Das Million Dollar Hotel liegt in einer der vielen Seitenstraßen von Los Angeles und ist ein Treffpunkt für eine bunte Schar Außenseiter und Aussteiger. Einer von ihnen ist Thomas (Jeremy Davies), genannt „Tom Tom, ein Skater, der schon seit Jahren im Hotel wohnt und der bis über beide Ohren in die schöne Eloise (Milla Jovovich) verliebt ist. Um sich etwas dazu zu verdienen, macht er kleinere Besorgungen für die anderen Gäste, die vor allem seine Gutmütigkeit und seinen Autismus ausnutzen. Als jedoch sein bester Freund Izzy Selbstmord begeht, kommen einige Veränderungen auf Thomas und die anderen Gäste zu, in erster Linie in Form von FBI Agent Skinner (Mel Gibson), der hinter Izzys Suizid einen Mord sieht und nun im Hotel den Täter finden will. Der Agent greift dabei auf sehr ungewöhnliche Methoden zurück, setzt die Zimmer der Bewohner unter Wasser und hat sich scheinbar auf den Künstler Geronimo (Jimmy Smits) eingeschossen, der es sich in Izzys Zimmer gemütlich gemacht hat. Trotz seiner Sturheit und Härte geht seine Ermittlung nicht weiter, aber hat zur Folge, dass das Hotel und seine Bewohner belagert werden von Reportern, die eine große Story wittern.
Ein Ort der Träume
Als die Band U2 Ende der 1980er Jahre das Musikvideo zu Where the Streets Have No Name drehten, kam Frontmann Bono die Idee für eine Geschichte, die in Los Angeles spielen könnte und in deren Mittelpunkt ein Hotel und dessen Gäste stehen könnte. In den 90ern teilte er seine Idee Regisseur Wim Wenders mit, der in dem Projekt um die Traumstadt wohl Themen und Figuren wiedererkannte, die ihn bereits seine ganze Karriere über begleitet haben. Unter dem Titel The Million Dollar Hotel kam der Film dann 2000 ins Kino und stieß auf geteiltes Echo bei Kritik und Publikum, wobei Wenders jedoch mit dem Silbernen Bären auf der Berlinale 2000 ausgezeichnet wurde.
Träume und ihren oft fatalen Bezug zur Wirklichkeit bilden eines der Hauptthemen im künstlerischen Schaffen Wim Wenders, welches es mal mehr und mal weniger erfolgreich bedient. Nach der unangenehmen Erfahrung rund um die Produktion von Hammett wurde die Sichtweise auf die Traumfabrik und ihre Relevanz für die Gesellschaft immer kritischer, wie man in Filmen wie dem großartigen Der Stand der Dinge oder Paris, Texas sehen kann. Das Million Dollar Hotel ist einer jener Orte, an dem sich diese Träume, Wünsche und Visionen ballen, repräsentiert durch die kunterbunte Schar an Charakteren, die das Hotel bevölkern, darunter ein schmieriger Überlebenskünstler (Bud Cort) und ein Mann, der sich für den fünften Beatle hält (gespielt von Peter Stormare). Es ist ein Ort, der mehr wie ein Filmset wirkt, bei dem niemand mitbekommen hat, dass die letzte Klappe schon lange gefallen ist und die Schauspieler einfach beschlossen haben, die Scheinwelt der Filmes aufrechtzuerhalten. Die Außenwelt, die Medienvertreter wie auch der FBI Agent, beißen sich die Zähne aus an dieser bunten Parallelwelt oder fallen auf die herein, was The Million Dollar Hotel bisweilen eine geradezu satirischen Ton gibt, besonders wenn es um die Vermarktung der potthässlichen Teer-Gemälde geht.
Das Spiel mit der Wirklichkeit
Dieses Spiel mit der Wirklichkeit („the reality game“), wie es im Film genannt wird, soll nun in seinen verschiedenen Facetten dargestellt werden, was nicht immer gelingt. Während der erwähnte satirische Teil durchaus seinen Reiz hat, beißt sich dies mit der Liebesgeschichte um die beiden Protagonisten, gespielt von Jeremy Davies und Milla Jovovich. Besonders Davies’ Spiel ist derart übertrieben, dass man sich als Zuschauer fragt, ob er sich von Jim Carreys Ace Ventura einige Manierismen abgeschaut hat bis hin zur Frisur. Gibson macht im Film als FBI Agent noch die beste Figur, auch wenn er mehr als eine Art Karikatur angelegt ist und er sein Schauspiel entsprechend anlegt. Natürlich sind diese Figuren allesamt Selbstdarsteller an einem Ort der Selbstdarstellung und der Illusion, aber nach einer Weile dreht sich die Handlung thematisch und erzählerisch im Kreise, wirkt langatmig und an vielen Stellen redundant.
Ästhetisch hingegen kann man The Million Dollar Hotel keine Vorwürfe machen. Kameramann Phedon Papamichael und damit auch Regisseur Wim Wenders scheinen sich orientiert zu haben an den Großstadtgemälden eines Edward Hoppers, besonders an seiner Darstellung von Einsamkeit und den Außenseitern. Die Farbgebung und das Licht betonen indessen die Scheinhaftigkeit dieser Welt und Figuren, und resultieren in Bilder von großer Schönheit.
OT: „The Million Dollar Hotel“
Land: USA, UK, Deutschland
Jahr: 2000
Regie: Wim Wenders
Drehbuch: Nicholas Klein
Musik: Jon Hassell, Bono, Daniel Lanois, Brian Eno
Kamera: Phedon Papamichael
Besetzung: Jeremy Davies, Mel Gibson, Milla Jovovich, Jimmy Smits, Peter Stormare, Amanda Plummer, Gloria Sturat, Tom Bower, Bud Cort, Julian Sands, Tim Roth
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Berlinale | 2000 | Goldener Bär | Nominiert | |
Deutscher Filmpreis | 2000 | Bester Film | Nominiert | |
Beste Regie | Wim Wenders | Nominiert |
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