Eigentlich war es ein schöner Anlass zum Feiern, schließlich sind sie alle zum 40. Geburtstag von Laetitia (Sophie Cattani) zusammengekommen. Dafür ist der Schock umso größer, als ihre 11-jährige Tochter Lily (Ambre Quinchon) spurlos verschwindet. Was könnte nur mit ihr geschehen sein? Die einzige Spur ist Diego (Léon Durieux), der 8-jährige Cousin der Vermissten. Schließlich war er es, der sie als Letzter gesehen hat. Doch seine Aussagen sind schwer einzuordnen, da er auch von seltsamen Visionen erzählt und nicht immer klar ist, was davon tatsächlich geschehen ist. Die Psychologin Sarah Sauvant (Louane) versucht dennoch, die Wahrheit aus ihm herauszubekommen, und erfährt dabei Unglaubliches …
Ruhige Suche nach einer Vermissten
Groß wurde angekündigt, dass der Donnerstagabend auf Sat.1 jetzt unter dem Zeichen des Krimis steht. Seit Januar werden deshalb dort zur besten Sendezeit Serien ausgestrahlt, die sich auf die eine oder andere Weise mit Verbrechen auseinandersetzen. Den Auftakt machte dabei die französische Produktion Biarritz – Mord am Meer, das von der Jagd auf einen Serienmörder erzählte. Im Anschluss folgte die deutsche Roman-Adaption Blackout, die sich um einen rätselhaften Stromausfall dreht. Nicht minder geheimnisvoll war der auf einer wahren Geschichte basierende Beitrag Litvinenko, bei dem es um einen heimtückischen Giftanschlag auf einen nach England ausgewanderten Ex-KGB-Mann geht. Nun geht es mit Tödliche Ahnung zurück nach Frankreich.
Zum Teil handelt es sich dabei um eine ganz klassische Krimiserie. Hier gibt es zwar zu Beginn keinen Mord, wie es in dem Genre meist üblich ist, sondern „nur“ einen Vermisstenfall. Dass dabei aber etwas nicht mit rechten Dingen vor sich gegangen sein muss, ist klar. Sonst gäbe es die Serie ja nicht. Und so werden wie immer Leute befragt, Spuren gesucht und Hypothesen aufgestellt. Tödliche Ahnung erfindet an dieser Stelle das Rad nicht neu, weder auf den Ablauf der Handlung noch die Figuren bezogen. Aber es erfüllt seinen Zweck. Die Atmosphäre ist dabei ruhiger. Normalerweise werden solche Vermisstengeschichten schnell hektisch, vor allem wenn Kinder betroffen sind. Da soll dann kräftig mitgezittert werden. Hier hält sich das eher in Grenzen.
Visionäre Spurensuche
Was die Serie von vielen anderen Genrebeispielen unterscheidet, ist im Titel angekündigt. So spielen in Visions – so der französische Originaltitel von Tödliche Ahnung – die Visionen des jungen Diego eine große Rolle. Dabei geht es nicht um Wahrsagungen im eigentlichen Sinn. Vielmehr hat er eine besondere Beziehung zu den Toten, was zwangsläufig Vergleiche zu The Sixth Sense provoziert. Das ist für die übrigen Figuren natürlich eine Herausforderung, weiß doch niemand so wirklich, was damit anzufangen ist. Ist es Einbildung oder steckt mehr dahinter? Hinzu kommt, dass sich der Junge selbst manchmal nicht ganz sicher ist, was davon jetzt real beobachtet wurde und was ein Traum war. Die Grenzen sind da mitunter sehr fließend.
Für ein Publikum, das ganz herkömmlich rätseln und Mörder suchen möchte, ist das vielleicht eher weniger geeignet. Da ist schon ein großer Fantasy-Aspekt drin. Aber die Genres fügen sich gut zusammen und sorgen gemeinschaftlich für eine schöne Mystery-Atmosphäre. Dabei wird die Geschichte immer größer, es geht irgendwann nicht mehr um Lily allein. Die besondere Fähigkeit von Diego hilft auch anderen Figuren, sich einer Vergangenheit bewusst zu werden. Da geht es mal um verstorbene Zwillingsschwestern, auch Sarah erfährt einiges über ihr Leben, das sie nicht wusste. Sofern man mit der ruhigen Erzählweise und dem zuweilen fehlenden Fokus leben kann, ist Tödliche Ahnung eine sehenswerte Serie, bei der die Zuschauer und Zuschauerinnen sechs Folgen lang in eine ganz eigene Krimiwelt eintauchen und das Drumherum vergessen dürfen.
OT: „Visions“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Akim Isker
Drehbuch: Bruno Dega, Jeanne Le Guillou
Musik: Eric Neveux
Kamera: Julien Bullat
Besetzung: Louane, Soufiane Guerrab, Léon Durieux, Jean-Hugues Anglade, Marie-Ange Casta, Max Boublil, Julien Boisselier, Robinson Stévenin, Florence Janas, Sophie Cattani
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)