit vertieft, dass man etwas daraus mitnehmen kann. Insofern ist der Eindruck bei Polizeiruf 110: Ronny gemischt. Während da manche Szenen dabei sind, die durch Mark und Bein gehen, hinterlassen andere weniger Eindruck. Wer gern rätselt, ist hier sowieso an der falschen Adresse.

Credits

OT: „Polizeiruf 110: Ronny“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Barbara Ott
Drehbuch: Jan Braren
Musik: Jasmin Reuter
Kamera: Falko Lachmund
Besetzung: Claudia Michelsen, Felix Vörtler, Pablo Grant, Ceci Chuh, Maja Schöne, Thomas Schubert, Valentin Oppermann, Johann Barnstorf

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Polizeiruf 110: Ronny
fazit
„Polizeiruf 110: Ronny“ ist ein weiterer betont düsterer Teil der Krimireihe, wenn ein verschwundener Junge gesucht wird. Einige Szenen sind sehr stark und lassen einen danach nicht mehr los. An anderen lässt jedoch das Drehbuch zu wünschen übrig. Wer gern rätselt ist hier ohnehin eher falsch, da es um die Unerklärlichkeit des Bösen geht.
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