Unter anderen Umständen: Dämonen

Auf Bitte von Arne Brauner (Martin Brambach) soll Jana Winter (Natalia Wörner) einen Fall übernehmen, der ihm selbst sehr nahe geht. So sind Hulda Schreiber (Alexandra Finder) und ihre Tochter Flora (Lotta Herzog) spurlos verschwunden. Ehrmann und Vater Axel Schreiber (Johannes Zeiler) ist nicht nur ein Kollege aus dem Drogendezernat, sondern ein langjähriger Freund von Brauner. Und so tut die Polizei alles, um die beiden zu finden. Die Chancen stehen jedoch nicht gut, es mehren sich Zeichen, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens geworden sein könnten. Oder vielleicht doch nicht? Schließlich stellt sich heraus, dass Hulda noch ein anderes Leben führte, von dem niemand etwas wusste …

Die Suche nach geliebten Menschen

Ein Jahr mussten die Fans von Unter anderen Umständen darauf warten, dass es wieder Nachschub gibt. Dafür ist der wieder besonders tragisch ausgefallen. Das ist man von der ZDF-Krimireihe natürlich schon gewohnt. So ging es beim letzten Film Mutterseelenallein um den brutalen Mord an einem Kind, die Spurensuche führte Winter und die anderen ins Dark Net. Bei Dämonen, dem 20. Teil des Dauerbrenners, bleibt es da im Vergleich ziemlich klassisch. Man könnte aber auch sagen zeitlos, wenn im Mittelpunkt eine Frau und ihre Tochter stehen, die spurlos verschwunden sind. Übrig bleibt der trauernde Ehemann, dem alles genommen wurde und der nun in großer Angst lebt. Ein solches Szenario ist für das Genre immer geeignet, verbindet persönliches Drama und Nervenkitzel miteinander – zumindest, wenn es gut läuft.

Bei Unter anderen Umständen: Dämonen tut es das aber nur zum Teil. So ist ein größerer Knackpunkt, dass das Hauptgeschehen immer wieder durch Szenen unterbrochen werden, welche die beiden Verschwundenen zeigen. Das ist zunächst irritierend, weil die Szenen ohne Kontext gezeigt werden, es also gar nicht klar ist, ob es sich dabei um eine Parallelhandlung oder Flashbacks handelt. Nach einer Weile klärt sich das zwar. Dennoch bleiben diese Momente Fremdkörper, die inhaltlich nie ausreichend begründet werden. Sie sind einfach nur irgendwie da, erst zum Ende hin erhalten sie eine wirkliche Funktion. Es ist nicht einmal so, dass auf diese Weise eine Charakterisierung stattfinden würde. Allenfalls als Veranschaulichung, dass die zwei Vermissten tatsächliche Menschen sind, geht das durch.

Wenig Rätsel, viel Drama

Aber auch der Kriminalfall an sich ist nicht wirklich geglückt. Zumindest ein Publikum, das gern rätselt, bekommt nicht so wahnsinnig viel zu tun. Eigentlich wird relativ früh klar, was genau da vorgefallen ist. Lediglich einige kleinere Fragen müssen an der Stelle noch beantwortet werden. Unter anderen Umständen: Dämonen tut das nicht einmal, zumindest nicht vollständig. Man machte es sich bei dem Film schon recht einfach und verwies einfach auf die titelgebenden Dämonen. Mehr hinterfragt wird da nicht. Dass die Zuschauer und Zuschauerinnen ein bisschen hilflos vor dem Geschehen stehen, welches so nicht wirklich greifbar wird, ist einkalkuliert. Vielleicht war es Autorin Zora Holt, die schon zuvor mehrere Drehbücher für die Reihe geschrieben hat, auch einfach egal.

Das zugrundeliegende Thema ist dabei natürlich schon realistisch. Realistischer, als es einem lieb sein kann, wie eine später eingeblendete Texttafel verdeutlicht. In Unter anderen Umständen: Dämonen gewinnt dieses durch die Umstände noch eine besonders perfide Note hinzu. Inhaltliche Irrelevanz kann man dem Film also kaum vorwerfen, weswegen es prinzipiell schon gut ist, wenn sich das ZDF an das alles heranwagt. Nur wäre es wirkungsvoller gewesen, wäre dies innerhalb eines besseren Films geschehen. Das Ergebnis ist kaum spannend, bleibt nur an der Oberfläche und hat an entscheidenden Stellen nur Klischees zu bieten.