Als eine junge Journalistin tot aufgefunden wird, führt die Spur zu der bekannten Influencerin Bonnie von Laer (Johanna Ingelfinger). Doch was hatten die beiden Frauen miteinander zu tun? Kommissar Overbeck (Roland Jankowsky) fühlt sich bei den Ermittlungen sofort in seinem Element, sieht er sich selbst doch als künftigen Star am Internet-Himmel. Georg Wilsberg (Leonard Lansink) wiederum hat seinen eigenen Grund, weshalb er sich für den Fall interessiert, wollte die Verstorbene doch offensichtlich seine Dienste als Privatdetektiv in Anspruch nehmen. Währenddessen ist Ekki Talkötter (Oliver Korittke) damit beschäftigt, das Image der Finanzbehörde aufpolieren zu wollen und sucht seinerseits professionelle Hilfe …
Uninspirierte Influencer
Dass man bei Wilsberg eine gewisse Skepsis gegenüber der modernen Technik pflegt, ist kein Geheimnis. Immer mal wieder werden beim ZDF-Dauerbrenner Auswüchse einer durchtechnologisierten Gesellschaft angesprochen und dabei meist kritisiert. So prangerten beispielsweise Ins Gesicht geschrieben und Überwachen und belohnen an, wie wir uns durch Apps zu gläsernen Menschen machen und uns letztendlich nicht mehr selbst gehören. Bei Folge mir ist es weniger eine App, die für Ungemach sorgt. Stattdessen nahm man sich beim 78. Film der Krimireihe eines anderen Phänomens an, welches mit unserer aktuellen Gesellschaft verbunden ist: Influencer.
Dass das ein dankbares Thema ist, steht außer Frage. Zahlreiche Filme haben in den letzten Jahren dieses aufgegriffen, in den unterschiedlichsten Genres. Kürzlich war mit Tatort: MagicMom auch der Krimi-Primus an dem Stoff interessiert. Das wiederum bedeutet, dass man sich schon ein bisschen etwas einfallen lassen sollte, wenn man sich da selbst einreihen möchte. Bei Wilsberg: Folge mir fehlen solche Einfälle jedoch. Ob es nun Bonnies Aktivitäten sind oder auch Overbeck, der sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen will, ein bisschen zu fachsimpeln: Das Drehbuch ist nicht gerade Beispiel größter Kreativität, sondern wirkt eher so, als habe eine künstliche Intelligenz dieses aus bekannten Versatzstücken zusammengesetzt.
Kuddelmuddel und schwacher Krimi
Verstärkt wird dieser Eindruck durch ein Problem, mit dem die Reihe häufiger zu kämpfen hat: Es müssen irgendwie die ganzen Figuren integriert werden. Während die Kombination aus Privatdetektiv und Polizei noch einigermaßen plausibel ist, ist es schon schwieriger, einen Finanzbeamten und eine Anwältin zu rechtfertigen, die hier mit ihren eigenen Geschichten zu kämpfen haben. Und als wäre das nicht schon genug, taucht in Wilsberg: Folge mir auch Merle (Janina Fautz), die Patentochter von Hauptkommissarin Anna Springer (Rita Russek), mal wieder auf, dieses Mal für eine Wohnungssuche. Das Ergebnis ist ein Kuddelmuddel aus Themen und Charakteren, die innerhalb von 90 Minuten immer mal wieder zusammengeworfen werden, ohne dass daraus eine wirkliche Geschichte würde. Da fehlt dann doch ein Gesamtkonzept.
Das fällt auch deshalb negativ auf, weil der Kriminalfall und damit das Herz des Films so schwach ist. Nicht nur dass er immer wieder völlig an den Rand gedrängt wird, weil man sich mit allem Möglichen beschäftigt, nur nicht der Frage, wer die Frau getötet hat. Die Auflösung ist zudem sehr unbefriedigend, weil völlig willkürlich. Da wird dann mal wieder ein Grund aus dem Zylinder gezaubert, da man nun einmal einen zum Schluss brauchte. Egal welchen. Fans dürfen trotzdem Spaß haben, gerade an der Dynamik zwischen den Figuren, die sich in all den Jahren gefestigt hat. Wer aber einen guten Krimi sehen will, der ist bei Wilsberg: Folge mir an der falschen Adresse. Es gab auch schon originellere Szenarien und bessere Teile im Laufe der Zeit, weshalb man nicht viel verpasst, sollte man hier einmal den Fernseher ausgeschaltet lassen.
OT: „Wilsberg: Folge mir“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Martin Enlen
Drehbuch: Mariann Kaiser
Musik: Matthias Weber
Kamera: Philipp Timme
Besetzung: Leonard Lansink, Oliver Korittke, Patricia Meeden, Rita Russek, Roland Jankowsky, Francis Fulton-Smith, Janina Fautz, Johanna Ingelfinger, Werner Wölbern, Claudia Mehnert, Michel Diercks
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