Die Freude ist groß bei Lucia (Meghan Carrasquillo), als sie von ihrem Vater Jose (Jim Fitzpatrick) eine Fahrt auf einer Motoryacht im Atlantik vor Florida geschenkt bekommt. Dort will sie mit anderen das Wasser und das Wetter genießen und dabei vielleicht den einen oder anderen Fisch fangen. Das ist jedoch schwieriger als gedacht, ist doch die Küstenregion gnadenlos überfischt. Um den jungen Passagieren dennoch ein Erfolgserlebnis zu ermöglichen, steuert Kapitän Banning (Mike Rae Anderson) aufs offene Meer hinaus, wo es noch nennenswerte Fischbestände geben soll. Dummerweise tummeln sich dort aber auch diverse Haie, die sich über die Ankunft des zweibeinigen Futters freuen. Und so zögern sie auch nicht lang, bevor sie das Boot angreifen. Dabei werden sowohl Ruder wie auch Funkanlage zerstört, weshalb Lucia und die anderen auf dem Meer gefangen sind …
Vorbildloser Schrott
In erster Linie dürften die meisten The Asylum für deren Mockbuster kennen. Immer wieder veröffentlicht das Studio billig produzierte Filme, die sich bewusst an parallel startende Hollywood-Großproduktionen anlehnen, in der Hoffnung, dass ein unkundiges Publikum beide miteinander verwechselt. Zuletzt etwa kam bei uns Bullet Train Down heraus, das zumindest vom Titel und dem Setting her an Bullet Train erinnern soll. Dabei brauchen die berüchtigten Schrottwichtel nicht zwangsläufig eine berühmte Vorlage, um filmischen Bodensatz hervorzubringen. Das können alle bestätigen, die die traumatische Erfahrung hinter sich haben, 4 Horsemen: Apocalypse – Das Ende ist gekommen gesehen zu haben. Nun kommt mit Shark Waters der nächste unterirdische Streich.
Einen direkten Blockbuster, der als Inspiration dienen könnte, gibt es hier nicht. Wohl aber eine ganze Reihe an Titeln aus dem preisgünstigen oder mittleren Bereich, die in den letzten Jahren erschienen sind. Immer geht es darum, wie eine Gruppe von Menschen auf einmal von einem Hai oder gar mehreren bedroht wird. Manchmal entsteht die Gefahr aus eigenem Fehlverhalten. Manchmal hat man einfach Pech. Bei Shark Waters ist es ein bisschen beides, wenn die Haiangriffe die Folge der Überfischung sind. Wo der Jäger auf sein traditionelles Essen verzichten muss, braucht es eben Ersatz. Mit viel Wohlwollen darf man dem Horrorfilm daher eine ökologische Botschaft zugestehen, wenn die menschliche Neigung kritisiert wird, ohne Rücksicht auf Verluste alles zu plündern, was man findet.
Horror auf einer anderen Ebene
Aber keine Sorge: Bei The Asylum ist man sich des eigenen Rufes bewusst und möchte diesen nicht durch anspruchsvolle Geschichten oder politische Korrektheit gefährden. Also gibt es lieber knapp bekleidete junge Frauen und Computerhaie vom Grabbeltisch. Dass man bei Letzteren nicht viel erwarten sollte, wird zu Beginn deutlich gemacht. Da gibt es zwar Menschen im Wasser, die von Haien angegriffen werden und jede Menge Blut ins Wasser ablassen. Man hat nur nie den Eindruck, dass diese drei Elemente wirklich am selbe Ort sind. Natürlich darf man bei einer solchen Billigproduktion keine ausgefeilten Spezialeffekte erwarten. Dass mit echten Haien gearbeitet wird sowieso nicht. Wenn aber die Blutströme nicht mehr sind als ein Farbfilter, der über das Bild gelegt wird, ist das schon sehr dreist. Wenn die Figuren angegriffen werden, sieht das ebenfalls so aus, als würden in einer Präsentation am Overhead-Projektor verschiedene Folien übereinandergelegt.
Inhaltlich ist das Ganze sowieso schauderhaft. Dass sich in Horrorfilmen die Figuren nicht immer übermäßig intelligent verhalten, gehört schon fast zur Jobbeschreibung dazu. Bei Shark Waters wird das mal wieder besonders anstrengend. Andererseits ist das auch schon das einzig Nennenswerte, was man zu den Zweibeinern sagen kann. Schauspielerisch ist das ohnehin alles sehr überschaubar, da wurde bei der Einstellung lediglich Wert darauf gelegt, dass die Leute schön im Wasser strampeln können. Gäbe es spannende Szenen, ließe sich über all das vielleicht hinwegsehen. Wenn ein Film aber inhaltlich wie inszenatorisch ein Totalausfall wird, ist das allenfalls für einen Trash-Videoabend zu gebrauchen. Da ist das demnächst erscheinende Year of the Shark der deutlich bessere Haifilm, obwohl dieser eigentlich eine ganz andere Art Geschichte erzählt.
OT: „Shark Waters“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Jadon Cal
Drehbuch: M.L. Miller
Musik: Christopher Cano, Mikel Shane Prather, Chris Ridenhour
Kamera: Jake Jalbert
Besetzung: Jim Fitzpatrick, Meghan Carrasquillo, Mike Rae Anderson, Jonathan Shores, Brad Worch II, Francesca Shipsey, Tara Phillips, Brandon Laabs
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