Nach einem Skandalvideo und einer bekannt gewordenen Liebesaffäre ist die einstige Staranwältin Anna Conti (Désirée Nosbusch) erst einmal untergetaucht und will allen aus dem Weg gehen. Doch als sie von dem Fall der Musikerin Elisabeth „Liz“ Jordan Wind (Larissa Sirah Herden) erfährt, die ihr Baby Zara in der Badewanne ertränkt haben soll, ist sie fest entschlossen, dieser zu helfen. Einfach ist das nicht. So kann sich die Beschuldigte an nichts mehr erinnern. Dafür macht die Staatsanwältin Henry Mahn (Malaya Stern Takeda), eine frühere Referendarin von Conti, mächtig Druck. Und dann wären da noch der Vater des Kindes, der ebenfalls berühmte Musiker Matt Westphal (Daniel Sträßer), sowie dessen Schwester Kathrin (Lana Cooper), die für viel Publicity sorgen …
Start einer neuen Reihe
Dass das ZDF und arte eng zusammenarbeiten beim Programm, ist keine ganz neue Entwicklung. Jedes Jahr gibt es Filme, die auf beiden Sendern ausgestrahlt werden, jeweils mit einem größeren zeitlichen Abstand. Dass ein Film jedoch an aufeinanderfolgenden Tagen gesendet wird und das auch noch zur Prime Time am Freitag und Samstag, das ist dann schon ungewöhnlich und zeugt von einem großen Vertrauen. Offensichtlich will man richtig viel erreichen mit Conti, das als Justizkrimireihe angekündigt wird. An Ambitionen mangelt es dabei auch inhaltlich nicht, zumindest wenn man nach dem ersten Film Meine zwei Gesichter geht. Drehbuchautor Lucas Thiem hat da richtig viel eingebaut. Zu viel, wie sich bald herausstellen soll.
Die zwei Hauptthemen, die miteinander verwoben werden, sind dabei zweifelsfrei interessant und sind auch von gesellschaftlicher Relevanz. Das eine behandelt das Tabu überforderter Eltern. Was tun, wenn man mit Kindern nicht umgehen kann? Wenn man es vielleicht auch gar nicht will? Der Film zeigt auf, dass Nachwuchs nicht zwangsläufig eine Bereicherung ist, sondern Leben auch zerstören kann. Das andere Großthema in Conti: Meine zwei Gesichter ist das Musikgeschäft, das von Kunst und Stars spricht, letztendlich oft aber menschenverachtend sind. Wenn Liz und Matt quasi vor laufender Kamera zerbrechen, dann nicht allein wegen des tragischen Kindstodes, sondern weil sie dem allgemeinen Druck nicht mehr standhalten können. Es ist einfach zu viel geworden für das Paar, das an vielen Fronten kämpft und dabei nie Zeit für sich selbst hat.
Zu viel gewollt, zu wenig gekonnt
Das ist für sich genommen schon viel Stoff, funktioniert aber einigermaßen. Problematisch ist, wie hier noch viel mehr obendrauf gepackt wird. Dass beispielsweise Conti eine Vorgeschichte mit Drogen und Ehebruch hat, mag zwar zu dem medialen Rummel von Liz passen, hat der Hauptgeschichte aber nichts beizutragen. Es reicht auch nicht für eine interessante Charakterisierung. Das ist eines der großen Probleme von Conti: Meine zwei Gesichter: Ein Film, der derart stark auf Figuren aufbaut, sollte in der Hinsicht auch etwas anbieten können. Stattdessen gibt es grob angelegte Nichtigkeiten, bei denen zudem schauspielerisch einiges nicht überzeugt. Gerade die große Tragik wird nicht spürbar, sondern beschränkt sich auf plakative Hysterie.
Insgesamt krankt der Film daran, dass hier kein wirkliches Konzept vorliegt. Da wurde alles Mögliche zusammengeworfen, von Gesellschaftskritik über Familiendrama bis zu Gerichtskrimi. Man weiß hier am Schluss gar nicht, worum es eigentlich gehen sollte. Wenn dann auch noch billige Wendungen eingebaut werden und die Figuren sich wenig konsequent verhalten, hat man hier endgültig das Gefühl, dass da gleichzeitig zu viel und zu wenig nachgedacht wurde. Überzeugend ist das Ergebnis so oder so nicht, was angesichts der Bedeutung der Themen sehr schade ist. Conti: Meine zwei Gesichter übernimmt sich völlig an der selbstgestellten Aufgabe, will tiefgründig und aufrüttelnd sein, liefert aber nur willkürlich zusammengestellte Plattitüden.
OT: „Conti: Meine zwei Gesichter“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Claudia Garde
Drehbuch: Lucas Thiem
Musik: Florian Tessloff
Kamera: Moritz Schultheiß
Besetzung: Désirée Nosbusch, Malaya Stern Takeda, Larissa Sirah Herden, Maximilian Mundt, Daniel Sträßer, Lana Cooper, Gabi Gasser, Achim Buch, Halley Griffin
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