Babylon AD
© Leonine

Babylon A.D.

Babylon AD
„Babylon A.D.“ // Deutschland-Start: 11. September 2008 (Kino) // 16. April 2009 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

In der Zukunft haben diverse Kriege und Klimaerwärmung die Lebensumstände in vielen Teilen der Welt unerträglich gemacht. Schleuser und Kriminelle haben Hochkonjunktur, wenn es darum geht, Menschen in Länder wie die USA zu schmuggeln, wo sie auf ein besseres Leben hoffen. Dort ist der Söldner Toorop (Vin Diesel) aber polizeilich gesucht, weshalb er sich in Osteuropa seinen Lebensunterhalt mit unterschiedlichen Aufträgen verdient. Eines Tages macht ihm der Schleuser Gorsky (Gérard Depardieu) ein Angebot, was Toorop nicht ablehnen kann. Im Austausch gegen eine neue Identität und einen neuen amerikanischen Pass sowie eine üppige Bezahlung soll er die junge Aurora (Mélanie Thierry) und ihre Schutzbefohlene, die Nonne Rebecca (Michelle Yeoh), in die Vereinigten Staaten schmuggeln.

Dabei verbietet ihm Rebecca, mit Aurora direkt zu kommunizieren und die sensible Frau vor jeglichem Kontakt mit der Außenwelt zu schützen. Zunächst denkt sich der Söldner nichts dabei, bis er einige Dinge an der jungen Frau bemerkt, die mehr als ungewöhnlich sind, beispielsweise ihre Aura, die selbst Fremde für sie einnimmt, ihr Wissen über Dinge, die sie unmöglich kennen kann und vieles andere. Ihm ist klar, dass es sich bei seinem Auftrag um weit mehr handelt, als das übliche Schmuggelgeschäft und es dauert nicht lange, bis Toorop sich der ersten Feinde erwehren muss, die Aurora entführen wollen.

Eine ambitionierte Vision

Der große kommerzielle Erfolg seines Thriller Gothika ermöglichte es Regisseur und Schauspieler Mathieu Kassovitz (Die purpurnen Flüsse), eine Produktionsfirma zu gründen, mit der er weitere, persönliche Projekte in Angriff nehmen konnte. Zu diesen zählte zweifelsohne die Verfilmung von Maurice Dantecs Science-fiction-Roman Babylon Babies, der das bis dahin kostspieligste Projekt des Filmemachers darstellt. Die Geschichte greift gleich viele Themen auf, vom Klimawandel bis hin zu Einwanderung, wobei vor allem eine sehr philosophische Rahmung Fragen über den Wert des Menschen stellt.

Ambitioniert ist die Vision, die Kassovitz verfolgt, ohne Frage, wenn man sich alleine die Sets ansieht oder die Massenszenen, die er inszeniert. Auch erzählerisch und thematisch hat sich Babylon A.D. einiges vorgenommen, auch wenn man viele dieser Aspekte auf eher oberflächlicher Ebene behandelt, wofür es viele Gründe geben mag. Zum einen mag dies an der Kinoversion liegen, von der sich der Regisseur distanzierte, oder generell an einem Problem mit dem Drehbuch, was zwar die Themen des Romans erkennt, aber nicht die richtige Sprache findet, diese zu behandeln. Die philosophischen, teils sogar theologischen und spirituellen Aspekte, auf die immer wieder angespielt wird, nehmen dafür schon etwas mehr Raum ein, können aber nur bedingt überzeugen und sind teils sogar arg hanebüchen, was gerade in dem enttäuschenden Ende bestätigt, was den ein oder anderen Zuschauer sicherlich skeptisch machen wird.

Die Schwachen und die Starken

Interessanter sind dabei schon die sozialen Strukturen dieser dystopischen Gesellschaft. Der von Vin Diesel gespielte Toorop ist einer der Starken, die es gelernt haben, in dieser Welt zu überleben und der seinen Zynismus dabei wie einen Schutzschild vor sich her trägt. Schauspielerisch ist das sicherlich auf einer Ebene mit Diesels Rollen in Pitch Black, wobei im Unterschied zu diesem Projekt ihm gegenüber einige schauspielerische Schwergewichte zu finden sind. Insbesondere eine Darstellerin wie Michelle Yeoh verkörpert innerhalb der Handlung eine Komponente, die in dieser Welt nicht oder nur selten zu finden ist, nämlich Anteilnahme und Gnade, was sich auch in dem einfühlsamen Spiel der Darstellerin wiederfindet. Depardieu und Rampling hingegen wirken wie Karikaturen der Mächtigen, die das Weltgeschehen lenken. Bisweilen fragt man sich als Zuschauer, warum die Handlung sich nicht mehr Zeit nimmt, diese Welt, besonders die ersten Hälfte, etwas mehr zu beleuchten, was vielleicht gewinnbringender gewesen wäre.

Credits

OT: „Babylon A.D.“
Land: Frankreich
Jahr: 2008
Regie: Mathieu Kassovitz
Drehbuch: Mathieu Kassovitz, Éric Besnard
Vorlage: Maurice Dantec
Musik: Atli Ürvarsson
Kamera: Thierry Arbogast
Besetzung: Vin Diesel, Michelle Yeoh, Mélanie Thierry, Charlotte Rampling, Gérard Depardieu, Lambert Wilson, Mark Strong

Trailer

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Babylon A.D.
fazit
„Babylon A.D.“ ist eine Mischung aus Science-Fiction und Action, die sich viel vornimmt, der es aber vor allem in puncto Drehbuch an der nötigen Finesse fehlt, diese Ambitionen umzusetzen. Mathieu Kassovitz legt erneut einen Film vor, der sich in seinen Themen und Figuren verrennt und anstatt auf Tiefe Wert auf andere Aspekte wie Effekte legt.
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