Im Leben der Anwältin Cate McCall (Kate Beckinsale) geht es gerade drunter und drüber. So liefert sie sich mit ihrem Ex Josh (David Lyons) einen Sorgestreit um die gemeinsame Tochter Augie (Ava Kolker). Dafür muss sie es auch schaffen, sich endlich vom Alkohol zu lösen, dem sie schon seit einer Weile verfallen ist. Auch beruflich steht sie unter hohem Druck: Sie soll Lacey (Anna Anissimova) vertreten, die wegen Mordes im Gefängnis sitzt und jetzt ein neues Verfahren bekommt. Gemeinsam mit ihrem Assistenten Bridges (Nick Nolte) muss sie dafür alles auffahren, das sie finden kann, vom Verfahrensfehler bis zu neuen Aussagen. Dabei stößt sie selbst immer wieder an ihre Grenzen und muss sich die Frage stellen, wie weit sie für einen Sieg gehen würde …
Wenig beachtetes Gerichtsdrama
Während in den 1990er Jahren Gerichtsfilme allgegenwärtig waren und zahlreiche Blockbuster in dem Bereich produziert wurden, wurde es später recht ruhig um das Genre. Nur selten werden überhaupt noch Filme in diese Richtung gedreht. Von wenigen Ausnahmen wie The Trial of the Chicago 7 einmal abgesehen, gehen diese meistens auch unter. Einer dieser wenig beachteten Filme ist Anklage: Mord – Im Namen der Wahrheit aus dem Jahr 2013. In den USA floppte das Drama komplett, auch wenn ein paar bekanntere Leute spielen. Hierzulande wurde es ausschließlich auf DVD veröffentlicht, dürfte dabei ebenfalls nicht übermäßig aufgefallen sein. Immerhin, die US-amerikanische Produktion ist immer mal wieder im Fernsehen zu sehen.
Wobei der Film auch nur bedingt mit dem zu vergleichen ist, was man von solchen Gerichtsfilmen erwarten würde. Oft handelt es sich dabei um Justizthriller, bei denen sich beide Seiten richtig viel an den Kopf werfen, während parallel nach Spuren gesucht wird. Letzteres kommt in Anklage: Mord – Im Namen der Wahrheit schon auch vor. Bei ihrem Versuch, die Verurteilte wieder freizubekommen, muss Cate natürlich wissen, was genau vorgefallen ist und wo es Ansatzpunkte gibt. Doch die Szenen vor Gericht sind kurz. Sie sind auch nicht übermäßig spannend, obwohl es an manchen Stellen akute emotionale Ausbrüche gibt, welche das Publikum mitreißen sollen. So ganz funktioniert das aber nicht, dafür ist das alles zu forciert, eine Eskalation mit Ansage.
Eine Anwältin in der Krise
Der eigentliche Schwerpunkt liegt aber eh woanders. So ist der Fall um eine mutmaßliche Mörderin zwar ein wichtiger Faktor im Leben von Cate, der sie beruflich zurück auf die Gewinnerstraße bringen würde. Aber es ist eben nur ein Element in dem Porträt einer Frau, die in einer tiefen Krise steckt und an allen möglichen Fronten kämpft. Das Ergebnis ist solide. Die englische Schauspielerin Kate Beckinsale (Jolt) darf sich in Anklage: Mord – Im Namen der Wahrheit von einer hässlicheren Seite zeigen, wenn ihre Figur sich in Selbstmitleid und Alkohol badet. Das superintensive Drama wird nicht daraus, aber es erfüllt doch seinen Zweck, auch wenn man nicht immer ganz sicher sein kann, ob man nun für oder gegen Cate sein sollte. Dafür ist sie zu ambivalent.
Damit zusammen hängt ein anderes Thema: Regisseurin und Drehbuchautorin Karen Moncrieff (The Keeping Hours) wagt sich an die immer wieder heikle Frage, ob beim Kampf für Gerechtigkeit der Zweck die Mittel heiligt. Grundsätzlich ist da einiges dabei, was Diskussionen wert wären. Leider lässt sich Anklage: Mord – Im Namen der Wahrheit dabei aber zu äußerst fragwürdigen Szenen und Entscheidungen mitreißen, die mehr Selbstjustiz als Justiz sind. Daraus hätte man prinzipiell zwar schon einen Film machen können, der sich mit Korruption, Amtsmissbrauch und Moral auseinandersetzt. Dafür bleibt er aber zu sehr an der Oberfläche, lässt sich nie genug aus das alles ein. Insgesamt reicht es daher nur zu einem durchschnittlichen Genrevertreter, bei dem deutlich mehr möglich gewesen wäre.
OT: „The Trials of Cate McCall“
Land: USA
Jahr: 2013
Regie: Karen Moncrieff
Drehbuch: Karen Moncrieff
Musik: Peter Nashel
Kamera: Antonio Calvache
Besetzung: Kate Beckinsale, Nick Nolte, Clancy Brown, David Lyons, Ava Kolker, Mark Pellegrino, James Cromwell, Anna Anissimova
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