Copycat Killer – Staffel 1

Als Staatsanwalt ist Kuo Hsaio-chi (Kang Ren Wu) nicht unumstritten. Während er bei seinen Fällen auf Akribie und Details setzt, die viele seiner Kollegen übersehen und entscheidend sind bei der Fällung von Urteilen, gehen die anderen Anwälte auf Distanz zu ihm. Anstatt sich mit ihnen der Bekämpfung der Triaden in der Stadt Songyan zu widmen, geht er lieber an Tatorte, wo er nach Beweisen und den direkten Kontakt mit den ermittelnden Beamten sucht. Seine Position innerhalb der Staatsanwaltschaft sowie der Polizei wird zudem heikel, als er einen seiner Kollegen wegen Korruptionsverdacht festnehmen lässt, was ihm die Aufmerksamkeit der Medien sichert. Diese wird ihm ebenso zuteil bei einem neuen Fall, als in einem Stadtpark eine abgetrennte Frauenhand gefunden wird, die für die ermittelnden Beamten auf einen Drogendelikt oder einen Racheakt einer Gang hindeutet. Die bohrenden Nachfragen Kuos sowie diverse andere Details bringen jedoch gewisse Zusammenhänge ans Licht, die auf eine Verbindung zu einem Mord im Jahre 1995 hindeuten und damit einem Serienkiller, der bereits sein nächstes Opfer ins Visier genommen hat.

Während Kuo seine eigenen Nachforschungen angeht, erhält er Unterstützung durch die Reporterin Lu Yan-jhen (Cammy Chiang), die eine ganz persönliche Verbindung zu den Bluttaten von 1995 hat. Sie ist der Meinung, man habe damals den Falschen verurteilt, und will nun die Wahrheit herausfinden und zugleich ihrem Sender eine lohnenswerte Story bringen. Ihre Ermittlungen bleiben jedoch nicht ohne Folgen, denn nicht nur ihre Kollegen werden auf sie aufmerksam, auch der Mörder wirft ein Auge auf sie und beschließt, den jungen Staatsanwalt einer grausamen Prüfung zu unterziehen.

Gesellschaft und Medien

In ihrer Heimat wurde Miyabe Miyukis Thriller Copycat Killer zu einem Bestseller, sodass Pläne für eine Verfilmung nicht lange auf sich warten ließen. Die in Taiwan spielende Geschichte ist dabei nicht nur spannende Genrekost, sondern zudem ein Spiegel der Gesellschaft des Landes in den 90ern, wie Produzent Hank Tseng in einem Pressestatement aussagt. Die Auflösung moralischer und sozialer Werte auf der einen Seite und einer Hochphase der Medien, insbesondere des Sensationsjournalismus, auf der anderen Seite, geben Copycat Killer einen interessanten Hintergrund, der Fans von Thrillern wie David Finchers Sieben oder Mindhunters sicherlich gefallen wird.

Dass gerade diese beiden Projekte Finchers immer wieder bei Besprechungen der zehn Episoden der ersten Staffel Copycat Killer genannt werden, wundert wohl niemanden. Allein die erste Episode wirkt ästhetisch wie eine Hommage an das Bild der Großstadt, welches Fincher in seinen Werken immer wieder zeigt und verbindet mit der dunklen Motiven, die seine Figuren bestimmen. Dennoch bleiben diese Verweise in erster Linie optischer Natur oder beschränken sich auf Details, wie beispielsweise den Beweggründen des Mörders, lassen aber die Tiefe vermissen, die bei Fincher eine Rolle spielt und die Figuren erst interessant macht. Dafür legt Copycat Killer den Fokus auf die Suche nach einer Wahrheit, die im Sumpf aus Korruption, Sensationsjournalismus und einfachen Erklärungen verloren geht, was im Kontext der zehn Episoden bisweilen zu einigen Längen führt.

Ein Auge fürs Detail

Darüber hinaus muss man auch in Bezug auf andere Aspekte geduldig mit Copycat Killer sein. Gerade die erste Folge ist wegen ihrer Erzählweise und ihres Schnitts sehr kompliziert und äußerst hässlich geraten, sodass man der Geschichte nur schwer folgen kann. Das legt sich in den folgenden Episoden etwas. So kann man auch erst in den nächsten Episoden die schauspielerischen Leistungen anerkennen, wobei vor allem die Nebendarsteller angenehm auffallen. Kang Ren Wu und Cammy Chiang überzeugen zwar als Ermittlerduo, doch ihre Figuren als solche bleiben blass, da sie sich lediglich auf ihre Suche nach der Wahrheit beschränken. Diesen Charakteren dann auch noch über mehrere Folgen bei der erwähnten Suche zuzusehen, ist abermals eine Geduldsprobe, die sich nicht durchweg auszahlt.