Der schönste Tag im Leben von Allison (Florence Pugh) steht bevor, wird sie doch ihre große Liebe Nathan (Chinaza Uche) heiraten! Zumindest war das der Plan. Doch all das ändert sich, als sie eines Tages in die Stadt fährt, um ihr Hochzeitskleid anzuprobieren, und dabei einen Autounfall verursacht. Während sie selbst mit einigen Verletzungen davonkommt, sterben ihre künftige Schwägerin Molly (Nichelle Hines) und deren Ehemann Jesse (Toby Onwumere). Ein Jahr später ist nichts mehr, wie es war. Die Beziehung ist gescheitert, Allison hat ihren Job verloren, ist abhängig von Medikamenten und lebt wieder bei ihrer Mutter Diane (Molly Shannon). Als sie sich dazu durchringt, eine Sitzung der Anonymen Alkoholiker zu besuchen, trifft sie auf Daniel (Morgan Freeman), den Vater von Nathan und Molly, der selbst an der Sitzung teilnimmt. Immer wieder werden sich die beiden im Anschluss treffen. Und auch dessen Enkelin Ryan (Celeste O’Connor), die seit dem Tod ihrer Eltern bei ihm lebt und selbst die Kontrolle über ihr Leben verloren hat, nähert sich ihr wieder an …
Zwischen Sucht und Trauma
Auch wenn Zach Braff in erster Linie als Schauspieler bekannt ist, allen voran natürlich für die Hitserie Scrubs, so zeigt er doch immer mal wieder Ambitionen, eigene Geschichten zu erzählen. Die Ergebnisse waren bislang aber gemischt. Während Garden State, mit dem er 2004 sein Debüt als Regisseur und Drehbuchautor gab, gute Kritiken erhielt und einen gewissen Kultstatus erreichte, ging sein zweiter Film Wish I Was Here zehn Jahre später ziemlich unter. Die zum Teil per Crowdfunding finanzierte Tragikomödie hinterließ weder an den Kinokassen noch bei Kritikern und Kritikerinnen größeren Eindruck. Und das gilt dann auch für A Good Person, seinen dritten Film, der hierzulande exklusiv bei Sky zu sehen ist und bei dem er einiges anders macht als zuvor.
Der erste Unterschied: Dieses Mal spielt er selbst nicht mit, während er bei den ersten beiden Filmen die Hauptrolle hatte. Auf bekannte Gesichter muss das Publikum dennoch nicht verzichten. Mit Florence Pugh (Don’t Worry Darling), Exfreundin von Braff, ist eine der aktuell besten Nachwuchsschauspielerinnen dabei. Ein Morgan Freeman ist sowieso fast immer ein Gewinn für einen Film. Vor allem Erstere darf ihrem Ruf wieder gerecht werden: Die erste Hälfte von A Good Person ist voller starker Szenen, wenn die Engländerinnen jemanden verkörpert, der zunehmend die Kontrolle über sein Leben verliert. Großen Eindruck hinterlassen dabei gerade die Momente, wenn Allison Leute von früher trifft und sie die schrecklichsten Demütigungen auf sich nimmt, nur um ihre Medikamentensucht befriedigen zu können. Pugh gelingt dabei die Gratwanderung zwischen Stärke und Schwäche, wenn ihre Figur gleichermaßen mit ihrer Abhängigkeit und ihren Erinnerungen zu kämpfen hat.
Vollgestopft und unglaubwürdig
Hätte sich Braff auf diesen Aspekt konzentriert, sein dritter Film hätte richtig stark werden können. Leider zeigt er bei seinem Wechsel von der Tragikomödie zum Drama – das ist der zweite große Unterschied – einen Hang zu dick aufgetragenem Schmalz. Das betrifft in erster Linie die zweite Hälfte, wenn es um die Annäherung der Protagonistin und der trauernden Familie geht. Grundsätzlich können solche Geschichten natürlich schon schön und bewegend sein, wenn gemeinsam ein Trauma aufbereitet wird. A Good Person gelingt es aber nicht, dies auch wirklich glaubwürdig und natürlich umzusetzen. Schon dass Allison und Daniel sich ausgerechnet bei derselben Gruppe Anonymer Alkoholiker über den Weg laufen, ist ziemlich konstruiert. Später lässt er jede psychologische Nachvollziehbarkeit vermissen, gerade im Hinblick auf Ryan, die viel zu schnell Allison wieder in ihr Leben lässt.
An anderen Stellen schießt Braff, der erneut das Drehbuch geschrieben hat, sowieso völlig übers Ziel hinaus. So überfrachtet er seine Geschichte mit anderen tragischen Vorkommnissen. Da spielt beispielsweise Gewalt in der Familie eine Rolle, die bis zu einer schweren Verletzung geführt hat, Mobbing an der Schule. Irgendwann wird Daniel sogar mit der Waffe herumfuchteln, wenn seine Enkelin sich mit einem Jungen trifft. Und auch Allison hat eine traurige Vorgeschichte, die in keinem Zusammenhang mit dem eigentlichen Thema steht. Das führt dazu, dass A Good Person völlig überfrachtet ist, mehr tut, als nötig gewesen wäre, an entscheidenden Stellen hingegen zu wenig. Klar, wer diese Art Drama gern sieht und kein Problem mit manipulativen Tendenzen hat, kommt auf seine Kosten. Für den Rest ist das hier in erster Linie vergeudetes Potenzial.
OT: „A Good Person“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Zach Braff
Drehbuch: Zach Braff
Musik: Bryce Dessner
Kamera: Mauro Fiore
Besetzung: Florence Pugh, Morgan Freeman, Celeste O’Connor, Molly Shannon, Chinaza Uche, Zoe Lister-Jones
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