Ganz freiwillig ist Clarissa Jakobs (Samia Chancrin) nicht bei der internen Ermittlung der Polizei gelandet. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie darauf gut verzichten können. Dabei haben sie und Joseph Kanjaa (Michael Klammer), der die Einheit leitet, gleich einen kniffligen Fall auf dem Tisch. Ganz offensichtlich wurden bei einem Drogeneinsatz Kokain und Bargeld entwendet, es dürfte nicht das erste Mal gewesen sein. Während der Verdacht nahe liegt, dass Stefan Krohn (Alex Brendemühl) die treibende Kraft hinter der Korruption beim LKA in Düsseldorf ist, konzentriert sich Kanjaa auf den jungen Kollegen Timo Viatov (Anton Rubtsov). Dem wurde kurz vorher von Krohn das Leben gerettet, weswegen er diesem zu besonderem Dank verpflichtet ist. Und doch sehen die beiden in ihm ihre beste Chance, die Gruppe auffliegen zu lassen …
Kampf gegen die korrupte Polizei
Auch wenn man sich zwischendurch immer wieder fragen darf, ob das nicht doch ein bisschen Overkill ist: Die deutschen Zuschauer und Zuschauerinnen lieben ihre Krimis, je mehr, desto besser. Nur braucht es im Idealfall etwas, das die Filme von der zahlreichen Konkurrenz unterscheidet. Die einen setzen auf den Schauplatz, vor allem am Donnerstagabend im Ersten. Andere wollen durch besonders kaputte Figuren oder auch mehr Humor das Publikum überzeugen. Bei Unbestechlich geht man einen anderen Weg. Bei dem TV-Krimi dreht sich alles um interne Ermittlungen, wenn sich die Polizei systematisch bedient und selbst bereichert. Dass das nicht okay ist, wissen alle. Aber es braucht dann doch die verhassten Kollegen und Kolleginnen von der Internen, damit dieser Sauhaufen auf Linie gebracht wird.
Anders als beim französischen Klassiker Die Bestechlichen, der kurioserweise parallel zur Premiere von Unbestechlich ausgestrahlt wird, nimmt sich die deutsche Produktion dabei sehr ernst. Da geht es nicht nur um die zu erwartenden Themen wie eben Korruption oder auch befremdliche Kumpanei innerhalb der eigenen Reihen, dazu noch diverse persönliche Schicksalsschläge, um richtig viel Drama hineinzubringen. Man wollte hier offensichtlich zudem ein Bekenntnis für Diversität unterbringen, weswegen etwas plump noch Rassismus und Homosexualität ihren Weg in die Geschichte gefunden haben. Das bringt zwar für den Fall nichts, soll aber offensichtlich dafür sorgen, dass die zwei Hauptfiguren noch mehr Außenseiter sind, als sie es schon durch ihren Beruf sind.
Interessant, aber reißerisch
Auch sonst ist Unbestechlich nicht unbedingt ein subtiler Film. Das wird gern mal alles etwas plakativer angelegt, gerade auch im Hinblick auf die Figuren. Im späteren Verlauf wird es sogar richtig reißerisch, wenn der unbedingte Wille zur Spannung da ist, koste es, was es wolle. Damit ist Regisseurin Christiane Balthasar (Die Bürgermeisterin) nicht unerfolgreich. Zwar darf man hier keine Ansprüche an Glaubwürdigkeit haben. Die Figuren verhalten sich da zuweilen auch schon mal ziemlich idiotisch. Man darf dennoch neugierig sein, worauf das Ganze bei den Eskalationen hinauslaufen wird. Gerade weil Skrupel offensichtlich Mangelware sind, ist da so ziemlich alles möglich. Eine Überlebensgarantie gibt es da nicht, theoretisch nicht einmal für die beiden Hauptfiguren. Offiziell handelt es sich hierbei um einen Einzelfilm, nicht um eine Pilotfolge.
Wobei das Ende schon auf weitere Teile schließen lässt. Prinzipiell ist das Thema für ein serielles Erzählen auch durchaus geeignet. So stellt der Film einige Fragen zur Angemessenheit von Mitteln. Können sich Verstöße gegen das System innerhalb des Systems ahnden lassen? Darf ich Regeln brechen, um andere Regelbrechenden aufzuhalten? Unbestechlich wird an dieser Stelle auf reizvolle Weise ambivalent, wenn der reguläre Weg an seine Grenzen stößt. Da ist also schon Potenzial da für einige interessante Auseinandersetzungen in der Zukunft. Dafür bräuchte es dann aber doch mehr Tiefgang und auch Mut, anstatt sich auf dem Plakativen ausruhen zu wollen.
OT: „Unbestechlich“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Christiane Balthasar
Drehbuch: Klaus Burck, Jens Anders
Musik: Michael Kadelbach
Kamera: Felix Poplawsky
Besetzung: Michael Klammer, Samia Chancrin, Maja Schöne, Alex Brendemühl, Anton Rubtsov, Christian Hockenbrink, Angelika Bartsch, Peter Sikorski
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