Shopping-Center King – Hier gilt mein Gesetz

In der Forest Ridge Mall hat nur einer das Sagen: Ronnie Bernhardt (Seth Rogen). Zumindest sieht der bipolare Chef der Sicherheitsabteilung das so. Als sich eines Tages ein Unbekannter vor Brandi (Anna Faris) entblößt, welche als Kosmetikerin im Einkaufszentrum tätig ist, macht Ronnie den Fall zu seiner obersten Priorität. Allerdings taucht schon bald Detective Harrison (Ray Liotta) auf, in dessen Zuständigkeit die Ermittlungen fallen. Das schmeckt Ronnie überhaupt nicht, und nachdem er Harrison eine Weile lang bei dessen Arbeit behindert so gut er kann, entscheidet er sich schließlich dazu, selbst Polizist zu werden …

Zwei Deppen, ein Gedanke

Doppelschöpfungen sind ein eigenständiges Phänomen und klar von Plagiaten, Remakes und Ähnlichem zu unterscheiden. Ein Plagiat wie Lockout ist im Grunde ein unauthorisiertes Remake, welches wiederum eine Neuinterpretation eines vorhandenen Stoffes ist, bei dem die Erlaubnis des ursprünglichen Urhebers oder des Rechteinhabers vorliegt, sofern das Material nicht gemeinfrei ist. Immer wieder kommen zwei oder mehr kreative Köpfe unabhängig voneinander auf die gleiche Idee – es hat schon einen Grund, wieso keine Schutzreche für Ideen bestehen.

Kurioser wird die Sache, wenn der Geistesblitz zur gleichen Zeit an zwei verschiedenen Orten einschlägt. Im Bereich Kino scheint das öfter zu passieren als anderswo, so erschienen zum Beispiel mit Deep Impact und Armageddon – Das jüngste Gericht (1998) beziehungsweise mit Kick-Ass und Super – Shut Up, Crime! (2010) jeweils im selben Jahr zwei Filme mit nahezu identischer Prämisse und weiteren auffälligen Ähnlichkeiten. Das sind nur zwei von deutlich mehr Beispielen. Auch 2009 blieben die Kinosäle nicht davon verschont, innerhalb kürzester Zeit scheinbar denselben Streifen noch einmal zu beherbergen: Shopping-Center King – Hier gilt mein Gesetz erschien zwölf Wochen nach dem Debüt von Der Kaufhaus Cop.

Starke Besetzung

Eine komparative Analyse der beiden Filme würde mehrere Normseiten in Beschlag nehmen und kann in diesem Rahmen natürlich nicht geleistet werden. Es liegt allerdings ein gewisses Faszinosum darin, wie frappant die jeweiligen Protagonisten, die Ausgangssituationen, kurz die beiden Filme als solche sich gleichen – und doch völlig unterschiedlich sind. Es ist beinahe wie eine Art invertiertes Kippbild – eine optische Täuschung, bei der ein Bild aus unterschiedlichen Blickwinkeln als zwei verschiedene Motive gesehen werden kann (ein berühmtes Beispiel ist etwa eine Zeichnung, die entweder wie ein Kaninchen oder ein Entenkopf aussieht). Hier werden zwei verschiedene Filme betrachtet, die aus einem bestimmten Blickwinkel jedoch identisch sind. Aus einem anderen könnten sie jedoch unterschiedlicher kaum sein.

Ray Liotta zu casten war eine exzellente Entscheidung. Die von ihm verkörperte Rolle ist zunächst die personifizierte Antithese zu Ronnie. Er ist ein echter Cop mit echten Fällen, er macht das, was Ronnie gerne täte, aber nicht kann. Die Rolle mit dem charismatischen Liotta zu besetzen, unterstreicht nicht nur den offensichtlichen Kontrast, sondern verstärkt auch die spätere Enthüllung über ihren wahren Charakter. Seth Rogen liefert in Shopping-Center King – Hier gilt mein Gesetz eine seiner stärksten Performances überhaupt, und sicher seine stärkste Performance bis 2009 ab. Aziz Ansari und Danny McBride überzeugen in lustigen Gastauftritten – Lacher an sich gibt es allerdings eher wenige.

Schlecht zusammengebaut

Das ist eines der größten Probleme des Films. Regisseur Jody Hill scheint die Komödie als solche dekonstruieren zu wollen, nur misslingt das erneute Zusammensetzen der Einzelteile. Als Inspiration gibt der Filmemacher Taxi Driver an, wer aber eine von diesem Film inspirierte Komödie sucht, ist mit The King of Comedy deutlich besser bedient. Shopping-Center King – Hier gilt mein Gesetz ist sehr zynisch, und wer damit etwas anfangen kann, der wird dem Streifen durchaus viel abgewinnen können. Für alle anderen funktioniert der Humor aber bestenfalls bedingt. Es wird zwar deutlich, dass Hill eine klare Vision hatte, die Exekution konnte diese aber schlicht nicht vollumfänglich auf die Leinwand bannen.