Nach dem Tod ihres Vaters kommen harte Zeiten auf die Geschwister Elinor und Marianne Dashwood (Emma Thompson und Kate Winslet) zu, denn obwohl ihr Halbbruder neuer Hausherr geworden ist, überzeugt ihn dessen Frau davon, seine Schwester wie auch ihre Mutter mit einer vergleichsweise geringen Geldsumme pro Jahr abzuspeisen. Als wäre dies nicht schon demütigend genug, müssen sie zudem den Landsitz der Familie verlassen und in ein kleines Cottage umziehen, welches ihnen ein Cousin zur Verfügung stellt. Der Umzug bedeutet für Elinor Abschied von Edward Ferrars (Hugh Grant) zu nehmen, dem Bruder ihrer Schwägerin, der für sie während ihrer Trauer eine wichtige Stütze geworden war und in den sie sich verliebt hat. Aufgrund der finanziellen Lage ihrer Familie kommt eine Heirat jedoch nicht in Frage. Im neuen Haus der Familie in Barton Park hoffen die Geschwister auf einen Neubeginn, wobei ihnen das Ehepaar Jennings und der allein lebende Colonel Christopher Brandon (Alan Rickman) eine große Hilfe sind. Dieser hat sich schon bald in die sensible Marianne verliebt, jedoch gehört deren Zuneigung John Willoughby (Greg Wise), einem jungen Mann und Freund der Jennings, der nach einiger Zeit zu einem gern gesehenen Gast bei der Familie wird.
Die Hoffnung auf ein neues Glück und eine Liebesheirat zerschlagen sich jedoch sowohl für Elinor als auch für Marianne. Besonders die jüngere Schwester trifft die Nachricht von einer anderen Beziehung Johns hart, sodass sich sowohl Marianne wie auch ihre Mutter große Sorgen um Elinor machen. Ein von den Jennings initiierter Ausflug nach London soll die beiden Schwestern auf andere Gedanken bringen, doch tatsächlich verschlimmert sich ihre emotionale Lage noch sehr viel mehr.
Aus Liebe zu Jane Austen
In ihren Werken erzählt die britische Autorin Jane Austen nicht einfach nur von Frauenschicksalen, wie vielfach angenommen wird, sondern vor allem von einer Gesellschaft, die Frauen immer wieder das Recht abspricht, über sich, ihren Körper und ihren Besitz frei zu entscheiden. Zu Lebzeiten fanden Romane wie Sinn und Sinnlichkeit, Stolz und Vorurteil oder Mansfield Park wenig Anklang bei den Lesern, was sich aber glücklicherweise im Laufe der Jahre änderte. Fünf Jahre lang schrieb Schauspielerin Emma Thompson an einer neuen Adaption zu Sinn und Sinnlichkeit, welche dann in Ang Lee einen Regisseur fand, der bereits mit Filmen wie Eat, Drink, Man, Woman oder Das Hochzeitsbankett sein Talent für Themen wie die in Austens Werk bewiesen hatte.
Auch wenn die Bilder der britischen Landschaft bisweilen eine eher romantische Sichtweise vermuten lassen, folgt Lees Verfilmung dem realistischen Ansatz, der Romanvorlage und des Drehbuchs. Nach dem Tod des Patriarchen (gespielt von Tom Wilkinson) folgt der Zusammenbruch der Sicherheit, von dem sich insbesondere seine Witwe und ihre drei Töchter so schnell nicht mehr erholen sollen, gerade weil die Gemahlin des einzigen Sohnes aus dem Hause Dashwood ihre Chance sieht, ihren Status zu erhöhen. Es wäre ein Leichtes, nach wenigen Minuten (oder im Falle des Romans nach wenigen Seiten) mit stereotypen Gut/Böse-Bildern zu arbeiten, aber in Sinn und Sinnlichkeit gibt es diese nicht, selbst wenn die Sympathien des Zuschauers eindeutig bei den beiden Schwestern liegt und weniger bei den Herrschaften, die sie im Stich lassen. Die Kamera Michael Coulters blickt zu gleichen Teilen auf die Figuren und ihre Emotionen, wie auch die Welt, die sie umgibt und sich durch Reputation, Prestige und Besitz definiert. Lees Inszenierung und Thompsons Drehbuch geht es keinesfalls um Opfer, denn zu leiden haben letztlich alle an einem System, in dem niemand wirklich nach seinem Herzen handeln kann.
