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Als der junge Adam Moser nachts mit seinem Motorrad verunglückt, sieht alles nach einem tragischen Unfall aus. Doch dann stellt sich heraus, dass ihn wohl jemand vom Balkon aus mit einem Laserpointer angestrahlt haben muss und damit den tödlichen Unfall verursacht hat. Nur wer? Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) nehmen daraufhin das Umfeld des Verstorbenen unter die Lupe. Vor allem aber einer steht im Verdacht: Johannes Bonifaz Hackl (Burghart Klaußner). Der ist wegen seiner grantigen Art und seinem Hang zur Aggression vielen bekannt. Außerdem soll er selbst gesagt haben, dass er Adam das Genick brechen möchte. Beim Versuch, den griesgrämigen Einzelgänger zu überführen, beißen sie sich jedoch die Zähne aus. Denn so leicht macht es der Hackl den anderen nicht …
Zu Besuch in einem Münchner Problemviertel
Momentan zeigt sich der Tatort mal wieder verstärkt von seiner gesellschaftlich ausgerichteten Seite. Dabei demonstrieren die einzelnen Filme eine beeindruckende thematische und tonale Bandbreite. So befasste sich die Wiener Ausgabe Was ist das für eine Welt mit menschenverachtenden Rationalisierungsmaßnahmen in der Wirtschaft, ernst, aber mit satirischen Spitzen. Bei MagicMom wurde das immer wieder dankbare Thema Influencer aufs Korn genommen, auf eine spöttisch-alberne Art, wie sie für Münster zu einem Markenzeichen geworden ist. In Hackl sind nun mal wieder die Münchner an der Reihe. Genauer statten wir dem Hasenbergl einen Besuch ab, einen im Norden gelegenen Viertel, das einen notorisch schlechten Ruf hat. Tatsächlich schlägt Google bei der Suche nach dem Namen Begriffe wie „Kriminalität“, „sozialer Brennpunkt“ oder „Ghetto“ vor. Nicht unbedingt das, was man mit München in Verbindung bringen würde.
Zumindest phasenweise ist der 1228. Teil der ARD-Krimireihe dann auch eine Art Milieuporträt, wenn wir uns in der Hochhaussiedlung umsehen. Richtig viele Menschen lernen wir dabei zwar nicht kennen. Eigentlich ist es die Familie des Verstorbenen, eine zweite Familie sowie die Titelfigur. Das allein reicht aber schon aus um zu verdeutlichen, wie kaputt die Leute dort sind. Anfangs sieht es bei den meisten noch irgendwie normal aus. Doch wie bei vielen anderen Genrebeiträgen ist auch bei Tatort: Hackl nicht alles so, wie es zunächst erscheint. Das betrifft einerseits Hackl, den wir anfangs als wildes Tier kennenlernen, der aber offensichtlich noch eine andere Seite hat, wie eine junge Frau zu verraten hat. Umgekehrt liegt bei anderen einiges im Argen, wie mit der Zeit enthüllt wird.
Oberflächlich und absurd
Das hätte grundsätzlich ein ganz spannender Film werden können. Leider macht sich Drehbuchautorin Dagmar Gabler (Der Usedom-Krimi: Nachtschatten) aber nicht die Mühe, hier auch wirklich in die Tiefe zu gehen. So wird bis zum Schluss bei Tatort: Hackl nicht klar, was genau eigentlich die Titelfigur zu einer solchen Bestie gemacht hat. Wer ist er? Was geht in ihm vor? Die Menschen und damit auch der Film kapitulieren völlig vor ihm, was Erinnerungen an das sensationelle Systemsprenger weckt. Nur dass hier statt eines kleinen Mädchens ein alter Mann die bestehende Ordnung herausfordert. Das ist eindrucksvoll von Burghart Klaußner (Oskars Kleid) gespielt, der mit seiner Darstellung des übergriffigen und brutalen Einzelgängers sicher eine der spannendsten Krimifiguren der letzten Zeit erschaffen hat.
Dass am Ende offene Fragen zu seiner Figur bleiben wäre vermutlich zu verkraften, wenn denn dafür der Krimi mehr taugen würde. Leider enttäuscht Tatort: Hackl aber gerade in der Hinsicht. So werden zwar schon auch Wendungen eingebaut, damit das Publikum ein bisschen miträtseln darf. Dabei wird es aber mit der Zeit schon arg konstruiert. Anstatt Zeit und Arbeit in die Figurenzeichnung zu investieren, wurden hier irgendwelche absurden Twist fabriziert, bei denen man sich fragen darf: Ist das jetzt euer Ernst? Das ist nicht nur bescheuert sondern ebenso überflüssig wie die ganzen erzwungenen Konflikte zwischen den beiden alteingesessenen Kommissaren, bei denen man nie genau weiß, was die jetzt sollten. So sehenswert der wild um sich beißende Hackl ist, so wenig lohnenswert ist das Drumherum.
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