1948 liegt der Zweite Weltkrieg einige Jahre zurück, nun geht es darum, die Zukunft Deutschlands zu gestalten. Auch bei Familie Wolf wird die Frage heiß diskutiert, wie es mit ihrer Metallwarenfabrik weitergehen soll. Während Familienoberhaupt Eduard (Thomas Sarbacher) die Fabrik an seine Tochter Ulla (Elisa Schlott) weitergeben möchte, ist die fest entschlossen, Medizin zu studieren. Ihre Schwester Gundel (Vanessa Loibl) wiederum würde sehr gern die Fabrik unternehmen, wird von ihrem Vater aber nicht ernstgenommen. Die dritte Schwester Margot (Anna Maria Mühe) will hingegen nichts mehr mit der Familie zu tun haben, da ihr Vater ihren Mann Fritz (Bernd-Christian Althoff) ablehnt und in der Not alleine lässt. Damit hat auch ihre Mutter Christel (Katja Riemann) zu kämpfen, die ihre Mühe hat, die Familie zusammenzuhalten …
Eine Familie mit ganz viel Drama
Sie gehören fest zum Programm der öffentlich-rechtlichen Sender: groß angelegte Familiendramen, bei denen ein von Generation zu Generation weitergegebenes Unternehmen eine große Rolle spielt. In Das Weiße Haus am Rhein ging es um ein Hotel, das zwischen den Weltkriegen zum Spiegel Deutschlands wird. Süßer Rausch wiederum befasste sich mit einer Traditionsbrennerei und dem Gerangel, wer diese nach dem Tod des Vaters erben soll. In eine ähnliche Richtung ging einige Jahre zuvor die ARD-Produktion Unsere wunderbaren Jahre. Dort ist es eine Metallwarenfabrik, die für jede Menge Familienquerelen sorgt. Wobei nicht jeder der zahlreichen Streitereien direkt mit der Fabrik zusammenhängt. Das kriegen die Figuren auch ohne direkten Anlass sehr gut hin.
Tatsächlich ist die Serie eine dieser Geschichten, bei denen wirklich auf Schritt und Tritt ein neues Problem herbeikonstruiert wird. Manche der Konflikte sind dabei nachzuvollziehen. Wenn es beispielsweise darum geht, sich ein eigenes Leben aufzubauen und sich damit von den Eltern zu emanzipieren, dann ist das nahe genug an alltäglichen Erfahrungen dran, um sich darin wiederzufinden. An anderen Stellen ist die Adaption des gleichnamigen Romans von Peter Prange jedoch eine typische Seifenoper, die wirklich alles zusammenrührt, was einem so einfallen kann. In Unsere wunderbaren Jahre wird gelogen und betrogen, wird intrigiert, werden Partner ausgespannt und Geld gestohlen. Dazu gibt es vertuschte Verbrechen, dunkle Geheimnisse, die erst mit der Zeit aufgedeckt werden, auch eine Vergewaltigung darf nicht fehlen.
Viel gewollt, wenig geliefert
Dass das bei einer Laufzeit von viereinhalb Stunden ein bisschen viel ist, hat offensichtlich niemanden gestört. Im Gegenteil: Man setzte auch inszenatorisch ganz auf das große Melodrama und baute eine derart hochtrabende und aufdringliche Musik ein, als wollte man hiermit eine Parodie auf Seifenopern abliefern. Das ist schade, weil inmitten des ganzen unnötigen Ballasts durchaus interessante Aspekte in Unsere wunderbaren Jahre zu finden sind. Beispielsweise wird hier die Frage aufgeworfen, wie weit man gehen darf oder soll, um in Kriegszeiten selbst überleben zu dürfen. Die Auseinandersetzung mit dieser Frage fällt jedoch ziemlich kurz aus. Stattdessen wird gleich wieder die nächste Sau durchs Dorf getrieben, Hauptsache, es passiert irgendetwas.
Dass das Ganze in einem überzogenen Melodram endet, ist nicht nur des inhaltlichen Potenzials wegen bedauerlich. Es spielen zudem eine ganze Reihe talentierter Darsteller und Darstellerinnen mit, denen man eine bessere Geschichte gegönnt hätte. Und auch eine Regie, die dem Ensemble auch einfach mal vertraut, anstatt alles so aufbauschen zu wollen. Klar, wer diese Art Familiendrama mag, bei dem alles mindestens zwei Nummern größer ausfällt, bekommt bei Unsere wunderbaren Jahre eine ganze Menge geboten. Wer jedoch darauf hofft, wirklich etwas über die damalige Zeit zu erfahren und welche Auswirkungen diese auf die Menschen hat, der sollte sich vielleicht lieber anderweitig umsehen. Das Publikum störte das aber offensichtlich wenig, weswegen drei Jahre später eine zweite Staffel folgte, die dann in den 1960ern spielt.
OT: „Unsere wunderbaren Jahre“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Elmar Fischer
Drehbuch: Robert Krause, Florian Puchert
Vorlage: Peter Prange
Musik: Matthias Beine, William Wahl
Kamera: Felix Novo de Oliveira
Besetzung: Elisa Schlott, Vanessa Loibl, Anna Maria Mühe, Katja Riemann, Thomas Sarbacher, Hans-Jochen Wagner, David Schütter, Franz Hartwig, Ludwig Trepte
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)