
Der Schock ist groß bei Erik Cameron (Joscha Kiefer), als er feststellt, dass seine Frau Dana (Thekla Hartmann) ihn offensichtlich schon länger mit Ken Parker (Roman Knižka) betrügt. Dessen Ehefrau Pauline (Lea Louisa Wolfram) fällt aus allen Wolken. Hinzu kommt, dass sie eigentlich genug andere Probleme hat mit ihrer dominanten Mutter Eve Burton (Regula Grauwiller) und der kriselnden Manufaktur, welche der Familie gehört. Viel Stoff, den sie bei ihrem neuen Therapeuten Bernard Lefèvre (Jean-Yves Berteloot) abzuladen hat. Dort trifft sie nicht nur Erik, der ein eigenes Trauma zu verarbeiten hat. Sie muss später auch entsetzt feststellen, dass Lefèvre und ihre Mutter angebandelt haben, weswegen sie sich gleich doppelt verraten fühlt …
Am Anfang war der Ehebruch
Zurzeit ist der ZDF-Dauerbrenner Rosamunde Pilcher in erstaunlich vieler Munde. Zum einen kündigte der Sender an, in Zukunft weniger Teile produzieren zu wollen, um sich so anderen Zielgruppen gegenüber zu öffnen. Außerdem wurden die TV-Dramen nach den Geschichten der britischen Schriftstellerin vielfach herangezogen, um sich über die Buch-Adaption Der Schwarm zu echauffieren. Das darf man natürlich tun, wird aber durch unzählige Wiederholungen nicht richtiger. So misslungen die besagte Serie auch sein mag, mit den Abgründen der sonntags im Rahmen der Herzkino-Programmschiene ausgestrahlten Romanzen hat das wenig zu tun. Ein besonders beeindruckendes Beispiel dafür, wie schlimm diese Filme sein können, ist Liebe ist die beste Therapie, der inzwischen 168. Film der Reihe.
Dabei beginnt die Geschichte ganz klassisch mit einem Ehebruch, wie gefühlt jeder zweite Film aus dieser Reihe. Ungewöhnlich ist daran allenfalls, wie die Geschlechter getauscht wurden. Üblicherweise muss am Anfang immer die Protagonistin erkennen, dass ihr Freund/Mann/Verlobter sie betrogen hat. Hier ist es der Mann. Zum Teil zumindest, da hier tatsächlich zwei Verheiratete eine gemeinsame Affäre haben. Das kundige Publikum ahnt an der Stelle schon, worauf das Ganze hinauslaufen wird. Spätestens als sich die zwei Betrogenen in Rosamunde Pilcher: Liebe ist die beste Therapie beim Therapeuten über den Weg laufen – was für ein unglaublicher Zufall, nicht wahr? –, ist klar, dass diese füreinander bestimmt sind. Sie müssen das nur selbst erkennen.
Unterstes Seifenoper-Niveau
Klar ist das langweilig und berechnend. Die Zielgruppe will diese Form der Bestätigung aber offensichtlich, so oft wie dieses Prinzip angewendet wird. Überraschend ist hingegen, wie der Film noch mehr in diese Konstellation hineinstopft. Als wäre es nicht genug, dass Pauline seit vielen Jahren Probleme mit der Mutter hat und die sich ausgerechnet in den Therapeuten der Tochter verliebt – was für ein unglaublicher Zufall, nicht wahr? –, gibt es auch um die Manufaktur richtig viel Stress. Rosamunde Pilcher: Liebe ist die beste Therapie versucht da irgendwie noch düstere Intrigen und leichte Krimi-Anleihen in die anderthalb Stunden hineinzubekommen. Viel hilft viel, so die offensichtliche Überzeugung hinter dem Drama. Dass das unterstes Seifenoper-Niveau ist, interessiert niemanden.
Das gilt dann auch für die Inszenierung. Da wird ständig eine dermaßen aufdringliche Musik eingespielt, als habe man Angst, dass sich das Publikum sonst anderweitig umschaut. Das ist nicht nur völlig unnötig. Es ist auch wahnsinnig anstrengend und trägt dazu bei, dass man hier endgültig außerhalb der Realität steht. Wenn es darum ginge, eine Masterclass zum Thema überzogene Künstlichkeit zu geben, Rosamunde Pilcher: Liebe ist die beste Therapie wäre ein geeignetes Beispiel. Dafür gibt es wie immer schöne Landschaftsbilder und attraktive Menschen, dazu die Illusion, dass am Ende auf alle die große Liebe wartet. Wem das sonst auch immer reicht, darf erneut einschalten. Der Rest sollte das höchstens tun, um die Durchschnittlichkeit anderer Produktionen wieder wertzuschätzen.
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