Resignation und Akzeptanz
Neben den Bildern und der Narration sind es Winslet und Thompson, die den Film tragen, besonders durch die Akzentuierung der Unterschiede der beiden Schwestern. Während Marianne ganz Gefühl ist und sich in Musik und Literatur verlieren kann, scheint Elinor mehr ein Vernunftmensch zu sein, speziell geprägt durch die erste Enttäuschung in ihrer Liebe zu Edward. Auch wenn die Gefühle nicht zu kurz kommen in der Geschichte, ist es doch gerade das Herz, das niemals eine Beziehung in den Augen der Gesellschaft leiten kann, weder für die Frauen noch die Männer. Resignation und Akzeptanz, wie es Marianne einmal treffend auf den Punkt bringt, gehören zu den Prinzipien, die von Geburt an den Angehörigen der Gesellschaft indoktriniert werden und der Geschichte eine gewisse Gnadenlosigkeit geben, die den Zuschauer zwar nach wie vor hoffen lässt, aber nicht selten ebenso enttäuscht und traurig zurücklässt wie die Protagonisten.
OT: „Sense and Sensibility“
Land: USA, UK
Jahr: 1995
Regie: Ang Lee
Drehbuch: Emma Thompson
Vorlage: Jane Austen
Musik: Patrick Doyle
Kamera: Michael Coulter
Besetzung: Emma Thompson, Alan Rickman, Kate Winslet, Hugh Grant, Greg Wise, Gemma Jones, James Fleet, Hugh Laurie
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 1996 | Bester Film | Nominiert | |
Beste Hauptdarstellerin | Emma Thompson | Nominiert | ||
Beste Nebendarstellerin | Kate Winslet | Nominiert | ||
Bestes adaptiertes Drehbuch | Emma Thompson | Sieg | ||
Beste Musik | Patrick Doyle | Nominiert | ||
Beste Kamera | Michael Coulter | Nominiert | ||
Beste Kostüme | Jenny Beavan, John Bright | Nominiert | ||
BAFTA | 1996 | Bester Film | Sieg | |
Beste Regie | Ang Lee | Nominiert | ||
Beste Hauptdarstellerin | Emma Thompson | Sieg | ||
Beste Nebendarstellerin | Kate Winslet | Sieg | ||
Beste Nebendarstellerin | Elizabeth Spriggs | Nominiert | ||
Bester Nebendarsteller | Alan Rickman | Nominiert | ||
Bestes adaptiertes Drehbuch | Emma Thompson | Nominiert | ||
Beste Musik | Patrick Doyle | Nominiert | ||
Beste Kamera | Michael Coulter | Nominiert | ||
Beste Kostüme | Jenny Beavan, John Bright | Nominiert | ||
Bestes Make-up/Haare | Morag Ross, Jan Archibald | Nominiert | ||
Bestes Szenenbild | Luciana Arrighi | Nominiert | ||
Berlinale | 1996 | Goldener Bär | Sieg | |
Golden Globes | 1996 | Bester Film (Drama) | Sieg | |
Beste Regie | Ang Lee | Nominiert | ||
Beste Hauptdarstellerin (Drama) | Emma Thompson | Nominiert | ||
Beste Nebendarstellerin | Kate Winslet | Nominiert | ||
Bestes Drehbuch | Emma Thompson | Sieg | ||
Beste Musik | Patrick Doyle | Nominiert |
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