Tenebre – Der kalte Hauch des Todes
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Tenebre – Der kalte Hauch des Todes

Tenebre – Der kalte Hauch des Todes
„Tenebre – Der kalte Hauch des Todes“ // Deutschland-Start: 12. Oktober 1984 (Kino) // 23. Oktober 2012 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Mit seinem neuen Roman „Tenebrae“ ist dem US-amerikanischen Autor Peter Neal (Anthony Franciosa) ein erneuter Bestseller gelungen. Auf der Suche nach Ideen für sein nächstes Werk und um die Veröffentlichung des Buches zu vermarkten, reist er auf Drängen seines Agenten Bullmer (John Saxon) nach Italien, wo ihn ein voller Terminkalender mit Auftritten in Talkshows und Interviews erwartet. Kaum angekommen, wird er von den Kommissaren Germani (Giuliano Gemma) und Altieri (Carola Stagnaro) in Empfang genommen, die ihn wegen eines Mordes an einer jungen Frau verhören möchten. Zwar kommt Neal als Täter nicht in Frage, doch der Tathergang weist einige Parallelen zu den Morden in „Tenebrae“ auf. Zudem hat der Autor einen Drohbrief des Täters erhalten, in dem neben Beschimpfungen noch weitere Taten angekündigt werden. Neal will den Ernst der Lage zunächst nicht anerkennen, als dann aber eine Journalistin, die ihn tags zuvor noch interviewt hatte, ebenfalls ermordet aufgefunden wird, sieht auch er ein, dass es sich um die Taten eines Wahnsinnigen handeln muss und auch er nicht sicher ist. Während jedoch die Polizei ihren Ermittlungen nachgeht und Neal zur Vorsicht mahnt, beschließt er, selbst Nachforschungen anzustellen

Ein Film für die Hardcore-Fans

Mit Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe wurde Regisseur Dario Argento zu einer Galeonsfigur für den „giallo“, eine Mischung aus Elementen des Thriller- sowie des Horrorkinos. Nachdem er sich mit Werken wie Suspiria von diesem Genre abgewendet hatte, kehrte er mit Tenebrae zu diesem zurück, nicht zuletzt, weil vor allem der Ruf seiner Bewunderer, wie Argento in Interviews immer wieder betonte, lauter wurde, noch einen „giallo“ zu inszenieren. Der Italiener gab dem Begehren seiner Fans nur zu gerne nach und kreierte einen Film, der nicht nur in die Konventionen des Genres passt, sondern zudem als eine der ersten Meta-Filme gelten kann, lange bevor dies durch beispielsweise die Scream-Filme populär gemacht wurde.

Dieser Ansatz wird insbesondere in der Art deutlich, wie die Figur Peter Neal mit seinem Publikum, vor allem aber mit Kritikern umgeht. Die Aussage, es handle sich bei seinen Romanen um eine toxisch-männliche Perspektive auf Frauen, die reihenweise und auf brutale Art und Weise abgeschlachtet werden, spiegelt teils die Meinung wider, mit der sich Argento und vieler seiner Kollegen konfrontiert sahen. Der Autor ist aber mehr als nur ein Erschaffer dieser fiktionalen Welten, sondern zunehmend auch einer, der seinen Einfluss in der wirklichen Welt geltend machen will und hier selbst Hand anlegen möchte. Im Gegensatz zu dem Fotografen in Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe ist es nicht allein der Drang, den Mörder zu erwischen und sich selbst zu retten, denn im Falle Neals kommt noch eine gehörige Spur Arroganz hinzu. Argento zeigt eine Figur, die sich, wie Doktor Frankenstein, als Schöpfer wähnt, aber immer mehr zu einem Sklaven der eigenen Fiktion und dem Ruhm geworden ist. Neal ist über jeden Zweifel erhaben und erfüllt jene Forderungen seiner Fans, die nach mehr von dem verlangen, was er in seinen Romanen schon seit vielen Jahren erfolgreich liefert.

Eine Dramaturgie des Mordens

Erzählerisch wie auch ästhetisch zeigt Tenebrae Argento auf der Höhe seines Schaffens. Auch wenn er lange nicht so exzessiv vorgeht wie beispielsweise in Suspiria oder dem meisterlichen Phenomena, ist Tenebrae ein beachtliches Werk. Nimmt man allein die Mordsequenzen und deren Vorbereitungen, bestätigt sich der Ruf des Regisseurs als das italienische Pendant zu Alfred Hitchcock. Die Farben in Kombination mit der Architektur des Sets, der Einsatz von Licht und der wirklich geniale Soundtrack der Band Goblin machen diese Momente an und für sich zu echten Hinguckern, die bis heute noch Filmemacher beeinflussen. Dabei kann man getrost die schauspielerischen Leistungen ausklammern, denn von wenigen Ausnahmen abgesehen, hat man es bisweilen mit Over-Acting zu tun. Auch sollte man es mit Plausibilität und Logik bei der Handlung nicht so genau nehmen.

Credits

OT: „Tenebrae“
Land: Italien
Jahr: 1982
Regie: Dario Argento
Drehbuch: Dario Argento
Musik: Massimo Morante, Fabio Pignatelli, Claudio Simonetti
Kamera: Luciano Tovoli
Besetzung: Anthony Franciosa, John Saxon, Daria Nicolodi, Christian Borromeo, Veronica Lario, Mirella D’Angelo, Giuliano Gemma

Bilder

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Tenebre – Der kalte Hauch des Todes
fazit
„Tenebrae“ ist ein technisch meisterlich inszenierter Thriller Dario Argentos. Wenn man über die manchmal fehlende Logik nicht stolpert, wird man als Zuschauer mit ausgefeilten Bildcollagen, einem tollen Soundtrack und generell einem Werk des Italieners belohnt, der hier einmal den eigenen Ruhm kritisch wie auch satirisch beleuchtet.
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