In der Stadt Kozikhode, im indischen Bundesstaat Kerala, wird ein Patient ins Government Medical College aufgenommen, dessen Zustand sich von Stunde zu Stunde verschlechtert. Seine Symptome wechseln von Fieber hin zu Erbrechen und heftigen Anfällen. Nach ersten Tests, durchgeführt von Chefarzt Doktor Suresh Rajan (Kunchako Boban), bestätigt sich der Verdacht eines Mediziners, dass es sich bei der Erkrankung um das hochansteckende Nipah-Virus handelt. Schon nach kurzer Zeit werden noch weitere Patienten in Krankenhäuser der Stadt eingeliefert, die ähnliche Symptome aufweisen und nach einiger Zeit sterben. Eine Krankenschwester, die den ersten Patienten betreute, ist eines der ersten Opfer und ihr Tod nimmt die anderen Mediziner stark mit. Klar ist, dass bald und schnell gehandelt werden muss, sodass mit staatlicher Unterstützung ein Krisenteam ins Leben gerufen wird, welches sich nicht nur um die gegenwärtigen Patienten kümmert, sondern vor allem bedacht ist, die Ansteckungswege zu verfolgen.
Aufgrund der Anzahl der Erkrankten und der Toten dauert es nicht lange und Panik macht sich in der Bevölkerung breit, ebenso wie eine Anzahl von Verschwörungstheorien, die einen ausländischen Giftgasanschlag vermuten. Doktor Rajan und Doktor Annu (Parvathy Thirovothu) versuchen derweil die Kette der Infizierten nachzuverfolgen, doch ihre Zeit wird knapp, denn mit jeder weiteren Minute steigt die Panik und damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Regierung gänzlich das Ruder im Krisenteam übernimmt.
Die Welt muss das wissen
Binnen weniger Wochen nach dem Kinostart avancierte Virus in Indien zu einer der erfolgreichsten Filme aus Kerala. Für Regisseur Aashiq Abu ist dies sicherlich nicht nur aus kommerzieller Hinsicht ein Erfolg. Es ging ihm und seinem Team vor allem darum, die Geschichte des Nipah-Virus Ausbruchs von 2018 zu erzählen, der zehn Menschen, die damals starben, sowie der Mediziner und Politiker, die schnell und entschlossen handelten. Im Kontext der Corona-Pandemie sieht Abu die Reaktion von damals als eine Art Modell, von dem man eine mögliche Lösung lernen kann, die Wissenschaft und Politik miteinander verbindet.
Die zweieinhalb Stunden Laufzeit von Virus wirken von ihrer Aufteilung her, als ob der Film ursprünglich als eine Mini-Serie geplant worden war. Nach einer kurzen Einführung zu den wichtigen Charakteren (zu reichlich deplatziert wirkender Musik) kommt es zu den ersten Fällen und zur ersten Panik, bevor man schließlich dazu übergeht, ein Krisenteam zu bilden. Danach macht das Drehbuch scheinbar einen Schritt vor und einen zurück, denn immer wieder werden zum einen die Vorgeschichten der Ärzte und der Infizierten erzählt sowie einige Melodramen der Mediziner, die erzählerisch wie auch ästhetisch das eventuell intendierte TV-Format bestätigen. So richtig legitimieren kann Aashiq Abu die Länge seines Filmes jedoch nicht, da er sich narrativ immer um dieselben Probleme und Themen dreht, was vor allem in puncto Spannungsaufbau nicht sonderlich gelungen ist. In erster Linie sind es die erwähnten Vorgeschichten, die außerhalb einer menschlichen Ebene, auf die der Regisseur abzielte, nichts zur Handlung beitragen. Sequenzen wie die Nachverfolgung der Infektionsketten oder die Dialoge des Krisenteams haben hingegen durchaus ihren Reiz und man sich wundert, warum man hier nicht mehr den Fokus darauf gelegt hat.
Ewiges Auf und Ab
Auch tonal ist Virus ein ähnliches Auf und Ab wie die Erzählweise. Auf der einen Seite sind Passagen aufgrund der Bilder, des Schnitts und vor allem der Musik unnötig aufgebauscht, während andere sehr nüchtern geraten sind und manchen Filmfan wohl an thematisch ähnlich angelegte Filme wie Steven Soderberghs Contagion erinnern werden. Schauspielerisch sieht dies nicht viel anders aus, wobei zu sagen ist, dass Virus als Ensembleleistung zu sehen ist. Einzig Parvathy Thirovothu könnte einen nachhaltigeren Eindruck hinterlassen. Sie spielt ihre Rolle als Ärztin ohne melodramatische Noten wie bei ihren Kollegen und betont vielmehr die faktenorientierte Forscherin, der die wichtige Aufgabe zukommt, die Infektionswege zu erforschen und Kontaktpersonen aufzusuchen.
OT: „Virus“
Land: Indien
Jahr: 2019
Regie: Aashiq Abu
Drehbuch: Mushin Parari, Suhas-Sharfu
Musik: Shushin Shyam
Kamera: Rajeev Ravi, Shyu Khalid
Besetzung: Kunchako Boban, Indrajith Sukumaran, Asif Ali, Tovino Thomas, Revathi, Parvathy Thirovothu, Poornima Indrajith
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