Cloud Atlas
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Cloud Atlas
„Cloud Atlas“ // Deutschland-Start: 15. November 2012 (Kino) // 12. April 2013 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

1849 begibt sich der Anwalt Adam Ewing (Jim Sturgess) auf eine Seereise, die ihm klar macht, wie unmenschlich der Umgang mit Sklaven ist. 1936 arbeitet der junge Komponist Robert Frobisher (Ben Whishaw) an einem Stück, welches sein Meisterwerk werden soll. Die Journalistin Luisa Rey (Halle Berry) ist 1973 einem Atomskandal auf der Spur. Der Londoner Verleger Timothy Cavendish (Jim Broadbent) landet 2012 in einem Seniorenheim, aus dem er unbedingt wieder heraus will. 2144 stößt die geklonte Kellnerin Sonmi-451 (Doona Bae) eine Revolution an.  2346 erzählt der greise Ziegenhirte Zachry (Tom Hanks) Geschichten aus einer Zeit, bevor die Welt untergegangen ist …

Annäherung an ein unverfilmbares Buch

Es gibt sie immer wieder, die Bücher, von denen es heißt, sie seien nicht verfilmbar. Die Gründe dafür können sehr unterschiedlich sein. Bei Der Herr der Ringe war es sicherlich der Umfang des Abenteuers, welches eine Adaption für die Leinwand erschwerte. Bei anderen ist eher das Problem, dass die Sprache eines Romans ein so fester Bestandteil ist, dass ohne diese einfach etwas fehlt. Per Anhalter durch die Galaxis ist ein Beispiel dafür. Während bei vielen Werken dennoch Mittel und Wege denkbar sind, wenngleich diese mit größeren Mühen verbunden sind, sind manche tatsächlich so eigen, dass man gar nicht weiß, wie das funktionieren soll. Ein solcher Fall ist Cloud Atlas, auf Deutsch Der Wolkenatlas, ein 2004 erschienener Roman von David Mitchell, der eine derart ungewöhnliche Erzählstruktur hat, dass sich aus gutem Grund erst einmal niemand daran wagte.

Am Ende fand sich dennoch ein Trio, das dieses Abenteuer auf sich nahm. Genauer arbeiteten die beiden Schwestern Lana und Lilly Wachowski und Tom Tykwer an ihrer Version der Geschichte. Die Konstellation war unerwartet und doch irgendwie plausibel. Während die Wachowskis dank Matrix viel Erfahrung mit dem Aufbruch von Realität und großen Science-Fiction-Entwürfen hatten, wurde der deutsche Regisseur Tom Tykwer durch Lola rennt bekannt, das mit einer eigenen Erzählstruktur arbeitete und aufzeigte, wie kleine Ereignisse weitreichende Folgen nach sich ziehen können. All diese Elemente finden sich auch in Cloud Atlas wieder. Denn hier werden eine Reihe von Erzählsträngen aufgemacht, die erst einmal nichts miteinander zu tun haben und auf weit auseinanderliegenden Zeitebenen stattfinden. Die früheste ist 1849 angesiedelt, die späteste 2321. Und doch gibt es ständig Querverweise, nicht ohne Grund lautet ein deutscher Untertitel des Films „Alles ist verbunden“. Ideen in der Vergangenheit haben in der Zukunft große Auswirkungen, Seelen werden wiedergeboren, Ereignisse wiederholen sich oder kehren sich um.

Gemeinsam durch die Zeit

Um diese Verbundenheit aufzuzeigen, entschied sich das Trio für ein sehr ungewöhnliches Mittel: Es ließ das Ensemble einfach in den verschiedenen Zeitsträngen auftreten, aber mit wechselnden Rollen. Jim Sturgess etwa tritt in allen sechs Episoden von Cloud Atlas auf, wobei er nur 1849 als Anwalt Adam Ewing die Hauptrolle hat, später unter anderem einen Hotelgast und den Bruder von Adam in der letzten Geschichte 2321 spielt. Dessen Darsteller Tom Hanks wiederum war 1936 der Manager im besagten Hotel. Hauptfigur hier ist aber der Komponist Robert Frobisher, verkörpert von Ben Whishaw, der in der ersten Episode einen Schiffsjungen spielt und in der letzten einen Stammesangehörigen. Und das sind nur drei der zahlreichen Stars, welche die Wachoswkis und Tykwer für ihr Projekt gewinnen konnten. Der Effekt dieser ständigen Rollenwechsel ist kurios, zumal auch das Aussehen zum Teil drastisch verändert wurde. Es ist auch deshalb verwirrend, weil sich die einzelnen Erzählstränge ständig abwechseln. Wo in der Romanvorlage die Kapitel noch recht streng voneinander getrennt sind und lange für sich stehen, geht es im Film drunter und drüber.

Aber das ist nur ein Grund, weshalb der Film so chaotisch wirkt. Auffallend ist darüber hinaus, dass die Genres munter gewechselt werden. Während beispielsweise der Aufstand 2144 Fans von Science-Fiction-Action-Streifen anspricht, sind die Heim-Abenteuer von Timothy Cavendish im Jahr 2012 eine Komödie. Der 1973er Strang um die Journalistin Luisa Rey wiederum ähnelt Verschwörungsthrillern. Dass das alles so nicht zusammenpassen kann, ist klar. Hinzu kommt, dass die Arbeit aufgeteilt wurde: Tykwer drehte drei der Stränge, die beiden Schwestern die anderen drei. Auch das bringt automatisch Unterschiede mit sich, selbst wenn die beiden Teams sich eng bei Cloud Atlas abgesprochen haben. Am Ende kam ein Film heraus, der sicherlich einmalig ist und trotz eines fürstlichen Budgets von über 100 Millionen US-Dollar keine Kompromisse eingeht. Ein Film, über den man noch sehr viel mehr schreiben könnte und der sicherlich auch Anlass für Kritik liefert – darunter die grotesk verhunzte Sprache im letzten Zeitstrang. Aber auch ein Film, den man am besten selbst erlebt haben sollte.

Credits

OT: „Cloud Atlas“
Land: Deutschland, UK, USA
Jahr: 2012
Regie: Lana Wachowski, Tom Tykwer, Lilly Wachowski
Drehbuch: Lana Wachowski, Tom Tykwer, Lilly Wachowski
Vorlage: David Mitchell
Musik: Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil
Kamera: John Toll, Frank Griebe
Besetzung: Tom Hanks, Halle Berry, Jim Broadbent, Hugo Weaving, Jim Sturgess, Doona Bae, Ben Whishaw, James D’Arcy, Xun Zhou, Keith David, Susan Sarandon, Hugh Grant

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Golden Globes 2013 Beste Musik Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil Nominiert

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Cloud Atlas
fazit
„Cloud Atlas“ ist ein Film, den man selbst erlebt haben muss. Die auf sechs Zeitebenen stattfindende Geschichte wechselt Genres, platziert das Ensemble in neuen Rollen und sorgt auch durch ständige Wechsel für Verwirrung. Aber es ist faszinierend, wie hier das eine in das andere greift und alles in Verbindung zueinander steht.
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