Sunshine Ein Hauch von Sonnenschein TV Fernsehen arte Streaming Mediathek DVD
© Starhaus Filmproduktion/Lajos Koltai

Sunshine – Ein Hauch von Sonnenschein

Sunshine Ein Hauch von Sonnenschein TV Fernsehen arte Streaming Mediathek DVD
„Sunshine – Ein Hauch von Sonnenschein“ // Deutschland-Start: 27. Januar 2000 (Kino) // 5. Dezember 2000 (DVD)

Inhalt / Kritik

Dank eines Kräuterlikörs, den die ungarische Familie Sonnenschein nach einem alten Rezept braucht, ist sie zu einigem Wohlstand gekommen. Doch die jüdische Herkunft sorgt immer wieder für Probleme. Aus diesem Grund beschließen Ignatz Sonnenschein (Ralph Fiennes) und die anderen, ihren Familiennamen abzulegen und den ungarischer klingenden Namen Sors anzunehmen. Sein Sohn Adam (ebenfalls Ralph Fiennes) wird sogar zum Christentum konvertieren, um in einem begehrten Fechtclub aufgenommen zu werden. Und auch dessen Sohn Ivan (wiederum Ralph Fiennes) wird später nach dem Holocaust feststellen müssen, wie sehr der Antisemitismus in seinem Heimatland verwurzelt ist – selbst nach dem Wechsel an der Spitze zum Kommunismus hin …

Eine Familie als Spiegel der Gesellschaft

Es liegt ein wenig in der Natur der meisten Menschen, dass sie Geschichte und große Ereignisse erst dann wirklich verinnerlichen, wenn diese auf individuelle Schicksale heruntergebrochen werden. Und so findet man immer wieder Filme und Serien, die exemplarisch Einzelpersonen nehmen und deren Schicksale stellvertretend für die gesamte Gesellschaft stehen. Unsere wunderbaren Jahre und Das Weiße Haus am Rhein etwa erzählen jeweils von einer Familie und deren Familienunternehmen, die zu einem Spiegel Deutschlands im 20. Jahrhundert werden. Sunshine – Ein Hauch von Sonnenschein ist da ganz ähnlich, wenn wir drei Generationen einer jüdischen Familie folgen und dabei mitansehen müssen, was das Leben in Ungarn für sie bedeutete.

Der Titel führt dabei auf eine falsche Spur. Eigentlich könnte man bei Sunshine – Ein Hauch von Sonnenschein erwarten, dass sich das irgendwie auf das Wetter bezieht und eine Form der Heiterkeit impliziert. Stattdessen handelt es sich dabei um den Familiennamen. Wenn dieser im Laufe des Films abgelegt wird, dann hat das gleich in mehrfacher Hinsicht symbolischen Wert. Nicht nur dass die Familie versucht, ihre Identität abzulegen, um in einem zunehmend antisemitischen Umfeld irgendwie durchzukommen. Es steht auch sinnbildlich dafür, wie finster es zu dieser Zeit in Europa wurde. Wobei der Film ausdrücklich nicht beim Holocaust Halt macht, sondern zeigt, dass es im Anschluss gewalttätig weiterging. Die Menschen an der Spitze wurden ausgetauscht, die Verfolgung ist geblieben.

Drei Generationen, ein Gesicht

Der ungarische Regisseur und Co-Autor Istvan Szabo (Hinter der Tür) legt auf diese Weise ein großes Zeit- und Gesellschaftsporträt vor, bei dem er nicht gerade zimperlich mit seinem Heimatland umgeht. Gerade die Polizei, die mit brutalen Ermitteln ein Geständnis erzwingen will, Wahrheitsgehalt egal, wird schon sehr heftig angeklagt. Wobei nicht jedes Unglück das Ergebnis gesellschaftlicher Schieflagen sind. Gerade zu Beginn hält sich Sunshine – Ein Hauch von Sonnenschein recht viel mit schwierigen Liebesbeziehungen auf. Gerade die Amour Fou zwischen Ignatz und Valeria (Rosemary Harris), die gleichermaßen seine Adoptivschwester und Cousine ist, nimmt einen größeren Raum ein. Ob es das unbedingt gebraucht hätte, darüber lässt sich streiten. Bei einer Laufzeit von rund drei Stunden kommt es im Laufe der Zeit doch zu Ermüdungserscheinungen.

Mindestens ungewöhnlich ist auch die Besetzung. So spielt Ralph Fiennes gleich drei Figuren, wenn er nach und nach in die Rolle von Großvater, Vater und Sohn schlüpft. Das ist gerade zu Beginn verwirrend. Wenn wir beispielsweise in einer Szene sehen, wie Adam von den Nazis zu Tode gefoltert wird, nur um im Anschluss den identisch aussehenden Ivan zu sehen, kann das schon irritieren. Aber es ist auch faszinierend bzw. erschreckend, wie sich die Geschichte wiederholt. Wie die eine Ideologie durch eine andere ersetzt wird und doch die Menschen nicht vorankommen. Zwischendurch kommt zwar immer mal wieder Hoffnung auf, der titelgebende Sonnenschein. Nur um in Sunshine – Ein Hauch von Sonnenschein dann doch wieder von der Finsternis verschluckt zu werden.

Credits

OT: „Sunshine“
Land: Deutschland, Kanada, Österreich, Ungarn
Jahr: 1999
Regie: Istvan Szabo
Drehbuch: Israel Horovitz, Istvan Szabo
Musik: Maurice Jarre
Kamera: Lajos Koltai
Besetzung: Ralph Fiennes, Rosemary Harris, Rachel Weisz, Jennifer Ehle, Deborah Kara Unger, Molly Parker, James Frain, William Hurt, Hanns Zischler

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Europäischer Filmpreis 1999 Bester Film Nominiert
Bester Darsteller Ralph Fiennes Sieg
Bestes Drehbuch István Szabó, Israel Horovitz Sieg
Beste Kamera Lajos Koltai Sieg
Golden Globes 2001 Bester Film (Drama) Nominiert
Beste Regie István Szabó Nominiert
Beste Musik Maurice Jarre Nominiert

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Sunshine – Ein Hauch von Sonnenschein
fazit
„Sunshine – Ein Hauch von Sonnenschein“ verdeutlicht die Geschichte Ungarns im 20. Jahrhunderts anhand einer jüdischen Familie, die immer wieder unterdrückt wird. Das ist düster und faszinierend, wird aber auch zu einem Geduldsspiel, zumal die längeren Passagen um irgendwelche Liebesgeschichten weniger interessant sind.
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