Als Thomas (Thomas Mann) 17 Jahre alt wird, beschließen seine Freunde Costa (Oliver Cooper) und J. B. (Jonathan Daniel Brown), das ganz groß feiern zu wollen. Schließlich sind die Eltern von Thomas weg und die sturmfreie Bude muss genutzt werden. Während das Geburtstagskind die Feier eigentlich lieber klein und überschaubar gestalten möchte, laden die beiden anderen so ziemlich jeden ein, dem sie über den Weg laufen. Denn das, so ihr Kalkül, würde die Chance erhöhen, dass richtig heiße Bräute auftauchen. Tatsächlich wird die Party zu einem absoluten Renner, von überall her strömen die Leute. Doch je mehr vorbeikommen, umso stärker droht die Feier, völlig aus dem Ruder zu laufen …
Immer live dabei
In den 2010er Jahren gab es eine Zeit lang kein Entkommen vor ihnen: Found Footage Filme. Jeder wollte von dem Hype profitieren, der durch Filme wie Paranormal Activity oder [REC] befeuert wurde. Geschichten um Leute, die ein Abenteuer per Kamera festhalten, waren überall zu finden. Ein Großteil davon war dabei dem Horrorgenre entnommen, wo das Finden von Kameraaufnahmen für eine besonders nahbare Stimmung sorgen sollte. Hin und wieder versuchte man sich aber auch an anderen Genres und wollte das Prinzip in anderen Kontexten einsetzen. Das wohl bekannteste Beispiel im komödiantischen Bereich war seinerzeit sicherlich Project X, welches mehr als 100 Millionen US-Dollar einspielte. Das war nicht nur angesichts des geringen Budgets bemerkenswert. Auch das wenig bekannte Ensemble war nicht unbedingt ein Garant für größere Einspielergebnisse.
Dass man hierbei auf bekannte Schauspieler und Schauspielerinnen verzichtete, war nicht allein eine aus finanziellen Gründen gefällte Entscheidung, um Kosten zu sparen. Stattdessen wollte man hier ein möglichst authentisches Gefühl erzeugen, indem die Leute quasi von der Straße weg engagiert wurden. Auffällig ist dabei auch, dass die meisten ihre realen Vornamen tragen, wodurch noch mehr die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion aufgehoben werden. Der Einsatz von Handkameras ist sowieso ein beliebtes Mittel. Dabei ist Project X, anders als etwa die französische Komödie Project: Babysitting, kein wirkliches Found Footage. So werden die Aufnahmen nicht später von anderen gefunden. Stattdessen sind wir hier quasi live dabei, von den ersten Planungen der Party über deren Anfänge bis zu dem Punkt, als alles völlig außer Kontrolle gerät.
Reiz der Eskalation
Der Reiz des Films liegt dann auch an der besagten Eskalation. So startet die Party eigentlich völlig normal. Es ergibt sich hier zudem sehr schön eines aus dem anderen, anstatt dass irgendwann spontan der Schalter umgelegt wird. Dabei werden auch immer mal wieder Elemente eingeführt und zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgegriffen. Auch das trägt dazu bei, dass Project X trotz aller Verrücktheiten recht geerdet wirkt. Hinzu kommt, dass der Film zumindest versucht, seine drei Protagonisten ernstzunehmen in ihren Hoffnungen und Sehnsüchten. So sehnt sich Thomas eigentlich nur danach, von anderen wahrgenommen zu werden, ein Jemand zu sein, die Liebe zu finden. Also all das, was einen als junger Mensch so ausmacht.
Wie gut man das findet, hängt dennoch maßgeblich davon ab, ob man den Humor teilt. So sind das schon recht derbe und plumpe Witze, die hier innerhalb von anderthalb Stunden verbraten werden. Diese gehen zuweilen auch auf Kosten andere: Project X ist für seine frauenfeindlichen Sprüche berüchtigt, auch der Umgang mit einem Kleinwüchsigen ist sicher kein Ausdruck guten Geschmacks. Es ist nicht einmal so, dass das Trio so sympathisch ist, dass man ihm die ständigen Grenzüberschreitungen einfach so verzeihen würde. Entsprechend bescheiden waren seinerzeit die Kritiken, was in einem ziemlichen Kontrast zu den Reaktionen des Publikums steht. Letzterem war dann auch egal, dass die Eskalation recht konventionell vonstattengeht und der Film letztendlich gar nicht so wild ist, wie er sich nach außen hin verkauft.
OT: „Project X“
Land: USA
Jahr: 2012
Regie: Nima Nourizadeh
Drehbuch: Matt Drake, Michael Bacall
Kamera: Ken Seng
Besetzung: Thomas Mann, Oliver Cooper, Jonathan Daniel Brown, Kirby Bliss Blanton
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)