Eigentlich ist Henk Rogers (Taron Egerton) ja auf der Messe, um sein eigenes Videospiel zu verkaufen. Doch dabei fällt sein Blick auf ein anderes, bei dem es darum geht, herabfallende Klötzchen möglichst platzsparend anzuordnen. Für den in Japan lebenden Niederländer ist klar, dass das Spiel ein Hit wird. Bei dem Versuch, an die Rechte dafür zu kommen, muss er sich mit dem Verleger Robert Maxwell (Roger Allam) einigen, der die Lizenz von dem russischen Entwickler Alexey Pajitnov (Nikita Yefremov) erworben hat. Und auch Roberts Sohn Kevin (Anthony Boyle) sowie Robert Stein (Toby Jones) mischen bei dem Geschäft mit. Als Rogers von einer kommenden Handheld-Konsole von Nintendo erfährt, ist er sich sicher, dass Tetris, so der Name des Spiels, ideal wäre. Doch die Rechte dafür sind ziemlich kompliziert, weswegen alle Wege nun nach Russland führen …
Der Kampf um das Kultspiel
Natürlich hat es im Laufe der Zeit schon einige erfolgreiche Videospiel-Adaptionen gegeben, seien es Pokémon Meisterdetektiv Pikachu, Sonic the Hedgehog oder Resident Evil. Dennoch dürften nicht wenige etwas irritiert reagiert haben, als bekannt wurde, dass ein Film zu Tetris in Planung war. Wie sollte man bitteschön ein Spiel ohne Charaktere und Handlung, bei dem es lediglich eine Auswahl verschiedenfarbiger Vierersteine gibt, in einen narrativen Kontext stellen? Die Auflösung: Der Apple TV+ Film interessiert sich weniger für das Spiel an sich, sondern die Geschichte um dessen Aufstieg. Genauer ist es vorangegangene der Lizensierungskrieg, der zum Thema gemacht wird. Denn auch wenn viele das Kultspiel eng mit dem Gameboy in Verbindung bringen, zu dessen Start dieses erschien ist, das hätte alles auch ganz anders kommen können.
Drehbuchautor Noah Pink, der zuvor in erster Linie durch die Anthologie-Serie Genius aufgefallen war, kam dabei die Aufgabe zu, die fast schon legendären Lizenzverhandlungen in einen Film für die Massen umzuschreiben. Zumindest teilweise ist ihm das gelungen. So ist die erste Hälfte von Tetris durchaus spaßig, wenn wir die einzelnen Akteure kennenlernen. Dies ist zudem mit einer großen Aufbruchstimmung verbunden, wenn gerade Henk meint, die Zukunft zu sehen, während sich das Publikum daheim vor den Bildschirmen der Nostalgie hingeben darf. Um dieses Gefühl zu verstärken, baute Regisseur Jon S. Baird (Stan & Ollie) diverse kleine Spielereien ein. Da werden mit viel Augenzwinkern irgendwelche pixeligen Grafiken eingebaut und die diversen Protagonisten als Spieler bezeichnet. Die Zuschauer und Zuschauerinnen sollen schließlich nicht vergessen, dass es hier trotz allem um ein Videospiel geht. Mit der tatsächlichen Grafik von damals hat das zwar nur wenig zu tun, weshalb das eine reine Pseudo-Retro-Sache ist. Aber irgendwie ist es schon sympathisch.
Auf Dauer ermüdend
Der eigentliche Kern des Films ist aber ohnehin nicht das Spiel. Das bekommen wir nur selten zu sein, es geht überwiegend um den Streit, wer dieses nun wo und wie verkaufen darf. Da werden sich nicht wenige fragen: Kann so etwas unterhaltsam sein? Vertragsverhandlungen dürften schließlich für die wenigsten der Vorstellung von Spaß entsprechen. Und doch ist Tetris zunächst auch dabei unterhaltsam, wenn gleich drei westliche Fraktionen um die Rechte kämpfen. Und auch bei den Russen sind mehrere voneinander unabhängige Akteure unterwegs, die nicht alle dasselbe Ziel verfolgen. Die Art und Weise, wie sie sich gegenseitig alle ausspielen, ist witzig. Ein Running Gag dabei – quasi wortwörtlich – besteht darin, wie einer der russischen Verhandler von Zimmer zu Zimmer läuft, jedes Mal eine neue Information oder Konzession aus den Gästen herausholt, nur um dann beim nächsten noch mehr herausquetschen zu wollen.
Doch mit der Zeit nutzt sich das alles zu sehr ab. Das betrifft einerseits die Witze, zu denen nichts Nennenswertes mehr hinzukommt, sowie die zunehmend ermüdenden Taktiken. Die knapp zwei Stunden, die Tetris für sich in Anspruch nimmt, hätte es so nicht gebraucht oder wären anderweitig besser genutzt. Beispielsweise spielt die Serie in einer sehr spannenden Phase unmittelbar vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Da treffen dann gespielter Kommunismus und hinterhältiger Kapitalismus aufeinander. In der Hinsicht hätte gern mehr geschehen können. Auch bei den Figuren war die Arbeit recht sparsam, richtig spannend ist keine davon, auch wenn Taron Egerton (In With The Devil) mit viel Freude zur Sache geht. Insgesamt ist die Geschichtsstunde, die auf dem South by Southwest Festival 2023 Premiere feierte, dadurch nett geworden, aber nicht annähernd so epochal wie das Spiel, um das sich hier alles dreht.
OT: „Tetris“
Land: USA, UK
Jahr: 2023
Regie: Jon S. Baird
Drehbuch: Noah Pink
Musik: Lorne Balfe
Kamera: Alwin H. Küchler
Besetzung: Taron Egerton, Nikita Yefremov, Toby Jones, Roger Allam, Anthony Boyle, Ben Miles, Ken Yamamura
SXSW 2023
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