Chopper
© capelight pictures
Chopper
„Chopper“ // Deutschland-Start: 24. März 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Die meiste Zeit seines Lebens hat Mark „Chopper“ Read (Eric Bana) in Gefängnissen verbracht, meist wegen kleiner Delikte, auch wenn viele ahnen, dass er schon schlimmere Verbrechen auf dem Gewissen hat. Diskretion und Verschwiegenheit gehören ebenso nicht zu den Charaktereigenschaften Marks, der sich gegenüber seinen Mitgefangenen immerzu brüstet, wie viele er schon umgebracht habe und mit wem er sich als Nächstes anlegen werde. Nachdem ihn sein Zellengenosse und Freund Jimmy (Simon Lyndon) angegriffen hat, erzwingt Mark mit teils extremen Mitteln eine Verlegung in ein anderes Gefängnis, in welchem er den Rest seiner Strafe abbüßt.

Wieder auf der Straßen Melbournes ist Chopper jedoch alles andere als ruhig, verhält sich paranoid und aggressiv und vermutet in jedem seiner Mitmenschen jemanden, der ihm ans Leder will. So droht das Wiedersehen mit einem seiner früheren Opfer, dem Drogendealer Neville (Vince Colosimo), immer wieder zu eskalieren, weil ihm Mark seine friedlichen Absichten nicht abkauft. Auch eine Treffen mit einer Prostituierten verläuft anders als geplant, denn als Chopper vermutet, sie würde eine Affäre mit Neville hinter seinem Rücken haben, wird er brutal und ist nun tatsächlich entschlossen, seiner Wut gegen den Drogendealer freien Lauf zu lassen. Da sich die Polizei, mit der Chopper immer wieder in Kontakt tritt, für die Geschäfte Neville wie auch seine Sicherheit nicht interessieren, nimmt Mark die Sache selbst in die Hand, mit blutigen Folgen. Nun setzt er zum Rundumschlag an, nicht nur gegen Neville, sondern auch gegen Jimmy, der in einem dreckigen Apartment in der Stadt wohnt. Doch die Unterwelt hat langsam genug von der tickenden Zeitbombe namens Mark Read und es wird ein Kopfgeld auf ihn ausgeschrieben.

Gewalt und die Täter

Bereits zu seinen Lebzeiten galt Mark „Chopper“ Read als eine provokante Persönlichkeit, die sich in mehreren Büchern, welche teils zu Bestsellern wurden, über seine Taten ausließ, jegliche Reue vermissen ließ und seine Verbrechen gar glorifizierte. Die Kontroversen rund um Read interessierten auch Regisseur Andrew Dominik, der seit seinem Abschluss an der Filmschule versucht hatte, in der australischen Filmindustrie Fuß zu fassen. Ausgehend von Reads Werk Chopper: From the Inside wurde eine Geschichte rund um diesen erzählt, die sich aber ausdrücklich nicht als biografisch versteht, sondern vielmehr, wie Dominik in einem Statement erklärt, der Frage nachgeht, was Gewalt eigentlich mit dem Täter macht.

Selbstredend war auch die Veröffentlichung von Chopper, wie der Film dann hieß, von Kontroversen begleitet, gerade weil die Geschichte den Täter und nicht dessen Opfer in den Fokus nimmt. Andere Vorwürfe, der Film würde die Handlungen glorifizieren und wäre auf Reads Narrativ hereingefallen, missverstehen Dominiks Ansatz, der seinen Protagonisten keinesfalls in einem positiven Licht darstellt. Vielmehr ist Eric Banas Darstellung Reads wie auch der narrative Ansatz so etwas wie ein Einblick in die Psyche eines Menschen, der sich durch Gewalt ebenso definiert wie auch ein übersteigertes, zutiefst paranoides Weltbild, in dem jeder eine potenzielle Bedrohung ist. Dieser Chopper ist näher an den Protagonisten von Oliver Stones Mediensatire Natural Born Killers, auch wenn ihm ein reales Vorbild zugrunde liegt. Chopper hat verstanden, was die Welt von ihm will, gerade die Medien und bedient nun dieses Narrativ, was ihn in vielen Szenen am Rande der Karikatur ansiedelt, was aber durchaus von ihm so gewünscht ist.

Selbstdarsteller und der Ruhm der Nachwelt

Die Inszenierung und das Schauspiel zeigen einen zutiefst gestörten Menschen, für den es kein Mitleid gibt, auch wenn er noch so sehr darum bettelt. Eric Bana gelingt als Mark Read eine wahre Tour-de-force als ein Mensch, der immer weiter zu eskalieren droht und der sich in erster Linie Zuschauer für seine Taten erhofft. Die Kamerafahrten wie auch der Schnitt betonen das medienwirksame Narrativ eines Selbstdarstellers, der nicht anders kann, als, wie er es selbst sagt, immer wieder etwas dazu zu erfinden, damit das Publikum etwas hat, an dem es sich „erfreuen“ kann. Da stört es auch fast nicht, dass Chopper im Grunde genommen keine wirklich kohärente Geschichte zu erzählen hat, folgt man als Zuschauer doch vielmehr dem Protagonisten mit einer Mischung aus Faszination und Ekel.



(Anzeige)

Chopper
fazit
„Chopper“ ist eine faszinierend-verstörende Geschichte über einen Selbstdarsteller und Verbrecher. Andrew Dominik gelingt ein Film, der dreckig und widerlich ist – ebenso wie sein Protagonist – und dem man das Fehlen einer eigentlichen Geschichte schon allein deswegen nicht übel nimmt, weil der Zuschauer so gefesselt ist von Eric Bana als Mark Read.
Leserwertung0 Bewertungen
0
7
von 10